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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Die Ausländer in Secession und Glaspalast, [5]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0050

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4

S7

auch, wie die meisten Arbeiten der Franzosen, etwas
Kühles behält, das zwar bis zu einem gewissen Grade
erhebt, aber nie erwärmt und hinreißt.

Ganz anders das große Bild von La Touche: Apo-
theose Watteau's, die in nichts an das gestellte Tableau
erinnert, sondern in jeder Faser zuckt und lebt und
ganz den Eindrnck einer lebhaften Vision macht. Besnard
hat eine schöne dekorative Leistung da, deren Zweck
nicht angegeben ist; Gottin, Lucas, Blanche Dannat,
Binct sind, wie gewöhnlich, gut vertreten; was die Vor-
züge der Arbeiten von Lj. Breslau sind, kann ich leider
dem Leser nicht interpertiren, ich weis es selbst nicht.
Aubleis und Stewarts Bilder sind diesmal ziemlich schwach
und süßlich; von Blair-Bruce sind zwei ungemein inter-
essant gemachte Meerstücke da, das eine mit delikat
gemalten Frauenkörpern als Staffage. Aber sonst haben
uns die Salons doch manches gesandt, was sie ebensogut
hätten behalten können. Zwar nicht soviel Verkaufs-
ware, wie im vergangenen Jahr, aber doch Belangloses.
Oranges Napoleon vor den Pyramiden gehört auch noch
zu den großen Historienbilderbogen, die bei uns so leicht
nicht mehr ein Akademieschüler beginnt Dabei eine
Malerei, die zwar an sich unanfechtbar, doch vollkommen
uninteressant ist.

Außerordentlich schön ist das Bild von Menard,
Adam und Eva ans dem Paradies vertrieben. Besonders
in der Landschaft steigert sich die Stimmung zu einer
heroischen Größe, die koloristisch etwa das sagt, was
zeichnerisch Führich oder Schnorr anstrebten. Im
übrigen aber zeigt sich bei den sonstigen Landschaften
der Franzosen eine entschiedene Schwäche. Stets durch-
aus tadellos, durchaus modern in der Malerei, zeigt sich
überall eine gewisse Seelenlosigkeit, ein nur äußerliches
virtuoses Erfassen der Erscheinung der Natur und kein
Durchdringen, wie es dem Germanen eigen. Deshalb ist
ein Künstler wie Thoma so typisch für die deutsche
Kunst.

Einige Nuditäten sind auch für München abgefallen,
ohne aber besonders erwähnenswert zu sein. Bourgor-
miers „Herbstvision" hat ja viel Gutes, aber man kommt
doch eben nicht darüber hinweg, dass diese Vision ziem-
lich wenig Visionäres hat und der Titel nur zum Deck-
mantel für die nackten Frauenleiber dienen mußte.
Wozu nun das Mäntelchen? Ein wenig Ehrlichkeit wäre
doch viel besser. Wir sind ja doch wohl alle Menschen
und ich kann nicht finden, dass mir der sympathischer
würde, der als gesunder Menscli nicht auch seine Freude
an dem herrlich sinnlich schönen Wuchs des Weibes
hätte. Und wenn er nun ein Künstler ist, schlägt sich
diese Freude als Kunstwerk nieder. Warum dann nun
durchaus den Schein erwecken wollen (an den ja doch
kein Mensch glaubt), als wär's ihm im Grunde um ein
ganz anderes Motiv zu thun, zu dem er eben nur als
Requisit den Frauenakt gebraucht. Dies Bemänteln
liegt weniger im Titel, der für die Leinwand ja belang-

los ist, als in den zum Kunstwerk ganz unnötigen Attri-
buten, die dem Bilde beigegeben werden. — Aber all-
jährlich wiederholt sich dasselbe Schauspiel.

Carlos Schwabe leitet, wie bei den Belgiern Khnopff,
nach England hinüber. Über seine mit Rätseln durch-
setzten Aquarelle zerbricht man sicli hier den Kopf und
bricht meist den Stab darüber. Was sie vorstellen
sollen, darüber möchte ich mich hier nicht ergehen, da
es ja doch nur darauf hinaus laufen könnte, gleichwertige
Stimmungsmomente in Worte zu fassen, denn mit dok-
trinären Weitschweifigkeiten würde man kaum weit
kommen. Ich für meine Person halte Schwabe zwar
nicht annähernd für wert, unserm Klinger das Wasser
zu reichen, dabei aber doch noch für zehnmal interessanter
und künstlerischer, als gar viele, denen das Publikum
Weihrauch streut. Und gerade an der Entrüstung, mit
der die Menge diese Blätter betrachtet, erkennt man
seinen Mangel an eigentlich künstlerischem Empfin-
den. — Von den Niederländern, Skandinaviern und
Eliten dann noch ein nächstes Mal. —

SGHULTZE-NA UMBURG.

BÜCHERSCHAU.

Tafeln zur Entwicklungsgeschichte der Schutz-
und Trutzwaffen in Europa mit Ausschluss der
Feuerwaffen vom VIII. bis XVII. Jahrhundert. Entworfen
und gezeichnet von K. Gimbel, kgl. württemb. Lieutenant
a. D. Baden-Baden, im Selbstverlag. Preis 30 M.

Da die Waffenkunde schon längst als eine Hilfswissen-
schaft der Kunstgeschichtsschreibung und folgerichtig auch
der kunstgeschichtlichen Studien von Laien anerkannt worden
ist, bedarf es keiner Begründung, wenn wir hier auf ein
Werk mühsamen Fleißes aufmerksam machen, das in erster
Linie dem Anschauungsunterricht dienen und mit seiner Hilfe
dem Beschauer die Kenntnis der Typen, die in jedem Jahr-
hundert oder doch in jedem größeren Zeitabschnitt geherrscht
haben, vermitteln will. Der Herausgeber, der selbst eine
hervorragende Waffensammlung besitzt, hat, wo es nur irgend
möglich war, sich an Originale gehalten, und nur da, wo
solche fehlen, namentlich für die frühen Epochen des Mittel-
alters, die gleichzeitigen Quellen, vornehmlich Bilderhand-
schriften, später auch Grabsteine und ähnliche Denkmaler,
zu Hilfe genommen. Auf Phantasiegebilde und zweifelhafte
Rekonstruktionen hat er sich, soweit wireskontroliren konnten,
überhaupt nicht eingelassen, Es ist selbstverständlich, dass
er auch die neueste Litteratur, insbesondere die Publikationen
von Viollet-le-Duc, Lindenschmit und Essenwein und W.
Böheims musterhafte „Waffenkunde" zu Rate gezogen hat.
Letzterer hat dem Werke ein sehr freundliches Geleitwort
auf den Weg gegeben und die Tafeln als Unterrichtsmittel
besonders für Mittelschulen, Kunstakademien und einige
kunstgewerbliche Fachschulen empfohlen. Wir möchten den
Kreis der Interessenten noch etwas weiter ziehen. Auch für
den Unterricht in den höheren Gymnasialklassen und für
historische und kunstgeschichtliche Seminare auf Universi-
täten wird das Werk, obwohl der gewaltige Stoff auf sieben
Tafeln zusammengedrängt worden ist, deren jede ungefähr
einem Jahrhundert in der Entwicklung des Waffenwesens
entspricht, noch sehr gute Dienste leisten. Den Selbstunter-
richt erleichtert der beigegebene Text. Er ist zwar knapp

Bücherschau.
 
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