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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEBAUSGEBER:

CARL von LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN

Heugasse 58.

BERLIN SW.

Wartenburgstraße 15.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. VII. Jahrgang.

1895/96.

Nr. 15. 6. Februar.

Die Kunstchrouik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis .September monatlich einmal. Der Jahrgang hostet 8 Mark und umfasst SS Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchrouik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine liewälir. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Blosse u. s. \v. an.

mittelalterliche wandgemälde
und tafelbilder aus burg karl-
stein in böhmen.')

Das, auf der vollen Höhe der heutigen Kunstwissen-
schaft und Reproduktionstechnik stehende Werk über
die denkwürdigen Malereien aus Burg Karlstein in Böhmen
bildet den ersten Band einer Serie von Forschungen zur
Kunstgeschichte des reichen österreichischen Kronlandes,
welche die hochverdiente „Gesellschaft zur Förderung-
deutscher Wissenschaft, Kunst und Litteratur in Böhmen"
herauszugehen unternommen hat.

Prof. Dr. J. Neuvnrth In Prag, der bewährte
Forscher, hat sich die Aufgabe gestellt, den geschicht-
lichen Entwicklungsgang des Kunstlehens in Böhmen
während des goldenen Zeitalters unter Karl IV, die
hohe Blüte und ihr rasches Dahinwelken auf Grundlage
der schriftlichen wie der künstlerischen Quellen bei
gleichzeitiger kritischer Würdigung der noch erhaltenen
Denkmäler längst verrauschten Glanzes zur Darstellung
zu bringen. Noch reicher als die Angaben der Ge-
schichtschreiber fließen die überaus zahlreichen, an den
verschiedensten Orten gesammelten Nachweise der Archive,
oft mit wenigen Worten wichtige Thatsaehen feststellend.
Dein internationalen Zuge, welcher ohne Beschränkung
auf lokale Mittelmäßigkeit die brauchbaren Kräfte dort-
her berief, wo er sie wirklich fand, welcher Meister aus
Frankreich ebenso wie Künstler aus Italien oder Deutsch-
land beschäftigte und an ihrem fortgeschrittenen Können
die noch zurückgebliebene Leistungsfähigkeit der Ein-
heimischen schulen ließ, verdankte Böhmens Kunstleben
während des 14. Jahrhunderts seine unbestreitbare Be-
deutung für die Kunstgeschichte überhaupt. Dass deutsche

1) Von Prof. Dr. Joseph Neuwirth. Mit 50 Lichtdruck-
tafeln und 10 Abbildungen im Texte. Prag, Calve. 1800. Fol.

Einflüsse die anfangs vorherrschenden französischen An-
schauungen zurückdrängten und die Führung übernahmen,
ergab sich aus der Stellung des böhmischen Königs, der
zugleich deutscher Kaiser war. Mitglieder des Herrscher-
hauses , Kirchenfürsten, Weltgeistliche und Mönche,
Adelige und Bürger wetteiferten in der Förderung der
Kunst. Der letzteren erwiesen sich gar manche Ideen
und Strömungen der Zeit freundlich, wie der Fronleich-
namskult, die gesteigerte Verehrung der heil. Maria
und der böhmischen Landespatrone, die unverkennbare
Neigung zu Prachtentfaltung und Repräsentation, die
Errichtung der Universität, die Pflege der Humanität,
zweckdienliche Fürsorge für bequeme Verkehrsmittel
u. dgl. Dagegen unterwühlte die unter Wenzel IV.
sich immer entschiedener gestaltende Opposition gegen
die Ausschreitungen der Reliquienverehrung, der radi-
kaler gewordene Hussitismus mit seiner Feindseligkeit
gegen Kirchenbauten und ihre Ausstattung, besonders
gegen die Bilderverehrung binnen kurzem vollständig
den Boden, auf welchem die Kunst so viele verheißungs-
volle, nun zum großen Teile unbarmherzig gebrochene
Blüten getrieben hatte. Waren unter Johann von Luxem-
burg und Karl IV. nahezu ausschließlich fremdländische
Meister für die Ausführung künstlerisch hervorragender
Aufgaben herangezogen worden, so trat unter Wenzel IV.
das zunächst an fremdländischen Anschauungen gebildete
tschechische Element mehr als früher in den Vorder-
grund; in objektiver Weise werden die Leistungen tschech-
ischer Künstler ebenso wie jene der Franzosen oder
Deutschen gewürdigt.

Den früheren Arbeiten Neuwirlhs auf dem ge-
schilderten Gebiete reiht sich nun die hier besprochene
in glücklichster Weise an, und die allgemeine Bedeutung
des Stoffes rechtfertigt es vollauf, dass gerade mit diesem
Bilderbostande eine neue, für die kunstgeschichtliche
Forschung Böhmens hoffentlich recht segensreiche Unter-
 
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