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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Meyer, Alfred Gotthold: Der Wettbewerb um die Bronzethüren des Mailänder Domes
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0061

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109 Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes. — Zeitschriften, no

über den Bildschmuek der neuen l'forte die der mystisch-
feierlichen, märchenhaften Sprache des Domes ange-
messene Stimmung breiten konnte. Gleichwohl kann
und will Bianchi's Vorsehlag offenbar lediglich als eine
Anregung in diesem Sinne dienen, als eine feinsinnige
Mahnung an das, was dem Schöpfer der neuen Pforte
vor allem not thut: ein intimes Studium der Trecento-
plastik des Domes selbst, ein hingebendes Lauschen auf
die stilistische Sprache seines Riesentextes. In diesem
ist allerdings kein anderer so belesen, wie Bianchi
selbst, der seit fast zwanzig Jahren alle künstlerischen
Restaurationsarbeiten des Domes leitet, und in seinem
eigenen Schaffen — es sei an das Gegenstück zur
„Guglia" Omodeo's am Dom und an den Ausbau und vor
allem an die meisterhafte Innendekoration der altroma-
nischen Kirche S. Babila in Mailand erinnert — ein
bewundernswertes Einleben in den Geist mittelalterlicher
Kunst beweist. Es ist auffällig, den Dombaumeister
nicht in der Keine der Jurors dieses Wettbewerbes zu
finden, ') aber er hat auch als Konkurrent durch seine
eigene Arbeit anticipirend das treffendste Urteil über
die übrigen Entwürfe gefällt. Es fehlt denselben das,
was man ihrer Vorgeschichte nach von ihnen am ehesten
fordern muss: die innere Verwandtschaft mit dem Stil
des Domes und mit dem in diesem individuell gefassten
Geist echt mittelalterlicher Trecentokunst. Vielleicht
vermag Pogliaghi bei seiner endgiltigen Schöpfung diesen,
der Mahnung Bianchi's folgend, zu wahren, auch ohne
den seiner eigenen Kunst einzubüßen. Nur dann wird
er als der rechte Meister erscheinen, der berufen ist,
das Werk Brentano's und mit diesem die Vollendung
des Mailänder Domes zu beginnen!

ALFRED GOTTHOLD MEYER.

DENKMÄLER.

%* Ein Denkmal für den Theaterdichter Emil Augicr
ist am 17. November vor dem Odeontheater in Paris ent-
hüllt worden. Es ist ein Werk des Bildhauers Darrias und
besteht aus der Porträtbüste Augiers, die auf einer Pyramide
von rosenfarbenem Marmor steht. Daran befinden sich zwei
Frauengestalten, die eine, auf einer Bronzeunterlage ruhend,
ist Clorinde, die Heldin von Augiers Drama „L'Aventuriere",
die andere aufrecht stehend, die den Namen Augiers in den
Marmor einzugraben scheint, verkörpert die Komödie.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Das Landesausstellungsgebäude in Berlin wird für
die Zwecke der internationalen Kunstausstellung 1S9G unter
Leitung des Geh. Rats Ende, des jetzigen Präsidenten der
Akademie, umgebaut. Wie vor zehn Jahren, wird eine his-
torische Abteilung eingerichtet werden, die iu dem apsis-
artigen Anbau an das Hauptgebäude untergebracht werden

]) Die Jury nennt folgende Namen: Marcbese Emilio
Visconti- Vcnosta Präsident der Akademie der Brera, Marchese
Carlo Ermes Visconti, Präsident der Dombauverwaltung, die
Architekten d'' Andradc, Caniillo Boito und Landriani, die
Maler Maccari und Cavenaghi und die Bildhauer Butti und
Secchi.

soll. Der vordere Hauptteil wird die Ausstellung von
neuen Kunstwerken aller Länder aufnehmen.

A. R. Die königliche Akademie der Künste in Berlin
hat zu Ehren ihrer drei Mitglieder Andreas Achenbach,
Adolf Menzel und Julius Schräder, die in diesem Jahre ihr
achtzigstes Lebensjahr erreicht haben, eine Ausstellung im
Akademiegebäude veranstaltet. Bei der Beschränkung der
für Ausstellungs/.wecke verfügbaren Räume mussten die Ver-
anstalter der Ausstellung von vornherein darauf verzichten,
ein erschöpfendes Gesamtbild des Schaffens der drei Meister
zu geben. Von Andreas Achenbach sind nur 33 Ölgemälde,
Aquarelle und Zeichnungen, von Julius Schräder gar nur 18
aufgebracht worden. Sehr reichhaltig und vielseitig ist da-
gegen Adolf Menzel vertreten, auf dem sich in diesen Tagen
das Hauptinteresse konzentrirt. In 180 Ölgemälden, Öl-
skizzen, Gouache- und Pastellmalereien, Zeichnungen und
Studien jeglicher Art und Technik wird dem Besucher ein
Einblick in das vielgestaltige Schaffen des Meisters und seine
enorme Fruchtbarkeit gewährt, und selbst dem Menzelkenner
begegnet hier manches Studienblatt, das er zum erstenmale
sieht. Ein sehr merkwürdiges Bild, eine nur halb vollendete
Ölskizze, erscheint sogar hier zum erstenmale in der Öffent-
lichkeit, der sie der Künstler bisher aus leicht begreif-
lichen Gründen vorenthalten hat. Sie stellt das Leichen-
begängnis der Märzgefallenen von 1848 vom Berliner Gens-
darmenmarkte aus dar. Wir werden in der nächsten Num-
mer der Chronik noch ausführlicher auf die am 23. Novem-
ber eröffnete Ausstellung zurückkommen.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

*** Die freie Künstlerrercinigung in Berlin, die vor
drei Jahren aus Anlass des „Falles Münch" von 107 Mit-
gliedern des „Vereins Berliner Künstler" gegründet worden ist,
hat am 11. November ihre Jahres-Hauptversammlung abge-
halten. In den Vorstand wurden gewählt die Maler Pro-
fessor A. v. Heyden. Max Liebermann, Willi Döring, Alex.
Schmidt-Michelsen, A. Normann, Ernst Hausmann, Prof. Lud-
wig Dettmann. Diese Fraktion des „Vereins Berliner Künst-
ler" verfolgt den Zweck, „auf jede Art dafür zu wirken, dass
die Beziehungen der Berliner Künstlerschaft zu den Künst-
lerschaften in und außerhalb Deutschlands in einer für das
Berliner Kunstleben förderlichen Weise gewahrt und ge-
kräftigt werden und dass jedes individuelle künstlerische
Schaffen sein Recht finde."

VERMISCHTES.

%* Zur Erinnerung an den 80. Geburtstag Adolf Menzels
hat Prof. Max Koner von der Akademie der Künste in Ber-
lin den Auftrag erhalten, das Bildnis des Meisters für die
Akademie zu malen. Nach Vollendung des Bildes wird sich
Koner nach Düsseldorf begeben, um dort in gleichem Auf-
trage Andreas Achenbach zu porträtiren. — Der „Verein Ber-
liner Künstler" hat beschlossen, den 8. Dezember durch ein
Fest mit lebenden Bildern zu begehen, an dem der Kaiser
teilnehmen wird.

ZEITSCHRIFTEN.

Le journal des arts. 1895. Nr. 68.

Le Centenaire de la Lithographie (1795—1895). — Bulletin des
Expositions et des Ventes. — Informations. — L'Exposition de
Bordeaux. — Exposition de Tourcoing: Acquisitions. — Revue
retrospective des Ventes: I. Pils. — Stumpf. — De Beaufort.
Van Valchren. Van Wadenoyen. — Bulletin des Concours et
Expositions. — Union des Femmes peintres et sculpteurs: Regle-
ment d'exposition. — Grauds Magazins du Louvre: Programme
des Concours. — Villa de Tunis: Reglement d'exposition. —
Necvologie: Aug. Constantin'; Butor; E. P. Loltus Brook
 
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