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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Frimmel, Theodor v.: Die neu geordneten Niederländer in der Wiener Galerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0042

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71

Bücherschau.

72

Die Aufstellung des Van-Dycksaales lässt mich kalt,
oline dass ich Verbesserungen sofort anzugeben wüsste.

Im Tenierssaal erfreut man sich daran, endlich die
Werke der beiden David Teniers aus der zerstreuten
Anordnung, in der sie bisher kaum richtig gewürdigt
werden konnten, zu einer Gesamtwirkung vereinigt zu
sehen. Die Tenierswand hier in Wien kann Bich sehen
lassen. Gegenüber ist an einem altbekannten Belvedere-
bilde die Aufschrift zweifellos verfehlt. Ich meine
den sogenannten Gyselder mit Jupiter und Mercur bei
Philemon und Baucis. Der Name, den Bredius schon
vor mehreren Jahren mündlich verbessert hat, lautet
Gyselaer. Und so steht er denn auch in der alten
dunklen Signatur geschrieben, die neben und unter der
unrichtig erneuerten nach und nach zum Vorschein kommt.

Saal XI, ehedem den Snayers'schen Kriegsbildern
eingeräumt, ist nur zum Teil von angenehmer Wirkung.
Davon wurde schon oben gesprochen.

Hier wären wir mit der Wanderung durch die
.niederländische Abteilung zu Ende, obwohl das Gedächt-
nis noch einige Gemälde der früheren Aufstellung sucht
und sucht, aber nicht finden kann. Es sind allerdings
keine Hauptwerke. Auch soll der tj'berschuss der neues-
ten Aufstellung im zweiten Stockwerk bald wieder zu-
sehen sein. Wird man wohl bis dahin in der nieder-
ländischen Abteilung ohne besonderen Führer bleiben
müssen? Es scheint fast so, denn weder bei der Er-
öffnung, noch jetzt, fast zwei Monate später, ist ein
solcher ausgegeben worden. Im Laufe von vier Jahren
haben sich auf den meisten Bildern viererlei Nummern
angesiedelt: die von der Belvedereaufstellung, die des
Engerth'sclien Kataloges, die des Führers von 1892 und
jetzt wieder die höchst überflüssigen neuen. Nur zwei
von diesen Nummern (und darunter fehlen die Engerth-
schen) sind jetzt an den Gemälderahmen angegeben.
Der große Katalog lässt sich gegenwärtig vor den
Bildern gar nicht mehr benützen. Allgemeine Übersichten
über das ganze Museum, die neuerlich mit umgearbeiteten
Abschnitten von der Galerie erschienen sein sollen,
bringen hier keine Abhilfe, die aber dringend erwünscht
wäre. Denn man ist es endlich müde geworden, seine
Zeit mit mutwillig provozirtem Nummernsuchen und
Xummernumschreiben zu vertrödeln.

Von solchen Unannehmlichkeiten abgesehen und die
Missgriffe mit Nachsicht übersehend, kann man sich recht
wohl an der Neugestaltung der Galerie erfreuen, die
sich ja auch auf die deutsche Abteilung und auf die
Modernen erstreckt, bei denen jüngst ein großer Makart
(Triumph der Ariadne) eingereiht worden ist. Um so
empfindlicher macht sich dort ein gewisser Raummangel
geltend. Wohin wollte man auch all' die modernen
Meister hängen, deren Bilder in der modernen Abteilung
noch sehnsüchtig erwartet werden? Da taucht nun
wieder das dritte neue Museum in unserer Phantasie
auf. Wir träumen von einem Generalintendanten der

Zukunft, der die Neuaufstellung der Kaiserlichen Schätze
die mit so vielen Hindernissen begonnen worden, mit
offener und sicherer Hand weiter fährt.
Wien, 11. Oktober 1895.

Dr. TU. v. FBIMMEL.

BÜCHERSCHAU.

Nyt Dansk Kunstner-Lexikon aiPL Weilbach. Kjoben-
havn, Gyldendals boghandels forlag. 1895. 8".
In den Jahren 1877—78 erschien im Verlage von A. F.
Höst & Sohn Weilbachs Dansk Kunstner-Lexikon, enthaltend
kurze Lebensnachrichten solcher Künstler — notabene bil-
dender — welche bis zu Ende des Jahres 187(5 in Dänemark
oder im dänischen Staate gelebt und gearbeitet hatten. An
dieses Werk schließt sich das Neue dänische Künstler-Lexikon
au, das kurze Lebensnachrichten der Künstler, die bis Ende
1894 in Dänemark oder im dänischen Staate gelebt und gear-
beitet haben, bringt, und eine neue vermehrte und verbesserte
Auflage des alten ist. Abgesehen davon, dass neue Artikel
hinzugekommen sind, haben die alten durch Umarbeitung
und Vergrößerung gewonnen , weil dem Verfasser neue
Quellen zugänglich geworden sind, die man am Schlüsse der
Artikel abgekürzt verzeichnet findet. R.

Atlas van Stolk. Katalogus der historie-, spot- en zinne-
]>renten betrekkelyk de geschiedenis van Nederland ver-
zameld door A. van Stolk Cz. gerangschikt en besproven
door G. van Rijn. Deel 1. Amsterdam, F. Müllers & Co.
1895. VIII, 365 S. 8».
Auch wer nicht Holländisch versteht, wird leicht heraus-
bringen, dass es sich hier um den Katalog einer umfang-
reichen Sammlung von Drucken, d. h. Stichen und Schnitten
zur Niederländischen Geschichte handelt, — bei dem Worte
„Atlas" dürfen wir eben nicht nur an Geographie denken;
denn es bedeutet jede Sammlung von Abbildungen. A. van
Stolk, bis 1891 Mitinhaber der Firma A. van Stolk und
Söhne in Rotterdam, fing vor etwa 60 Jahren, als die Preise
noch nicht durch allerhand Sammler in die Höhe geschraubt
waren, zu sammeln an und hat bis jetzt nicht weniger als
70 Mappen voll zusammengebracht, deren Inhalt von ihm
chronologisch geordnet, von G. van Rijn, einem Beamten des
Rotterdamer Gemeinde-Archivs, aber systematisch verzeichnet
worden ist. Der jetzt 80jährige Besitzer wünscht natürlich,
dass seine Sammlung einmal, auch nach seinem Tode, nicht
verzettelt werden möchte, und so ließ er sie von einem
Sachverständigen katalogisiren, um Umfang und Wert der
Sammlung zu zeigen. Van Rijn hat sich bei seiner Arbeit
nach Fred. Mullers großem Werke: „De Nederlandsche ge-
schiedenis in platen. Deel 1—4. Amsterdam 1863—82" ge-
richtet, wobei er viele Sachen gefunden hat, die bei Muller
entweder fehlen oder nicht beschrieben sind. Vor allem hat
er danach getrachtet, vollständigere Angaben als jener zu
machen, und er hat deshalb die Auf- oder Unterschriften
der Platten wörtlich wiedergegeben; wo aber keine von bei-
den zu finden, da hat er das am meisten in die Augen
fallende Wort in der Platte als Titel gebraucht, und
zwar hat seiner Meinung nach die wörtliche Wiedergabe der
Auf- und Unterschrift das Gute, dass dadurch ein anderer
Zustand eines Druckes erkannt werden kann. Die Abweich-
ungen verschiedener Zustände desselben Druckes, die Muller
überhaupt nicht oder unvollständig giebt, bringt van Rijn
ausführlich und ebenso hat er ausführlich die Drucke be-
 
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