Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

DOI Artikel:
Schölermann, Wilhelm: Die XXIV. Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [1]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0189

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
365

Bücherschau.

366

Bosenthal kann in seiner frischen Unmittelbarkeit und
soliden Technik zu den besten gerechnet werden. Horo-
vitz' feinstes dürfte das vornehme Bildnis des Herrn
Nie. Dumba sein. Eigentümlich nehmen sich zwischen
diesen die Porträts von Lenbach einerseits (Johann
Strauß) und von i Ingeli (zwei Frauenbildnisse) anderseits
aus. Da sie bekannt sind, mögen sie nur erwähnt sein.
Es ist im übrigen ein solcher „embarras de richesse" an
Bildnissen von meistens schon bejahrten Vertretern
beiderlei Geschlechts vorhanden, die alle auf Bestellung
gemalt zu sein scheinen, dass beim Eintritt in einige
der Nebenkabinette der Gedanke an eine Almengalerie,
sich fast unangenehm aufdrängt. Wären doch wenigstens
diese Ehrwürdigkeiten nicht so gut gemalt, dass man
schneller an ihnen vorbeikommen könnte!

Hans Temple hat zwei famose Atelierinterieurs ge-
malt („Professor Weyr in seinem Atelier" und „Besuch
im Atelier Scharff"), die mit einer ganzen Reihe von
genrehaften Darstellungen auf jener soliden Höhe stehen,
welche, ohne zu kokettiren, fast immer erfreut und manch-
mal verblüffen kann. Nur wenn sie ungeschickt archaisirt,
wie beispielsweise Ferd. Schmutxer's „Holländische
Herberge"', wird sie unerfreulich. So billig ist ein
Ostade denn doch wohl nicht „nachempfunden" —
Schindlern treuester Schüler, Carl Moll, hat sich diesmal
den Hafen und die Interieurs der alten Hansastadt Lübeck
zum Studium ausgesucht. Mit frischer Lebendigkeit und
leuchtender Farbe schildert Carl Pippich eine Berg-
besteigung „mit Hindernissen".

Seit Schindler's und Hörmann's Ableben ist die
Gruppe wirklicher Landschafter in Wien nicht durch
ausgesprochene Kräfte vertreten. Robert Ruß findet
viel Beifall mit seinem „Hafen in Eiva" und „Herbst-
regen", in denen eine klare Gegenständlichkeit, in großem
Format, mit tüchtiger Beherrschung aller Mittel und
reinen Farben durchgeführt ist. Dieselbe Klarheit des
Tuns erreicht auch Ed. Zetsche in seinen immer fein
aufgefassten kleinen Naturausschnitten. Von den aus-
wärtigen Österreichern, Polen etc. mögen noch Vaclav
Bro%ik (Prag), der mit einem feinen landschaftlichen
Motiv „Frühsonne im Oktober" seine Künstlerschaft auf
neuen Bahnen bewährt, Vinzenz Wodzinoivski's „Modell-
markt", Peter Stachiewicz' (beide in Krakau) „Die erste
Aussaat", und der talentvollen Hermine Laukota (Prag)
„Taufgang" hervorgehoben werden.

Von den Ausländern, den plastischen Werken und
Aquarellen das nächste Mal.

BÜCHERSCHAU.

demen, Paul, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz.
Band III, Heft 3. Kreis Neuß. Düsseldorf, 1895. VI und
127 Seiten mit 7 Tafeln und 67 Abbildungen im Text.
4,50 M.

Das vorliegende Heft bringt uns u. a. eine eingehende
Würdigung der schönen romanischen Abteikirche von Knecht-

steden mit ihrer höchst interessanten, durch keine spätere
Zuthat oder Restauration entstellten Dekorationsmalerei aus
dem 12. Jahrhundert, eine feinsinnige Schilderung der be-
rühmten Quirinuskirche zu Neuß und eine Beschreibung der
wichtigen und wohlerhaltenen, dem 14. Jahrhundert ange-
hörenden Befestigung des Städtchens Zons am Rhein. Auch
sonst wird uns manche willkommene Gabe geboten, z. B. in
den trefflichen Abbildungen des Triptychons von Niederdonk,
doch würde eine Einzel-Aufzählung zu weit führen; hervor-
gehoben aber muss werden, wie angenehm man durch -
gehends von der Wahrnehmung berührt wird, dass hier ein
auf den verschiedenen Gebieten der Kunst gleichmäßig be-
wanderter Gelehrter das Wort führt und dass die Baudenk-
mäler, die übrigens außerordentlich klar und genau beschrieben
sind, nicht einseitig bevorzugt werden. Hoffentlich ge-
lingt es der Rheinprozinz, sich Clemen's Kraft dauernd
zu sichern, damit die schöne hier vorliegende Aufgabe ein-
heitlich durchgeführt wird. Für die Kunst des 16.—18. Jahr-
hunderts möchte ich mir den Vorschlag erlauben, bei der
Bezeichnung der Verzierungsweise nicht lediglich die Aus-
drücke „Renaissance" und „Barock" zu gebrauchen, w lche
zu vieldeutig und zu umfassend sind, sondern u. a. durch
Hinweise auf die namhaften Ornamentstecher und ihre Art
eine größere Bestimmtheit zu erzielen; man würde hierdurch
einen besseren Überblick über die Verbreitung und Kreuzung
der verschiedenen Stilrichtungen und Kulturströmungen er-
reichen. Unter den Abbildungen dürften die Zeichnungen
des Herrn Hugo Leven keinen Anspruch auf Beifall zu er-
heben haben; wer z. B. Fig. 54 betrachtet, wird mir ohne
weiteres zustimmen, dass in dieser Beziehung das rheinische
Inventarisationswerk nicht auf der Höhe steht, auf welcher
es sich im übrigen befindet. Von dieser kleinen Ausstellung
abgesehen, kann es aber wirklich in den meisten Punkten
für die anderen Provinzen als Vorbild und Muster dienen;
wir wollen hoffen, dass es an den Stellen, wo es besonders
not thut, eingehende Beachtung findet, da man sich leider
die bittere Wahrheit nicht verhehlen kann, dass verschiedene
Inventarisirungen gänzlich untauglich sind und fast von An-
fang bis Ende noch einmal gearbeitet werden müssen.

HERMANN EHRENBERG.
St. — Ein Special - Katalog aller photographischen Auf-
nahmen D. Andersons in Rom ist soeben erschienen und
bei Spithöver (Piazza Spagna) erhältlich. Die Publikation
verdient die Aufmerksamkeit aller Kunstfreunde, weil Ander-
son in den letzten Jahren seine Thätigkeit vor allem den
Kunstschätzen Roms zuwandte, sodass seine Sammlung heute
an Reichhaltigkeit selbst die Alinari's übertreffen dürfte.
Wir heben nur die neuen Aufnahmen hervor. Aus dem
Vatikan liegt zum ersten Mal das Appartamento Borgia in
vielen Gesamt- und Detail-Aufnahmen vor; die Wandgemälde
der Sixtinischen Kapelle von den Florentiner Meistern bis
auf Michelangelo's Vorfahren Christi wurden neu photogra-
phirt. Zahlreiche Details aus dem großen Freskeneyklus
Perugino's, Botticelli's, Ghirlandajo's, die Brustbilder aller
Päpste, Einzelaufnahmen der Vorfahren Christi in den Lu-
netten und Zwickeln werden zur Lösung der mannigfachen,
streitigen stilkritischen Fragen ein willkommenes Hilfsmittel
sein. Ferner photographirte Anderson die besten Gemälde
und Zeichnungen der neu geordneten Galerie Corsini, und
von den römischen Kirchen fanden die Fresken Pinto-
ricchio's in S. Maria in Aracoeli und S. Maria del Popolo be-
sondere Berücksichtigung. Vor allem aber finden wir in dem
neuen Katalog eine fast vollständige Sammlung der römischen
Skulpturen des Quattro- und Cinquecento, insbesondere der
unzähligen Papst- und Prälatengräber der Renaissance. Das
 
Annotationen