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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Bach, Max: Die Baumeister des Heidelberger Schlosses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0023

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL von LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Wartenburgstraße 15.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. VII. Jahrgang._1895/96._Nr. 3. 24. Oktober.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt'' monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis .September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

die baumeister
des heidelberger schlosses.

Das Dunkel, welches bisher so beharrlich über
den Meistern der beiden prächtigen Renaissancebauten
Otto-Heinrichs- und Friedrichsbau lagerte, beginnt sich
allmählich zu lichten. Bis zum Jahre 18C8 kannte man
nur die dürftige Notiz, welche schon Leger seit 1819
in den verschiedenen Auflagen seines Führers durch
Heidelbergs Schlossruinen abgedruckt hat; dort ist von
einem Schreiben die Rede, welches der Kurfürst Fried-
rich II. von der Pfalz am 27. September 1555 an die
Stadt Straßburg augenscheinlich in Bausachen richtete
und worin er seinen Werkmeister Jakob Haider er-
wähnt. Dieser Haider ist ohne Zweifel der Erbauer der
drei Türme an der Ostseite des Schlosses, welche erst
kurz vor dem Tode des Pürsten 1556 vollendet worden
zu sein scheinen;1) denn in dem genannten Briefe heißt
es ausdrücklich: ,.Dem Kurfürst war es eine große An-
gelegenheit, die angefangenen Gebäude baldmöglichst
vollendet zu sehen."

Man hat öfters Haider mit dem Bau des sog.
„Neuen Hofes" in Verbindung bringen wollen; dieser
Bau mnss jedoch, wie die Jahreszahl 1549 an den dort
angebrachten Wappen ausweist, in dem genannten Jahre
in der Hauptsache schon fertig gewesen sein. Doch
wird noch 1551 an der Gipsarbeit des großen Saales
gearbeitet, was aus einem Briefe des Kurfürsten an den
Herzog Christoph von Württemberg hervorgeht.2) Die
oben citirte Stelle vom Jahre 1555 kann sich somit

1) Vergl. A. v. Horn: Untersuchungen über die Entwick-
lung der Heidelberger Schlossbefestigung, in den. Mitteil, des
Heidelb. Sohlossv. II. 1890.

2) S. Neues Archiv f. Geschichte der Stadt Heidelberg.
III. Bd., S. S5.

nicht auf diesen Bau beziehen und ist wahrscheinlich auf
die von dem Kurfürsten neu angelegten Befestigungs-
werke zu deuten, was noch besonders dadurch bekräftigt
wird, dass Straßburg damals im Festungsbau eine große
Rolle spielte. Als Baumeister Friedrichs II. wird 1545
ein gewisser Engelhardt angeführt, welcher auch 1556
unter dem Gefolge bei dem Begräbnisse des Kurfürsten
erscheint und im Jahre 1561 das Kanzleigebäude am
Burgweg erbaut. ')

Nun fand sich in den Schlossbauakten des Groß-
herzogl. General-Landesarehivs, welche leider erst mit
dem Jahre 1602 beginnen, die Abschrift eines Vertrags
vor,2) demzufolge am 7. März 1558 auf Befehl des
Kurfürsten Otto Heinrich mit dem Bildhauer Alcxawlrr
Colins ans Mecheln ein Vertrag abgeschlossen wurde:
„alles gehaven Steinwerks, so zu diesem newen Hofbav
(d. h. dem Ottoheinrichsbau) vollent gehörig, zu haven."
Aus dem Nachtrag zu diesem Vertrage geht weiter
hervor, dass schon vorher mit Colins ein Abkommen,
„Geding", vereinbart wurde, woraus zu ersehen, dass ihm
die ganze Bildhauerkeit übertragen war. In diesem
Vertrage werden außerdem noch genannt: die beiden
pfälzischen Baumeister Caspar Fischer und Jacob Leyder,
ferner ein Bildhauer Antonj.

Damit war nun ein Künstler, welcher einen her-
vorragenden Anteil an dem Bau hatte, gefunden, aber der
eigentliche Architekt blieb unbekannt. Lübke hielt es
jedoch für wahrscheinlich, dass die genannten Bau-
meister die Visirungen entworfen haben werden.

Mit der Frage', wer wohl der Meister des Otto-
Heinrichsbaues sei, hat sich dann Theodor Alt in dieser
Zeitschrift, Jahrg. 1884, eingehend beschäftigt; er kommt

1) S. Huffschmii|d a. a. 0.

2) Erstmals veröffentlicht von Wirth im Archiv f. d. Ge-
schichte der Stadt Heidelberg. 1S68.
 
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