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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0216

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419

Vermischtes.

420

Herstellung möglichst schwarzer, auf Glas einzubrennender
Farben bestand. Die Andeutungen des Referats über den
allgemeinen historischen Entwicklungsgang der Glasmalerei
sind allerdings nicht stichhaltig, denn nicht von Byzanz ist
diese Erfindung ausgegangen, sondern entweder von Deutsch-
land oder Von Frankreich. Mäcene wurden aufgefordert, Port-
husen Mittel zur Verwertung seiner technischen Kunst zuzu-
führen. Diese bestand aber nicht in eigentlicher Glasmalerei,
sondern in der Nachahmung von Schwarzkunstblättern oder
Kupferstichen durch (ilasmalerei, jedenfalls aber war Port-
husen ein sehr strebsamer Mensch, bemüht, die absterbende
Glasmalerei wieder zu Ehren zu bringen. Redner hat mit dem
verstorbenen Dr. Hurm vor einigen Jahren einzelne Porthusen-
sche Arbeiten aufgefunden und in einem Falle feststellen
können, dass es sich um die Wiedergabe eines Ölbildes
handelte, dessen Original sich im Berliner Museum befindet.
Als man dem Stammbaum der Familie Porthusen nach-
forschte, fanden sich hier noch zwei Nachkommen, die auch
noch Andenken ihres Ahnherren im Besitz hatten. Das
Stammhaus befindet sich Langenstraße 104. Das Porträt des
Künstlers, die Photographie nach dem Original, das sich in
einer Bremer Sammlung, die jetzt der Staat besitzt, befindet,
wurde vorgezeigt, ebenso zwei Dosendeckel mit Hinterglas-
malerei, die vermutlich zu den Reliquien aus seinem Nach-
lass gehören. — In allen Handbüchern über Glasmalerei
findet man angegeben, dass die Malerei auf Glas mit einzu-
brennenden Farben zu Anfang unseres Jahrhunderts in
Nürnberg und Berlin neu entdeckt worden sei. In Bremen
scheint aber die Kunst bis dahin keineswegs ganz erstorben
gewesen zu sein, denn noch 1794 schenkte der Rat der Kirche
in Gröpelingen ein Wappenfenster, das jetzt in unserem
Gewerbemuseum Platz gefunden hat. Ein ebenfalls dem
Gewerbemuseum angehöriges Meisterstück vom Jahre 1788
wurde vorgezeigt. Ofticialberichte der Morgensprachsherren
melden noch aus den Jahren 1827—SO von verunglückten Ver-
suchen eines hiesigen armen Glasergesellen, sein Meister-
stück in Glasmalerei zu machen. — Die einzelnen Fenster-
schenkungen des Rates sind in den von 1511 an geführten
Rhederbüchern namhaft gemacht. Die Bürgermeister er-
hielten in ihren Abbildern Helm und Schild als Attribute der
Ritterbürtigkeit. Vom 17. Jahrhundert an tritt regelmäßig
zu den Wappen der Ratsherren und Syndici das Bremer
Wappen als einheitliches Symbol auf, sowie auch der kaiser-
liche Adler. Nicht nur Kirchen und Klöster, sondern auch
der Schütting und alle möglichen Staatsgebäude wurden
mit Wappenfensterluchten bedacht, und es erfolgten solche
Schenkungen auch nach auswärts an Fürsten und Kirchen,
sowie an umwohnende Adelige. Manche Supplikanten sind
freilich schroff abgewiesen worden. Aus dem Jahre 1672
verzeichnet der Bürgermeister v. Bentheim den Grundsatz,
dass die Fensterschenkungen „nicht leicht Einem, der nicht
ein neu Haus bauwt" zu teil werden sollen. Unter den
Korporationen waren es besonders die Alterleute, die sich
an solchen Stiftungen beteiligten. Die älteste Notiz im
Schütting-Archiv bezieht sich auf das Jahr 1540; von 1595
an besteht dafür ein besonderes Ausgabekapitel. Oft ist in
diesen Fällen vom „Koopmanns-Wappen" die Rede. Im
Jahre 1042, also gegen Ende des 30jährigen Krieges, gab der
Rat für 20 Lucht Fenster 738 Bremer Mark (ca. 5— 6000M.) aus;
damit hatte der Luxus seinen Höhepunkt erreicht. Nach Kohl
nannte man Bremen früher Brema vitrea, das gläserne Bremen.
Am Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert
glitzerten die Fronten der dortigen Gebäude in mächtigem
Glasschmuck. Einen Uberfluss an Wappenfenstern gab es
schon im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts; selbst die

Hausfluren der Landhäuser strotzten von Buntscheiben. Das
im Jahre 1739 durch die Explosion der „Braut" entstandene
Unheil wird zahllosen Ehrenfenstern verderblich geworden
sein. Eine Erneuerung unterblieb meistens, weil die Glas-
malerei nicht mehr modern war. Die Einführung der
französischen zweiteiligen Gardine wird ihr geschadet haben ;
endlich wurde unwillkommen das Licht, „das trüb durch
gemalte Scheiben bricht". Fast in allen Bremischen Stadt-
und Landkirchen, soweit sie nicht renovirt sind, finden sich
noch Reste von Wappenfenstern; einiges ist auch noch im
Privatbesitz.

VERMISCHTES.

Der Umbau des Ausstellungsgebäudes int, Landes-
ausstellungsparlc in Berlin hat nach dem „Centralblatt der
Bauverwaltung" die Summe von etwa 250000 M. erfordert.
Hiervon wurden aus staatlichen Mitteln 164000 M. beige-
steuert unter der Bedingung, dass auch das veränderte Ge-
bäude im unbeschränkten Besitze des Staates verbleibt. Die
baulichen Veränderungen betreffen vorzugsweise die Dächer
über den Räumen an der Ost- und Westfront und über den
großen Sälen für Bildwerke an der Hauptfront neben der
Mittelkuppel. An Stelle der zwölf alten, das Licht ab-
schließenden kuppelartigen Weißblechdächer sind zwei ein-
heitliche Satteldächer mit Rohglaseindeckung ausgeführt
worden, durch welche den weiträumigen Hallen Licht in so
reichlichem Maße zugeführt wird, dass die seitlichen Fenster
durch deckenden Anstrich geschlossen werden konnten. In
die beiden 76 m langen Seitenhallen wurden durch etwa
6,5 m hohe Holzwände kleinere nach oben mit einer Decke
von dünnem, lichtdurchlässigem Stoff abgeschlossene Räume
eingebaut. Im übrigen wurden durch Veränderung einiger
Trennungswände vier ringförmige Säle gewonnen, welche
die Binnenhöfe umschließen und gleichfalls durch Glas-
dächer erleuchtet werden. Zur besseren Verbindung des
Hauptbaues und seines nordöstlichen Anbaues, sowie zur
Ablenkung des zusammengedrängten Verkehrs aus der
Mittelachse sind zwei kleine Säle eingeschaltet. Das Haupt-
gebäude enthält nunmehr bei einer bebauten Fläche von
13800 qm 69 Einzelräume, darunter die Säle für Bildwerke
mit 1600 qm Grundfläche und den etwa 950 qm großen
Saal für die geschichtliche Abteilung am Ende der Haupt-
achse. Vor dem Umbau standen im Hauptgebäude an
Wänden für Gemälde 2800 m zur Verfügung, wovon jedoch
800 m ungenügend beleuchtet waren. Durch den Umbau
sind 3300 m, d. i. ein Mehr von 1300 m ausnahmslos gut
beleuchteter Wände gewonnen worden. In dem Nebenge-
bäude, der sogenannten „Maschinenhalle", sind bei einer
Grundfläche von 1750 qm 33 Einzelräume mit einer Wand-
fläche von 584 m vorhanden, so dass also insgesamt 3884 m
Bildwände zur Verfügung stehen. Für den abendlichen Be-
such ist eine neue elektrische Beleuchtung mit vorläufig
180 Bogenlampen und Hrabowsky-Scheinwerfern hergestellt
und eine Vormehrung des Lichtbedarfs bis zu 50 v. H. vor-
gesehen. Die Kosten dieser Anlage in Höhe von 60000 M.
sind in der oben genannten Bausumme nicht enthalten. Der
Entwurf zum Umbau des Hauptgebäudes ist vom Bauinspektor
Koerner bearbeitet, bei der Ausführung stand ihm Reg.-
Baumeister Albert Schmidt zur Seite.

*** Stiftung eines Kunstwerkes für Frankfurt a. M. Zur
Erinnerung an den 25. Gedenktag des Friedensschlusses hat
der Großkaufmann Gustav D. Manskopf dem Magistrat die
Mitteilung zugehen lassen, dass er beabsichtige, seiner Vater-
stadt ein hervorragendes, monumentales Kunstwerk zu stiften.
 
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