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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Schultze, Paul: Internationale Kunstausstellung der Secession München, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0267

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Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbungen.

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machtvollen Impressionen, Orethe mit seinen Marinen.
Vocllmy hat ein Kabinettstückchen feiner Landschafts-
malerei gesandt, //. König ein reizendes Waldinterieur.
Ein Blick in meine Notizen belehrt mich, dass ich, wenn
ich überhaupt irgendwie Anspruch auf vollzählige Auf-
zählung machen will, noch eine Spalte dafür bean-
spruchen müsste. Und das überschreitet den Kähmen
meines Berichtes.

Die Landschaft leitet zum Figurenbild hinüber,
indem sie sich bevölkert. Engel's „Meeresleuchten" ist
eines der Bilder, die ihrem Problem nach noch als Land-
schaft zu fassen sind. So ausgezeichnet die Figuren
auch gegeben sind, so sehr ordnen sie sich doch dem
koloristischen Motiv der Landschaft unter. — Tiefe
Abendstimmung. Das Meer, eine weite Wasserfläche,
hinten verankerte Schüfe und rotglühende Laternen,
deren zitternder Schein lange Lichter in den Spiegel des
Wassers wirft. Ganz vorn ein Boot, eine duftige
Mädchengestalt im hellen Kleid und ein Mann, dessen
Kuder die Wasser rühren. Und wo sie eintauchen und
wo der Kiel das Wasser schneidet, da sprüht flüssiges
Silber auf. Das Mädchen taucht ihre Hand in die Flut
und auch da leuchtet silbernes Feuer auf.

Es war unserer Zeit vorbehalten, auf solche Phä-
nomene ein lyrisches Farbengedicht zu komponiren.

SCHULTZE-NA UMBURG.

BÜCHERSCHAU.

Wappenzeichnungen, Hans Baidung Grien's in Koburg.
Ein Beitrag zur Biographie des oberrheinischen Meisters
von Robert Stiassny. Mit 16 Tafeln in Autotypie aus der
Hofkunstanstalt Angerer & Göschl. (Sonderabdruck aus
der Zeitschrift der k. k. Heraldischen Gesellschaft „Adler".)
Wien, C. Gerold's Sohn. 1895. 64 S. gr. 8».

Die in der Baldung-Litteratur bisher völlig übersehenen
Wappenzeichnungen bilden die größte, innerlich zusammen-
hängende Gruppe unter den Handzeichnungen des Meisters.
Etwa 100 an der Zahl, sind sie heute in privaten und öffent-
lichen Sammlungen zerstreut; im 16. Jahrhundert scheinen
sie eine Zeitlang in einer Hand vereinigt gewesen zu sein,
in der des Straßburger Chronisten Sebald Bücheler, der sie
mit den Namensaufschriften der Wappeninhaber und dem
Monogramm des Künstlers versehen hat. Die Blätter sind
zunächst darum von Interesse, weil sie den Maler im Dienste
einer Modeindustrie der Zeit zeigen, die aber unter den
Händen der erfindenden Künstler, die sich ihr widmeten, eine
erhöhte Bedeutung gewonnen hat. Offenbar je nach der
Bezahlung wurden die einzelnen Kartons mehr oder weniger
liebevoll ausgeführt. Neben den geistvollsten, namentlich in
den oberen Zwickelbildchen originellen Entwürfen, wie sie
die Tafeln VII, VIII, X, XII, XIII, XIV der Schrift Stiassny's
vorführen, begegnet man auch häufig gewöhnlichen Werk-
zeichnungen,,,Postarbeiten" von geringem, artistischem Werte,
deren Echtheit gleichwohl nicht zu bestreiten ist. Bei solchen
Blättern tritt dann das biographische Interesse in den Vorder-
grund; die Wappenherren und Besteller der Glasgemälde
bilden eine Galerie zum Teil hervorragender Zeitgenossen,
mit denen der Künstler mehr oder weniger nahe Beziehungen
unterhalten hat. Da wir urkundlich über seine Lebens-

geschichte nur dürftig unterrichtet sind, müssen alle Auf-
schlüsse über das „Milieu", in dem er sich bewegte, doppelt
willkommen geheißen werden. In diesem Sinne ist die Ar-
beit ein Beitrag zur deutschen Kultur- und Künstlergeschichte
des 16. Jahrhunderts. Besonders hervorgehoben seien die Nrn.:
8 (S. 16), 12 (S. 18), 15 (S. 21), 18 (S. 24), 19 (S. 25), 25 (S. 30),
29 (S. 33 f.), 38 (S. 40 f.), 40 (S. 42), 44 (S. 45), 50 (S. 50).
Die Anlage und Durchführung der Arbeit Stiassny's, die nur
gegenständlich zum Teil in die Heraldik fällt, ist, wenn
man von diesem naturgemäß zunächst in die Augen springen-
den Außenwerk absieht, in ihrem Wesen leunsthistorisch.
Dieser Charakter der Studie ergiebt sich aus der Einleitung
die zum erstenmale die Geschichte des Nachlasses Baidungs
zu erzählen versucht, aus den stilkritischen Bemerkungen,
mit welchen jedes bedeutendere Blatt in das Gesamtwerk
des Künstlers eingeordnet wurde, endlich aus der chrono-
logischen Folge der Aufzählung, — diese letztere ein be-
sonders mühsames Stück Arbeit, das buchstäblich zwischen
den Zeilen liegt. Im Gegensatz zu ihrer heraldisch-genea-
logischen Außenseite muss der kunstgesehichtliche Kern der
Stiassny'schen Publikation nachdrücklichst betont werden.
Sie ist ein neues Zeugnis für den Ernst und die Gewissen-
haftigkeit des begabten jungen Forschers. Druck und Aus-
führung der Tafeln sind tadellos. *

NEKROLOGE.

*„* Der Bildhauer Professor Robert Toberentx ist am
31. Juli in Rostock an den Polgen einer Erkältung, die er
sich bei einer Seefahrt im Segelboot zugezogen, im 46. Lebens-
jahre gestorben. Früher als Lehrer am Museum der bilden-
den Künste in Breslau thätig, war er seit 1891 in Berlin
ansässig, wo er sich zuletzt durch die Vollendung des von
Prof. M. Otto begonnenen Lutherdenkmals ehrenvoll be-
kannt gemacht hat.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Von der Münchener Kunstakademie. An Stelle des
in den Ruhestand tretenden Professors J. L. Raab ist der Tier-
maler Prof. Heinrich Zügel zum Lehrer ernannt worden.
Zum Nachfolger des verstorbenen Prof. W. Lindenschmit
wurde Prof. Franx Stuck bestimmt.

\* Der außerordentliche Professor der Archäologie
Dr. Milehhöfer zu Münster i. W. ist zum ordentlichen Pro-
fessor in der philosophischen Fakultät der Universität Kiel
ernannt worden.

*„* Der Bildhauer August Kiesewalter in Berlin ist zu-
nächst auftragsweise an Stelle des Professors Härtel bei der
Kunstschule zu Breslau als Lehrer für Bildhauerkunst an-
gestellt worden.

WETTBE WERBUNGEN.

%* Die Ausstellungskommission der internationalen
Kunstausstellung Berlin 1896 hat zur Erlangung eines
Plakates für die Ausstellung ein Preisausschreiben erlassen,
das sich an die Berliner Künstlerschaft richtet. Das Plakat
soll in wirkungsvoller Einfachheit die „Kunst" und „Berlin"
versinnbildlichen. Die Ausstellungskommission, die zugleich
das Preisgericht bildet, bestimmt: einen ersten Preis zu 1000 M.,
einen zweiten Preis zu 500 M. und einen dritten Preis zu
250 M. Die Konkurrenzarbeiten sind bis 20. September,
abends 6 Uhr, mit Namensunterschrift oder Motto versehen,
an das Bureau der Ausstellung, Landesausstellungsgebäude,
 
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