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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Schölermann, Wilhelm: Die internationale graphische Ausstellung im Künstlerhause zu Wien, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0086

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159 Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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so viel starkes Künstlerblut, dass man bedauern rauss,
dass er nicht später als 1879 (wie im Katalog steht,
obgleich ein Blatt 1880 bezeichnet ist) seine feinen und
kraftvoll empfundenen Eindrücke auf die Platte ge-
ätzt hat. Die englische Radirkunst verliert an diesem
Begründer der Eoyal Society of Painter-Etchers eine
wertvolle Kraft.

Blickt man zurück, so erscheint diese bedeutende
Ausstellung in jeder Beziehung repräsentativ für das,
was man in der Gegenwart allerorts in der Welt zu
leisten vermag; sie ermöglicht einen Überblick über die
verschiedenen technischen Verbesserungen und Neuerungen,
sowie einen Vergleich zwischen den verschiedenen
Nationen in ihren allgemeinen und individuellen Leistungen.
Und da stehe ich, bei aller schuldigen Achtung vor dem
Auslände, nicht an, zu behaupten, dass die deutsche
graphische Kunst heuer vollgewichtig neben jeder an-
dern auftreten darf; denn da, wo sie im allgemeinen
Niveau noch etwas nachzuholen hat, ersetzt sie dieses
Manco durch einzelne herausragende Berggipfel, die das
Übrige überschauen und denen an gedankenvoller Boheit
das Ausland nichts so Originelles gegenüberzustellen
vermag.

BÜCHERSCHAU.

Musee royal de La Haye (Mauritshuis); Catalogue
raisonne des tableaux et des sculptures. La Haye, Martinus
Nrjhoff 1895. 8°, XXVI und 57ü S.

Der Katalog der Gemälde und Skulpturen des Maurits-
huis im Haag liegt uns zur Besprechung vor. Er sei ohne
lange Einleitung herzlich willkommen geheißen. Denn er
ist trefflich durchgebildet und praktisch eingeteilt; und die
Autoren A. Brcdius und De Oroot haben sich mit dem neuen
Buche zweifellos den Dank aller Freunde des Mauritshuis
erworben. Im Vorwort lassen sie dem wissenschaftlichen
Vorgänger des neuen Katalogcs, — bekanntlich ist dies der
1874er Katalog von De Stuers, — volle Gerechtigkeit wieder-
fahren (S. V und XX). Er war es denn auch, der zum ersten-
male nach einer Reihe von unkritischen Verzeichnissen (mit
eingerechnet die langen Abschnitte in De Migne's Diction-
naire des Musees und in Faber's Konversationslexikon der
bildenden Künste) den schönen Bilderbesitz in streng wissen-
schaftlicher Weise behandelt hatte. Die Beschreibungen der
Bilder sind aus dem De Stuers'schen Verzeichnis meist wört-
lich mit herüber genommen. Kleine Änderungen erweisen
sich nach den Stichproben, die wir gemacht haben, als Ver-
besserungen. Als ein Beispiel führen wir die Stelle an, wo
in der Beschreibung von Rembrandt's Anatomie davon ge-
handelt wird, dass Tulpius mit der Scheerenpincette einen
Muskel hervorzieht. Nebenbei bemerkt, ist es der flexor
digitorum communis perforans, den er gefasst hat. Bei de
Stuers steht: „jüusieurs muscles"; der neue Katalog hat richtig:
„un muscle". Die Signaturen sind neuerlich faksimilirt wor-
den. Gänzlich umgearbeitet sind viele biographische An-
gaben und kritische Notizen, die als überaus wertvoll be-
zeichnet werden müssen. In der Nummerngebung ist man
auf das Inventar von 1875 zurückgegangen, so dass freilich
in Bezug auf gedruckte Verzeichnisse wieder eine neue
Reihenfolge der Bilder zum Vorschein kommt. Wir hätten
es vorgezogen, die Nummern des Kataloges von 1874 oder

| die der kleinen Führer aus der jüngsten Zeit beizubehalten.

I Ein Anhang des Kataloges mit der eingehenden Beschreibung
der Gemälde, die aus irgend welchen Gründen in den Vorrat
haben kommen müssen, erscheint uns ebenso gelungen, als
zweckmäßig überhaupt. Dieses Mehr von Arbeit bei Ab-
fassung des Kataloges wird den Verfassern künftighin viel
unnützes Briefschreiben ersparen, da nun jedermann nach-
lesen kann, was von dem Bilderbestande er im Depot, was
in der Galerie zu suchen hat. Die äußere Erscheinung des

| Bandes ist elegant, wie man es bei einer neuen Ver-
öffentlichung der Firma Martin NijhofF nicht anders erwarten
kann. FR.

* Prof. Jens Weile hat in Bruckmann's illustrirten Reise-
führern unter Nr. 49 ein Heftchen über Pisa herausgegeben,
welches mehr bietet als die gewöhnlichen Ciceroni dieser
Gattung. Nach kurzen Bemerkungen praktischer Art über
Unterkunft, Leben, Verkehr, Lage und Klima der Stadt, giebt
der Autor zunächst einen Überblick über die Pisanei- Ge-
schichte und geht dann zur Betrachtung der Denkmäler über,
die er als Lehrer an der dortigen Universität aus langjähriger
genauer Betrachtung kennt. Die Hauptschriften über die
Kunst der Pisaner aus neuerer Zeit werden verzeichnet und
in die Beschreibung der Monumente dankenswerte selbständige
Bemerkungen eingeflochten.

NEKROLOGE.

%* Der aus Breda in Holland gebürtige Genremaler
Charles M. Webb, ein Schüler der Düsseldorfer Akademie
und besonders Camphausens, ist am 11. Dezember in Düssel-
dorf im Alter von 63 Jahren gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Der Bildhauer Professor R. Begas in Berlin ist an
Stelle des verstorbenen Bildhauers Hähnel in Dresden von
der Pariser Academie des Beaux-Arts zum korrespondirenden
Mitglied ernannt worden.

DENKMÄLER.

O Ein kolossales, "'/j m hohes Standbild der Berolina,
das nach dem Modell des Bildhauers Prof. Emil Hundrieser
von Peters in Kupfer getrieben worden ist, ist am 17. De-
zember auf dem Alexanderplatz in Berlin enthüllt worden.
Die mächtige, anmutig bewegte Gestalt eines jugendlichen
Weibes, das, mit der Mauerkrone auf dem stolzen Haupte,
die Rechte auf einen mit dem Stadtwappen geschmückten
Schild stützt, während die ausgestreckte Linke eine Geberde
des Willkommens macht, erhebt sich auf einem 6 m hohen
Postament von dunkelrotem, schwedischem Granit, dessen
Oberflächen so bearbeitet worden sind, dass das Postament
den Eindruck aufgetürmter Steinquadern macht. Dem Modell
liegt eine für den Einzug des Königs von Italien im Jahre
1889 improvisirte Augenblicksdekoration zu Grunde. Es
scheint, dass endlich die Zeit gekommen ist, wo die „Kunst-
deputation" der Berliner Stadtverwaltung eine regere Thätig-
keit zu entfalten beginnt.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Den neuesten amtlichen Berichten über die Ver-
mehrung der kgl. preußischen Kunstsammlungen ist zunächst
zu entnehmen, dass für die ägyptische Abteilung ein drei
Meter hoher Obelisk aus schwarzem Granit und für das
 
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