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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Die Wiener Kongress-Ausstellung, [1]
DOI Artikel:
Hancke, Franz: Die Düsseldorfer Märzausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0157

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301

Die Düsseldorfer März-Ausstellungen.

302

Masner, Kustos Franz Eitter und Sektionsrat Baron
Weckbecker.

Außer dem Allerhöchsten Kaiserhause, den hohen
Adelsfamilien, den öffentlichen und Privatsammlungen in
Österreich haben zahlreiche fremde Souveräne, Regierungen
und Kunstinstitute in der freigebigsten Weise zu dem
Gelingen des Werkes beigetragen und so das glänzende
Gesamtbild geschaffen, welches die Ausstellung darbietet.
Vor allem sind zu nennen: die Kaiser von Deutschland
und Russland, die Königinnen von England und der
Niederlande, der Prinz-Regent von Bayern, die Könige
von Sachsen und Württemberg, die Großherzoge von
Baden und Sachsen-Weimar, der Herzog von Meiningen,
der Fürst Johann von und zu Liechtenstein u. a. Wenn
die von diesen kunstsinnigen Monarchen beherrschten
Länder nun auch ein recht zahlreiches Kontingent von
Gästen zu der Besucherzahl der Ausstellung beitragen
würden, so wäre damit dem Eifer der Veranstalter und
der Liberalität der Spender die beste Art des Dankes
dargebracht, die man sich wünschen kann.

C. v. L.

DIE

DÜSSELDORFER MÄRZAUSSTELLUNGEN.

Am 23. Februar hat die achte Märzausstellung des
„Vereins Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unter-
stützung und Hilfe" in der städtischen Kunsthalle be-
gonnen. Mit Rücksicht auf die bevorstehende Berliner
Ausstellung wurde der Eröffnungstermin um eine Woche
vorgerückt. Man hat sich vergebliche Mühe gegeben,
eine gemeinsame Beteiligung der Düsseldorfer Künstler
an der Märzausstellung zu erreichen; selbst eine Ver-
losung, für welche 50 Gemälde angekauft werden, konnte
die alte Kluft nicht überbrücken: die „Freie Vereinigung"
eröffnete an demselben Tage in der Schulte'schen Kunst-
handlung eine Konkurrenzausstellung. Infolgedessen ist
die Kunsthalle sehr schwach und nur zum geringsten
Teile mit guten Bildern beschickt. Von den 130 Ge-
mälden') sind höchstens 20 als Kunstwerke zu be-
zeichnen, und diese stammen von Künstlern, über welche
Kritik zu üben nicht mehr nötig ist. Was soll
man noch über eine „Marine" von Andreas und eine
..italienische Landschaft" von Oswald Achenbach sagen?
Über Jutz, Kröner und Flamm kann man nicht mehr viele
Worte machen. Der Schlachtenmaler Kolitz und der
Landschaftsmaler Jacobsen gehören gleichfalls bereits
der Kunstgeschichte an. Nicht überall populär, aber in
der Rheingegend hinlänglich bekannt sind die Schiffs-
bilder von Erwin Günther und Petersen-Angeln, ferner

1) Warum enthält der Katalog 260 Nummern, mit dem
Bemerken, class Nr. 1 — 128 unverkäuflich sind? Diese
unverkäuflichen" Bilder umfassen die städtische Gemälde-
sammlung und haben mit der Märzausstellung nichts zu
teilen.

die Blumenstücke von Magda Kröner (der Gattin des
Tiermalers). Die Genannten sind sehr gut vertreten.
Es genügt, ihre Namen anzuführen; ihre Bilder braucht
man nicht zu beschreiben. Im übrigen scheint die Jury
sehr milde gewesen zu sein; denn der Rest der Aus-
stellung besteht aus ansprechenden „verkäuflichen" Land-
schaften und mehr oder weniger süßlichen Genrebildern
ohue Gehalt.

Das Durchschnittsniveau in der „Freien Vereinigung"
ist erheblich besser. Man sieht hier ernstes Streben
und großes Können. Allerdings wird auch Eier die Tete
von der alten Garde der Düsseldorfer Schule geführt.
Die Landschaft beherrschen noch immer Munthe. Oeder.
Dücker, Bochmann, Mühlig, und unter den Figurenmalern
müssen Max Volkhart und Karl Sohn noch heute in
erster Reihe genannt werden; es ist anzuerkennen, dass
einzelne von diesen Künstlern sich die moderne, breite
Malweise angeeignet haben und in ihr dieselbe gute
Wirkling erzielen, wie ehedem mit dem spitzen Pinsel.
WTas die jüngeren Künstler anbelangt, so scheint es fast,
als ob es — wenigstens den Figurenmalern — an
schöpferischer Kraft und Eigenartigkeit fehlt. Wenn
die realistischen Genrebilder von Solm-Rethel und Max
Stern Aufsehen machen, so darf man nicht vergessen,
dass sie in Sujet und Technik auf den Schultern Millet's
und Liebermann's stehen. Die Alteweibermalerei ist
eben nichts Neues mehr. Auch die Künstler, welche
diesmal debütiren, wie Ungeivitter, Philippi, Beckerath,
bringen nichts Hervorragendes. Des letzteren Pietä ist
gut gemalt, aber akademisch. Phüippi's Karikaturen sind
witzige, geistreiche Spielereien. Die „Attaque der
7. Kürassiere bei Mars la Tour" von Ungewitter ist
ein frisches, flott gemaltes Bild und verrät großes Können;
aber es ist konventionell und lässt den Beschauer kalt.
Der einzige talentvolle, originelle junge Düsseldorfer
ist Willy Spatz. Indessen konnte auch er sich nicht
lange auf seiner Höhe halten. Seine früheren Leistungen
sind an dieser Stelle bereits entsprechend gewürdigt
worden. Das jetzige Bild „Ich bin bei Euch alle Tage"
hat große Qualitäten; aber es erinnert an Uhde und an
Gebhard, — der Spatz ist verloren gegangen. Ein un-
getrübtes Lob muss man den beiden Porträtmalern Lud-
wig Keller und Walter Petersen zuerkennen. Wenn
des ersteren Herrenbildnisse durch ihre Individualität
und Lebendigkeit wirken, so berühren uns die Damen-
porträts des letzteren durch ihre Weichheit — nicht
Weichlichkeit — außerordentlich sympathisch. Der
Pastellkopf von Petersen ist eines der feinsten, seit
langer Zeit in Düsseldorf ausgestellten Porträts. Von
den jüngeren Landschaftern seien Becker, Orobe, Kamp)
und Liesegang rühmlich genannt; doch ist über diese Künst-
ler schon früher berichtet worden. — Wenn man die
beiden gleichzeitigen Ausstellungen als Repräsentation
des gesamten gegenwärtigen Düsseldorfer Kunstschaffens
betrachten darf, dann kann man sich von def Befürchtung
 
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