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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Rosenberg, Adolf: Die internationale Kunst-Ausstellung in Berlin, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0248

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483

Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler.

484

Wir haben ein solches Beispiel in dem Berliner
Hugo Vogel, der nach seinen Anfangen in der Düssel-
dorfer Schule sich eine Zeit lang so willig den franzö-
sischen Einflüssen hingab, dass man für seine Zukunft
furchten mnsste. Jetzt scheint er sich völlig frei ge-
macht und seine Individualität wiedergefunden zu haben.
Sein Farbenauftrag, der früher etwas zähe und fest war,
ist einer völlig flüssigen Behandlung gewichen, seine starke
Lichtfreudigkeit, die sich bisweilen zu thörichten Ex-
perimenten verstiegen hatte, ist auf ein vernünftiges
Maß beschränkt worden. Das zeigt sich sowohl in dem
Bildnis einer auf einem Empirestuhl sitzenden Dame in
mattlilafarbenem Kleide, die sich trotz der zarten Farben-
verbindungen vollkommen körperlich von dem durch einen
ebenfalls mattfarbigen Gobelin gebildeten Hintergrund
abhebt, als auch in dem köstlichen Sommeridyll „Mutter
und Kind in der Laube", einem Meisterwerk der Frei-
licht- oder, was mehr sagen will, der Sonnenlichtmalerei,
das in dieser ganzen internationalen Ausstellung trotz
aller echten und falschen Madonnenbilder nicht seines
Gleichen findet.

Da wir mit der Genremalerei begonnen haben,
wollen wir nur noch zwei Proben Berliner Kunst über
die Masse tüchtigen Mittelguts emporheben. Die eine
ist das "Winterbild „Unsere Sieger an der Loire" von
Karl Röchling: die Begegnung von marschirenden
bayerischen Soldaten auf einer tief beschneiten Chaussee
mit preußischen Kameraden, die den Tapferen nichts
reichen können, um ihre offenbare Not an Kleidern und
jeglicher Nahrung zu lindern. Es ist ein Meisterwerk
der Landschafts- und Genremalerei zugleich, eines von
den Bildern, die einen Platz in dem Ehrensaal durch
künstlerische Qualitäten verdient hätten. Das andere
Bild ist eine Straßenscene aus Damaskus, Stempel-
schneider, die auf einer Gasse nach orientalischer Sitte
ihr Gewerbe betreiben, von Max Hobes. Seit dem Tode
von Gentz war das orientalische Genre in Berlin fast
ausgestorben, etwa wie in Wien nach dem Tode von
Leopold C. Müller. Wie dieser aber in Charles Wilda,
dem wir in der österreichischen Abteilung begegnen,
einen tüchtigen, schon jetzt beinahe ebenbürtigen Nach-
folger gefunden hat, so hat auch Eabes in der Kraft
des Kolorits Gentz erreicht, ihn an Energie und Tiefe
der Charakteristik aber bereits übertreffen. Bei solchem
Nachwuchs wird die Berliner Malerei noch ein weites
Feld vor sich haben, bis sie zu der ihr von vielen Seiten
prophezeiten Mumifizierung gelangt sein wird. Vielleicht
wird sie sich auf Grund eines bekannten Naturgesetzes
noch länger frisch und grün erhalten, als ihre Feinde,
die zumeist nur von der Nachahmung des Fremdlän-
dischen leben. ADOLF ROSENBERG.

BÜGHERSCHAU.

* Die Firma Fr. Hanfstaengl in München tritt soeben
mit zwei neuen Publikationen zur Kunstgeschichte hervor,
welche durch Gediegenheit des Inhalts und durch glänzende
Ausstattung das allgemeinste Interesse beanspruchen dürfen.
Das eine Werk schließt sich in Format und Ausstattung der
Lücke'schen Publikation über die Dresdener Galerie an und
giebt uns eine Auswahl der Meisterwerke aus der Londoner
Nationalgalerie in vorzüglichen Heliogravüren, mit Text von
Charles L. Eastlake, der ebenfalls heliotypisch illustrirt
ist. Die zweite Publikation, in Großfolio, behandelt die alten
Handzeichnungen des Dresdener Kabinetts, und rührt von
K. Woermann, dem dortigen Galeriedirektor her, dessen
kritischer Text zu den in vorzüglichem Lichtdruck ausge-
führten Tafeln durch eine besonders dankenswerte Einleitung
in die Handzeichnungen-Kunde eingeleitet wird. Von beiden
Werken liegen bisher je eine Lieferung vor. Wir kommen
später darauf eingehender zurück.

NEKROLOGE.

*„* Der öenrcmaler Fritz Sonderland, ein Schüler von
F. Hiddcmann, ist am 13. Juni im Alter von GO Jahren in
Düssoldorf gestorben.

* * * Der Landschaftsmaler Heinrieh Hoffmann, ein
Schüler von Jacob Becker in Frankfurt, dessen Specialität
die Wald- und Alpenlandschaft und das Architekturstück
nach Motiven aus dem Taunus und aus dem alten Frank-
furt war, ist am 10. Juni im Alter von 81 Jahren in seiner
Vaterstadt Frankfurt a. M. gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Dr. Ilcnrg Thode, außerordentlicher Professor der
Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, ist zum
ordentlichen Professor ernannt worden.

*** Dr. Jaroslaw Springer, Direktorialassistent am kgl.
Kupferstichkabinet in Berlin, hat den Professortitel erhalten.

%* Dr. Otlo Puchstein, Privatdozent der klassischen
Archäologie an der Universität Berlin, ist als ordentlicher
Professor nach Freiburg i. B. berufen worden.

x.— Dr. Richard Graul ist zum Direktor des Kunst-
gewerbemuseums zu Leipzig gewählt worden.

%* Aus Anlass der Einweihung des Kgffliäuscrdenkmals,
die am 18. Juni in Gegenwart des Kaisers und vieler deut-
scher Fürsten stattgefunden hat, haben folgende beteiligte
Künstler Auszeichnungen erhalten: der Architekt Bruno
Schmitz, der Schöpfer des Turmes und der ganzen Bauanlage,
und der Bildhauer N. Geiger, der Schöpfer der Barbarossa-
figur, den roten Adlerorden IV. Klasse, der Bildhauer E.
Hundricser, der Schöpfer des Reiterstandbildes Kaiser Wil-
helm I., den Kronenorden III. Klasse und der Bildhauer Vogel
in Charlottenburg, der die dekorativen Arbeiten ausgeführt
hat, den roten Adlerorden IV. Klasse.

DENKMÄLER.

*** Die einheitliche Organisation der Denkmalpflege
in Preußen, die von der Regierung angeregt worden ist, ist
nunmehr, wie amtlich bekannt gemacht wird, von sämtlichen
Provinzial-Verbänden angenommen und in allen Teilen der
preußischen Monarchie, mit Ausnahme des Regierungsbezirks
Wiesbaden, durchgeführt worden. Es sind Provinzial- bezw
Bezirks-Kommissionen zur Erforschung und zum Schutze der
 
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