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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Valentin, Veit: Ein Städelkalender
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0111

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Bücherschau.

210

weg von da nach der Stadt zu längs dem Main her,
ein reizendes Blättchen (von Frl. Frz. Redelsheimer);
April: der neue Bahnhof mit seinem Menschengewühl
in der Abendzeit, wenn die großen Schnellzüge ein-
treffen: alle die eilenden Menschen suchen ein ruhiges
behagliches Heim. Nicht jeder findet es: der Künstler
zeigt uns unten das Haus, in dem er es selbst gefun-
den hat, eines der interessantesten älteren Häuser und
zwar in der Weinfrauenstraße (von B. Mannfeld); Mai:
das Cronberger Schloss und unten die Kaiserin Friedrich
(von Frl. 0. W. Köderstein); Juni: der Kossmarkt, von
der Kaiserstraße aus gesehen, einer der schönsten
Stadtprospekte aus der neueren Zeit Frankfurts, und
unten das in der Nähe befindliche Goethedenkmal, zu
dessen Füßen der Geburtstagsschmuck liegt — warum
ist das Blatt nicht dem Geburtsmonat August zugeteilt
worden? — (von E. Gies); Juli: die Hauptwache und
darunter das hinter der Hauptwache stehende Schiller-
denkmal — hätte auch richtiger das Novemberblatt wer-
den sollen! (A. B. Söhngen); August: Frankfurt von
Sachsenhausen aus: Dom, Kautenturm und Nikolaikirche
erheben sich über der Untermainbrücke, deren Zugang
landschaftlich frei gestellt ist, der schöneren Wirkung
zu Liebe, und unten die malerische Gruppe der drei
Türme mit dem eisernen Steg davor (von B. Mannfeld):
September: die neue Post und unten das Denkmal Kaiser
Wilhelms I. im Posthofe (von A. B. Söhngen); Oktober:
der Hühnermarkt mit dem neu errichteten Stoltzedenk-
mal, die Häuser wie bei der Enthüllung noch geschmückt:
hier bilden unten und oben eine Darstellung (A. B.
Söhngen); November: Städel'sches Institut und unten die
Büste des Stifters (von G. Kilb); Dezember: der Eömer
zur Weihnachtszeit: oben der Blick vom Kömerhöfchen in
die mit Tannenbäumen und Lichtern geschmückte Kömer-
halle, unten der Blick auf die Vorderseite des Kömers
bei Mondbeleuchtung (von Frl. Frz. Redelsheimer). Als
Titelblatt hat G. Kilb den „Jahreswechsel" dargestellt:
das alte Jahr, als Saturn gedacht, eine eindrucksvolle
Greisengestalt, flüchtet sich scheu vor dem zur Erdkugel
herabsteigenden neuen Jahre, einem etwas dürftig aus-
sehenden Knäbchen mit dem Ölzweige; etwas Wachstum
wird den „Kömmling" recht gut sein — dafür ist es
ja auch der erste Januar! Die rechte Stimmung für
das Ganze giebt das Vorsatzblatt: „Sylvester" von
B. Mannfeld: eine Kirche mit Kirchhof im Schnee,
während darüber aus lichten Wolken der Vollmond
scheint und am Himmel die hellen friedlichen Sterne
leuchten. Diese sämtlichen Blätter in kleinem Oktav
umschließt ein sehr geschmackvoller weißseidener Um-
schlag mit griinseidenen Bandschleifen, in der Mitte
eine kleine Radirung, eine kleine reizvolle Landschaft
mit hoheni 'Wartturm von B. Mannfeld. So ist schon
beim ersten Außenanblick der Charakter des Ganzen als
eines Werkes der Radirkunst unter der Leitung eines
trefflichen Meisters dieser Kunst deutlich ausgesprochen.

Das schöne Werk existirt bis jetzt nur in fünf-
zehn Künstlerabzügen. Es ist auch nicht beabsichtigt,
es in den Kunsthandel zu geben. Wohl aber würden
weitere Abzüge für Liebhaber hergestellt, die bei dem
Bureau des StädeFschen Instituts subskribiren müssten;
: das Exemplar würde etwa zwanzig Mark kommen. Wir
begrüßen das Werk aber nicht nur als an und für
sich tüchtige und interessante Leistung, sondern auch
als ein lebendiges Zeugnis eines neuen Geistes, der in
das Stillleben des StädeFschen Institutes eingezogen ist.

VEIT VALENTIN.

BÜCHERSCHAU.

Hermail Riegel, Die bildenden Künste. 4. völlig neu be-
arbeitete Auflage. Verlag von H. Keller in Frankfurt a. M.
Der Verfasser nennt sein Buch eine „kurzgefasste all-
gemeine Kunstlehre in ästhetischer, künstlerischer, kunst-
geschichtlicher und technischer Hinsicht." Wir haben in
unserer Litteratur nicht gerade Überfluß an derartigen
Werken. Unter den wenigen nahm RiegeFs Buch von jeher
durch seine ganze Anlage, durch die durchaus originelle Art,
in der der gewaltige Stoff durchdacht und behandelt war,
die erste Stelle ein. Das Erscheinen einer neuen Auflage
ist deshalb mit Freuden zu begrüßen, um so mehr, als die
Vorzüge, die das Buch schon in den früheren Auflagen be-
saß, in dieser noch erheblich gesteigert sind. Ks ist inner-
lich wie äußerlich gewachsen und hat sich so sehr verän-
dert, dass man fast von einem neuen Buche sprechen könnte.
Mit großer Lebhaftigkeit und Wärme, oft auch mit etwas
scharfer Betonung seiner persönlichen Stellung, namentlich
wo es sich um Fragen des modernen Kunstlebens handelt,
trägt der Verfasser seine Ansichten vor. Er vorsteht es,
das Interesse des Lesers zu wecken und ihn auch, wo es
der Gegenstand verlangt, mit sich fortzureißen. Viel trägt
dazu, wie bei dem Gründer des allgemeinen deutschen
Sprachvereins fast selbstverständlich ist, die schöne, von ent-
behrlichen Fremdwörtern freie Sprache bei, an der sich viele
unserer Kunsthistoriker ein Beispiel nehmen könnten! So
bietet das Buch in gleichem Maße Belehrung und Genuß.
Der Verleger hat sich alle Mühe gegeben, ihm ein äußerlich
schmuckes Ansehen zu verleihen; so hat er namentlich die
Zahl der Abbildungen bedeutend vermehrt und die un-
genügenden durch bessere ersetzt. Möge sich das Buch zu
den alten Freunden noch recht viele neue erwerben! E.V.

Revue internationale des archives des biblio-
theques & des musees. Tome Ier, No. 1. Archives,
No. Ibis Bibliotheques, No. lter Musees. Paris, H. Welter,
1895. gr. S°.

Diese von H. Langlois, einem Pariser Universitäts-
professor, dem Pariser Archivar Henri Stein, dem Pariser
Bibliothekar Lucien Herz, dem amerikanischen Bibliothekar
Justin Winsor, Salomon Keinach, Konservator des National-
Museums in Saint-Germain-en-Laye, und Adolfo Venturi,
Kunst-Inspektor in Rom, herausgegebene Zeitschrift wird
jährlich aus drei Heften zu je drei Abteilungen bestehen und
sich eingehender, als es z. B. archäologische oder auch reine
Kunst-Zeitschriften können, mit den Erwerbungen, den Inven-
taren, den Katalogen und den Repertorien der Museen aller
Art, — diese Abteilung der Revue kommt ja für uns allein
in Betracht, — nicht aber mit dem Personal derselben be-
 
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