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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Aubert, Andreas: Der Landschaftsmaler Friedrich
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0153

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293

Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes.

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die Vorwelt malen, wenn ihr gleich noch so sehr wollt?"
Und während Tieck wildromantische Motive für die,
Landschaftsmaler aufgestellt hat, hat er zugleich allent-
halben in seinem Buche die mildesten und anmutigsten
Landschaftsstimmungen auch aus fruchtbaren und wohl-
angebauten Gegenden eingefiochten.

Georg Brandes') hat nach Köpke's Vorgang Tieck's
Gleichgiltigkeit gegen die üppigen wohlangebauten Land-
schaften in England zwischen London und Oxford mit
Eecht hervorgehoben, wo Tieck „eine gemachte, zu-
geschnittene Natur, . . durch die Industrie ihres dichte-
rischen Duftes beraubt" fand. Aber es kommt mir vor,
als habe Brandes diesem Zuge in einseitiger Weise zu
großes Gewicht beigelegt. Wir müssen uns unter vielem
anderem auch daran erinnern, dass Tieck in der Ein-
leitung zum Phantasus begeistert zu Gunsten der franzö-
sischen Gartenkunst mit ihrer strengen, durch Gesetze
gebundenen Regelmäßigkeit spricht.

Wir können freilich im Naturgefühl der romantischen
Eichtung eine entschiedene Vorliebe für das Wilde und
Mächtige finden. Aber das ursprüngliche Ideal der
Richtung ist allseitig, — wie sich Tieck in Sternbald's
Wanderungen ausdrückt: ,, . . ich bin innigst überzeugt,
die Kunst ist wie die Natur, sie hat mehr als eine
Schönheit".

Die Einseitigkeit der romantischen Richtung lag
nicht so sehr in ihren Idealen als in ihrem Gefühlsleben
und in ihrem Charakter, der durch und durch subjektiv
und phantastisch war.

„Alle Kunst ist allegorisch", sagt der Maler in
Sternbald's Wanderungen, — freilich mit einer näheren
Erklärung, die den Satz im Zusammenhange mit dem
übrigen rechtfertigt. Aber trotzdem drückt der Satz an
sich die verhängnisvolle Seite der Kunstauffassung der
deutschen Romantik aus — dieses Subjektive, Phan-
tastische, welches den Sinn nach innen auf die eigene
Gedankenwelt richtet — oft in sentimentaler Weichlich-
keit — und welches wenig Ruhe lässt für stille, hin-
gebende Betrachtung der Außenwelt, der unmittelbaren,
reichen Bilderwelt. Oder, worauf Brandes aufmerksam
gemacht hat: Der echte Romantiker verweilt nicht bei
den Dingen selbst; er schaut hinter sie oder an ihnen
vorbei.

Darum sehen wir auch an Friedrich's Kunst, dass
das, was ihn am ehesten auf Abwege führt, sein Hang
zur Allegorie ist, vereint mit einem gewissen Zuge
zur Sentimentalität.2)

1) Siehe G. Brandes: „Die romantische Schule in Deutsch-
land", Seite 221.

2) Es sei dem Herausgeber der Zeitschrift gestattet
hier daran zu erinnern, dass K. D. Friedrich 1858 auf der
ersten allgemeinen deutschen historischen Kunstausstellung
in München gut vertreten war und in seiner Bedeutung für
die deutsche Landschaftsmalerei auch vollauf gewürdigt
wurde. C. v. L.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Francisco de Pradilla, der bekannte spanische
Maler, der bisher in Rom ansässig gewesen war, ist als
Nachfolger Madrazo's zum Direktor des königlichen Museums
in Madrid ernannt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*** Eine Anbetung der Könige von Samdro Bottieelli,
eine meisterhafte Komposition, die sich in einem der Maga-
zine der "Offizien in Florenz befunden hat, ist, wie der
„Chronique des arts". geschrieben wird, der Galerie einver-
leibt worden, nachdem sie zuvor einer gründlichen Restau-
ration unterzogen worden war.

%* Ein hervorragendes Bildniswerk von Jean Fouquel,
welches den Tresorier de France Stephan Chevalier und
seinen Schutzpatron, den heiligen Stephanus darstellt, ist aus
der Sammlung Brentano in Frankfurt a. M. für das Berliner
Museum angekauft worden. Die „Chronique des arts" be-
klagt diesen „für Frankreich unersetzlichen Verlust" auf das
tiefste, indem sie zugleich das mit den Ankäufen für das
Louvre beauftragte Komitee für diese Unterlassungssünde ver-
antwortlich macht.

%* Zur bevorstehenden Jubelfeier des zweihundert jährigen
Bestehens der Königlichen Akademie der Künste %u Berlin
wird als Bestandteil der großen internationalen Kunstaus-
stellung eine historische Abteilung vorbereitet, die das Wirken
der Akademie und der preußischen Könige als deren Pro-
tektoren anschaulich machen soll. In dieser Ausstellung
werden nur Werke alter und neuer Mitglieder von hervor-
stechendem künstlerischem Werte oder von besonderem
historischem Interesse vertreten sein. Da manches wichtige
Material für eine solche historische Abteilung in Privatbesitz
und öffentlichen Sammlungen verstreut sein dürfte, würde
die Akademie für Mitteilungen bemerkenswerter Stücke dieser
Art sehr dankbar sein. Der erste ständige Sekretär der
Königlichen Akademie der Künste zu Berlin, Professor Dr..
Hans Müller, NW. 7, Universitätsstr. 6, ist gern bereit, jede
geeignete Anmeldung in Empfang zu nehmen und weitere
Auskunft zu erteilen.

VERMISCHTES.

Aus Salzburg wird uns geschrieben: Wie „dringend
notwendig" es war, 1894 das interessante Linzerthor nie-
derzureißen, beweisen zwei Umstände: kein Haus wurde dort in
diesen zwei Jahren gebaut und der Verkehr bat sich, wenn
möglich, noch verringert. Die Trümmer des Baues nehmen
mehr Platz ein, als das Thor früher beanspruchte: „Das
Linzerthor liegt vor dem Linzerthor" heißt es jetzt im
Volksmunde. — Das Projekt, dieses Thor wieder aufzubauen,
ist leider im Sande verlaufen, der vielbesprochene politische
Kunstmord findet keine Sühne. Dank den Bemühungen der
Kunstfreunde ist es jedoch gelungen, die Verbauung des
Rudolfsquais im geschlossenen Bausysteme zu verhindern.
Projekt HI des Stadtbauamtes gab die besten Chancen. Der
Vortrag des Herrn G. Demel hat in dieser Hinsicht viel ge-
wirkt. Auch die k. k. Centraikommission trat für die Er-
haltung des Stadtbildes mit der Festung ein. D—f.

Die Firma Simmel & Co. in Leipzig hat soeben einen
Antiquariatskatalog über Buchgewerbe, Bibliographie und
Bibliothekswissenschaft herausgegeben der manches seltene
Werk aus den genannten Wissenschaften aufweist.
 
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