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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Pariser Gemäldefabriken
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0166

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319

Bücherschau. — Nekrologe. — Wettbewerbungen.

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Seit einiger Zeit veranstalteten die Fabrikanten
auch Versteigerungen nach Pariser Art in den Provinzial-
städten. Der Kunstverein von Nantes hat ihnen hierbei
eben vorläufig das Handwerk gelegt. Gespannt ist man
nun auf die gerichtliche Entscheidung der Streitfrage.
Wird das Gesetz von 1841 in seinem vollen Umfang ange-
wendet, so verlieren die Kunst-Schiiiierflnken ihre beste
Gelegenheit, dem Publikum ihr Machwerk aufzuhängen.
Unter allen Umständen ist es aber schon gut, dass das
Aufsehen, das der Prozess erregt, den thörichten Käufern
die Augen öffnet und sie über den Unwert der feil-
gebotenen Ware aufklärt. Die Gemäldefabrikanten hätten
es jedenfalls vorgezogen, wie die Veilchen im Verborgenen
zu blühen.

BÜCHERSCHAU.

H. A. L. Julius Schnorr's Tagebücher. Im vierten
Jahrgänge der von dem Verein für die Geschichte Dresdens
herausgegebenen „Dresdener Geschichtsblätter" (Dresden,
Wilhelm Baensch 1895. 4°.) hat Prof. Dr. Franz Schnorr
von Carolsfeld angefangen, Auszüge aus den Tagebüchern
seines Vaters, des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld, zu
veröffentlichen, auf die wir hierdurch aufmerksam machen
wollen, da sie nicht nur willkommenes Material für eine
künftige, eingehendere Biographie des Künstlers selbst
beibringen, sondern auch für die speziellere Dresdener Kunst-
geschichte um die Mitte unseres Jahrhunderts von nicht zu
unterschätzender Wichtigkeit sind. Schnorr's Aufzeichnungen
beginnen mit dem Mai des Jahres 1849 und reichen, wenn
auch nicht lückenlos, bis zum Jahre 1861. In dem bisher
mitgeteilten Bruchstücke — eine Fortsetzung ist, wie wir
hören, beabsichtigt — interessirt zunächst allgemein die
Schilderung der Gefahren, welche die Dresdener Galerie, die
damals noch in dem heutigen Johanneurn untergebracht war,
während des Dresdener Maiaufstandes bedrohten. Sodann
tritt ganz ungesucht der wesentliche Anteil hervor, den
Schnorr als Galeriedirektor an der Überführung und Neu-
aufstellung der Galerie in dem von Semper errichteten
Museumsbau gehabt hat, der aber bisher bei der Erzählung
und Würdigung seiner Dresdener Periode noch nie hin-
reichend berücksichtigt worden ist. Auch an der Leitung
der Geschäfte des sächsischen Kunstvereins war Schnorr in
jenen Jahren viel lebhafter beteiligt, als man bisher geglaubt
hat. Seine Hauptbeschäftigung bildete allerdings damals
die Vorbereitung seines großen Bibelwerkes, über dessen Ur-
sprung, Wachsen und Werden die Tagebuchaufzeichnungen
wertvolles Quellenmaterial enthalten. Für bedeutsam erachten
wir auch die Angaben, die sich auf Schnorr's Stellung zu
dem durch Kaulbaeh's bekannten Freskencyklus an der neuen
Pinakothek entfachten Streit über die Bedeutung der älteren
Münchener Kunst beziehen. Es wäre zu wünschen, dass sie
in dem noch ausstehenden zweiten Bande der Müller'schen
Kaulbachbiographie Verwendung finden möchten. Im übrigen
verweisen wir auf die zahlreichen Orteile, die Schnorr über
den Charakter und die Leistungen so mancher seiner Kollegen
in der Kunst niedergeschrieben hat. Bei der großen Milde
seines Wesens und seiner seltenen Bescheidenheit sind sie
gewiss als beachtenswert anzuerkennen, und wo er sich ein-
mal zu einem scharfen Ausspruch veranlasst sieht, wie in der
Charakteristik Quandt's, ist seine Meinung ohne Zweifel nicht
leichter Hand abzuweisen. Was er über die bekannten
belgischen Bilder von Gallait sagt, trifft den Nagel auf den

Kopf, und staunend liest man bei der Besprechung eines
Bildes von Bary, das an das Bibel wort: „Kommet her zu
mir alle, die ihr mühselig und beladen seid" anknüpft, die
Worte: „Diese Figuren sind im Gewände der Neuzeit, und
das ist recht. Christus ist nicht bloß für die vergangenen
Geschlechter, sondern auch für uns." Äußerst wohlthuend
berührt endlich der Zug schlichter Frömmigkeit und wahrer
Vaterlandsliebe, der das Ganze durchdringt, und der sich
mit der entschieden liberalen Auffassung des Künstlers in
politischen Dingen wohl verträgt.

* Unter dem Titel „Das Museum" giebt W. Spemann
(Stuttgart und Berlin) im Verein mit einer Anzahl namhafter
Kunstgelehrten ein Lieferungswerk heraus, das den Gedanken
des „Klassischen Bilderschatzes" von Bruckmann in ver-
besserter und bereicherter Form variirt. Das Werk soll die
Meisterwerke der Malerei und Plastik von den Zeiten der
Antike bis zur Gegenwart in photomechauischen Repro-
duktionen zu mäßigem Preise veranschaulichen und den Be-
schauer zugleich durch kurze Texte kunstgeschichtlichen
und ästhetischen Inhalts in deren Verständnis einführen. Als
Proben liegen im ersten Heft u. a. Dürer's Holzschuher,
Holbein's Darmstädter Madonna, Michelangelo's Moses,
Giorgione's Madonna von Castelfranco und andere bekannte
und häufig reproduzirte Prachtstücke alter Kunst zumeist in
gelungenen Phototypieen vor, in deren Gesellschaft sich der
etwas flau herausgekommene Tiroler Landsturm von Defregger
seltsam genug ausnimmt. In der Folge wird eine sorglichere
Wahl und Mischung seltener Werke mit altbekannten dem
Unternehmen zu statten kommen. Hinsichtlich der litte-
rarischen Mitarbeiter können wir nicht umhin, unserer Be-
friedigung darüber Ausdruck zu geben, dass manche ernst-
hafte Vertreter der Kunstwissenschaft, die noch vor kurzem
den wunderlichen Bocksprüngen des „Pau" beifällig zu-
schauten, hier nun glücklich zu der Propaganda der be-
währten alten Kunst zurückgekehrt sind. Für das nächste
Heft des „Museums" wird u. a. als erste Antike der schöne
weibliche Kopf aus Pergamon in Berlin angekündigt. Es
sollen pro Jahr 20 Lieferungen (ä 1 M.) erscheinen. Die
Ausstattung in Druck, Papier und Umschlag zeigt die von
dem Verleger stets bewährte Eleganz.

NEKROLOGE.

Am 3. März starb in Wien Ferdinand Ritter von Kirschner,
der Vollender der Burgfassade gegen den Michaelsplatz. 1821
in Wien geboren, erhielt er 1845 den grossen Kaiserpreis
an der Akademie der bildenden Künste, deren wirkliches
Mitglied er war. Von ihm rührt auch der Entwurf zum
Sarkophage des Kronprinzen Rudolf her. —:—

WETTBEWERBUNGEN.

=tt. München. — Der hiesige Magistrat hat unter den
schon seit einigen Jahren hier wohnenden Künstlern einen
öffentlichen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die Ausmalung des Kuppelgewölbes der Einsegnungs-Rotunde
im neuen Leichenhause des östlichen Friedhofes ausge-
schrieben und den 1. Juli 1896 als Ablieferungstermin be-
stimmt. Die Bemalung soll sich dem in altchristlicher
Architektur hergestellten Neubaue harmonisch anschließen
und werden unter Berücksichtigung des Zweckes, dass der
Raum zur Versammlung der Leidtragenden bei der Ein-
segnung der Leichen dient, hervorragende Momente des
christlichen Glaubens darzustellen beabsichtigt. Als Gesamt-
kosten für die Bemalung der Kuppel einschließlich aller
 
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