Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

DOI Artikel:
Wolf, August: Das Skulpturen-Museum im Dogen-Palast zu Venedig
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0175

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
337

Bücherschau.

338

und stellen weibliche allegorische Gestalten dar, in
goldenen, reich drapirten Gewändern. Hintergrund:
Prachtarchitektur in reichster Perspektive. —■ Auch hier
prachtvolle Decke und Kamin. —

In dem kleinen Eaume mit zwei Säulen auf der ent-
gegengesetzten Seite des Palastes finden wir, außer einem
sehr schönen römischen Kandelaber, eine ganze Reihe
griechischer kleinerer Reliefs und römische Skulpturen
von solcher Schönheit, dass man griechischen Meisel an-
nehmen muß. Besonders schön ist ein kleines Relief,
ein Opfer an einem Altare darstellend. — Ein weiterer
Saal mit schönem Kamine enthält nur Römisch-Griechi-
sches, besonders eine archaistische Dianastatue, zwei
Kolossalbüsten der Athena und eine desgl. Statuette,
Büsten, acht weibliche Gewandstatuen u. s. w. —

Es folgt nun der Saal, in welchem die berühmten
Pergamenischen Statuetten der drei Kämpfer aufgestellt
sind, der schöne, bogenspannende Amor, die Kolossalbüste
einer Germanin, eine ganze Menge Dekorationsstatuetten,
darunter die „frechste aller Ledafiguren" mit dem Schwan
(Burckhardt), Ganymed mit dem Adler, u. s. w. Das
Fragment eines Hermaphroditen, der sich gegen Lieb-
kosung sträubt. Ferner eine gute Venusstatue, in der
Weise der Capitolinischen, ein sehr interessanter schrei-
tender Odysseus.

Der nun folgende große Saal enthält nur Renaissance-
stücke. Aus dem hier zu Tage getretenen überraschenden
Reichtum sei Folgendes hervorgehoben. Zunächst fesselt uns
die prachtvolle Marmorbüste des Matteo Eletto, Pfarrers
der Kirche S. Gimignano von Cristoforo del Legname, einem
Paduaner aus dem Gefolge der Donatello. Ferner die
Marmorbüste des Benedetto Mangini und eine vergol-
dete Terrakotta-Büste eines bärtigen Mannes, beide von
A. Vittoria. Ganz besonders schön ist die Bronzebüste
des Bernardo Scardaone. Es lässt sich kaum ein ausdrucks-
vollerer Kopf denken als der dieses Paduanischen Professors.

— Wir sehen außerdem noch die bemalte Büste des Fra
Mauro und die außerordentlich gute Bronzebüste eines Un-
bekannten von stupidem Ausdruck. — Besondere Beach-
tung verdienen noch die Büsten Hadrians und seiner Ge-
mahlin Sabina, sowie die Bronzestatue eines betenden
Knaben, gleich jenem in Berlin, nur fehlen hier die Arme.

— Dann das 1 [ochrelief eines Mannes und seiner Gemahlin
von T. Lombardo, sowie ein kleines anmutiges Relief der
Portia. — Was früher an Bronzen in der Akademie auf-
gestellt war, ist nun ganz sachgemäß mit diesem Museum
vereinigt worden. So z. B. jene prachtvolle, dem Ghi-
berti zugeschriebene Himmelfahrt der Maria und Krönung
aus der Kirche der Carita stammend (jetzt Akademie),
ferner ein dem Donatello zugeschriebenes Thürchen und
Tabernakel und eine ganze Reihe anderer hochinter-
essanter Sachen. Dazu kommen eine Menge kleinerer
Bronzen, oft von größtem Reize. So der Kopf eines
kleinen Knaben mit Glasaugen, sowie die schöne Büste

des A. Bragadino und des Agostino Barbarigo, beide von
T. Aspetto.

Eine Fülle der reizendsten Sachen wird der aufmerk-
same Beschauer unter den kleineren Sachen finden, seien
es die kleinen sog. Plaketten oder die sehr schöne
Sammlung von Medaillen der besten Meister dieses
Faches, wie Pisanello, M. dei Pasti, besonders Sperandio,
Nicolo Fiorentino, Leone Leoni und viele andere. Unter
den Pretiosen, geschnittenen Steinen und Gemmen ist
das Hauptstück die große prachtvolle griechische Onyx-"
gemme des Zeus, welche 1787 in Konstantinopel ge-
kauft, der Republik von einem Privatmann 1794 ver-
macht wurde. Sie wurde in Ephesus gefunden und
ward, seit sie in Venedig sich befindet, für so wertvoll
gehalten, dass nur einzelne Glückliche sich rühmen
konnten, sie gesehen zu haben. Aus der überreichen
Münzsammlung sind bis jetzt nur die sog. Oselle auf-
gestellt, größere Silbermünzen mit dem Porträt des je-
weiligen Dogen. Sie beginnen mit 1521 und reichen
bis auf Manin, den letzten Dogen, 1796. Eine von
1797 ist von der provisorischen Regierung geprägt.
— Es würde zu weit führen, der Elfenbeinarbeiten, die
sehr interessant, wenn auch in nicht großer Zahl vor-
handen sind, zu gedenken. A. WOLF.

BÜCHERSCHAU.

H. A. L. Uber „die Freiberger Goldschmiede-Innung, ihre
Meister und deren Werke" hat Konrad Knebel im 31. Hefte
der „Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins (Frei-
berg i. S. 1895) in höchst beachtenswerter Weise auf Grund
eingehender urkundlicher Studien gehandelt und dabei den
Beweis erbracht, dass sich die Freiberger Goldschmiedezunft
zwar an Bedeutung mit der Nürnberger und Augsburger
nicht messen kann, dass sie aber innerhalb Sachsens den
Vergleich mit den Leistungen der Goldschmiede in Torgau,
Dresden und Leipzig wohl verträgt. Die meisten größeren
Freiberger Arbeiten wurden für kirchliche Zwecke geschaffen,
z. B. Monstranzen, Kelche mit Patenen, Kruzifixe, Heiligen-
bilder und Reliquienschreine. Doch erteilten auch die pri-
vaten Gesellschaften wie die Schützengilde und die Berg-
und Hüttenknappschaften, größere Aufträge. Für den Rat
galt es Siegel zu schneiden und Geschenkbecher anzufertigen,
die nur vereinzelt von auswärts und zwar von Augsburger
oder Leipziger Händlern bezogen wurden. Endlich war der
sächsische Hof in Dresden ein guter Abnehmer. Z. B. ließ
sich der Kurfürst Johann Georg II. bei Samuel Klemm einen
Bergmannsschmuck herstellen, der heute zu den Sehens-
würdigkeiten des Grünen Gewölbes in Dresden gehört. —
Der Hauptwert von Knebel's Arbeiten beruht auf der langen
chronologischen Liste der Freiberger Goldschmiede, die mit
dem Jahre 1361 anhebt und bis zum Jahre 1859 herabreicht.
Sie ist mit reichlichen biographischen Angaben versehen und
führt auch die Meisterstücke und sonstigen bekannten Ar-
beiten der einzelnen Mitglieder an. Angefügt ist ein Ver-
zeichnis der Gesellen und Lehrlinge, von denen sich viele
später außerhalb Freibergs niedergelassen haben. Das statt-
liche Namensverzeichnis berechtigt daher zu der Hoffnung,
dass sich mit.seiner Hilfe manche bisher noch unerklärte Gold-
schmiedemarke wird bestimmen lassen. Eine Anzahl gut
ausgewählter und vortrefflich in Lichtdruck und Holzschnitt
 
Annotationen