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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Die Galerie Miethke in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0260

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wie hier, prima gemalt hat, ist alles noch klar, leuchtend
und fest. Nur wo er übermalte, zeigen sich Risse, wie
bei einigen Porträts in diesem Zimmer, die indessen nicht
schlimmer sind, als die meisten Bilder aus der Zeit.
Die Makart'schen Bilder werden uns doch noch länger
erhalten bleiben, als ihnen prophezeit wurde; sie haben
noch eine gute Frist zu leben.

Mitten hinein haben sich hier einige ältere Italiener
und andere Meister, so ein schöner Domenichino,
„verirrt", und dann kommt man zu einer ganzen Reihe
von niederländischen und englischen Werken aus Privat-
besitz. Da ist ein Reynolds und sein Nachfolger Opie,
Meisterwerke der Holländer u. a. ein superb erhaltener
Ter Borek, eine Diinenstrandlandschaft mit ruhiger See
von Jakob Buisdael, ferner Bobbema, Ouyp und da-
zwischen ist auch Alt-Nürnberg vertreten. Den Schluss
in der Reihe bildet ein großer Rubens, an dessen Echt-
heit nicht zu zweifeln ist. Leider ist in den Schatten-
tönen die Farbe nicht so voll und breit aufgetragen, wie
in den Lichtpartieen des Fleisches, so dass die graue
Untermalung durchschlägt. Andere Stellen leuchten aber
in zweifelloser Kraft. Vermutlich ein Bild nach Rubens'
zweiter Vermählung, da die Züge der Helene Fourment
erkennbar sind. Das Museum zu Weimar bewahrt eine
Aquarellskizze zu dem Bilde, welche bei Rooses (L'ceuvre
de Rubens) auf Tafel 414 wiedergegeben ist.1)

Seit der Eröffnung dieser Ausstellung besitzt Wien
das, was ihm bisher fehlte: einen Kunstsalon vornehmen
Stils. Man sieht wenigstens einmal wieder, was künst-
lerischer Sinn und Geschmack, mit großen Mitteln ver-
bunden, zu erreichen vermögen, wenn sie wollen. Hier
sind sie zu einem Ganzen vereinigt, was nicht nur für
Wien von Bedeutung ist, sondern für den Kunsthandel
überhaupt, dem ein höherer Gesichtspunkt schon lange
fehlte. In der dankbaren Anerkennung der Verständigen
wird Herr Miethke vielleicht die beste Genugthuung
finden für seine Bestrebungen. Mögen sie ihm reichlich
gelohnt werden! Die neue Galerie ist eine erfreuliche
That und ein nachahmungswertes Beispiel. —nn.

BÜCHERSCHAU.

P. Luthmer, WerJcbueh. des Dekorateurs. Eine Darstellung
der gesamten Innendekoration und des Featschmuckes in
Theorie und Praxis. Mit über 250 Illustrationen und
IG Einzelbeilagen, als Fortsetzung von desselben Verfassers
„Werkbuch des Tapeziers". Union, Deutsche Verlags-
gesellschaft. Vollständig in 15 Lieferungen zu 1 M.
Die vorliegende, hübsch ausgestattete Lieferung befasst
sich mit der Stellung und dem Lehrgang des Dekorateurs
in der geschichtlichen und in der heutigen Zeit und wendet
sich dann der Theorie der Dekorationskunst zu. Die Durch-
sicht des Heftes zeigt zur Genüge, dass das Ganze ein

1) In den vorderen Zimmern, nach der Dorotheergasse
hinaus, befindet sich noch Vieles, was zu erwähnen uns hier
zu weit führen würde; es ist überhaupt nur ein Teil des
Ganzen ausgestellt worden.

interessantes und zugleich zweckdienliches Buch zu werden
verspricht, wie es aus der Hand des schriftgewandten
Direktors der Frankfurter Kunstgewerbeschule auch nicht
wohl anders erwartet werden wird. Die weiteren Lieferungen
werden vom theoretischen zum praktischen Teil übergehen,
die einzelnen Arbeiten und die einzelnen Räume der Be-
trachtung unterziehen und der zweite Abschnitt wird die
Fest- und Gelegenheitsdekoration behandeln. Wir behalten
uns vor, eine eingehende Besprechung zu bringen, sobald
das fertige Werk vorliegt. F. S.

NEKROLOGE.

%* Ernst Curtins, einer der Begründer und erfolgreich-
sten Förderer der Altertumswissenschaft, ist am 11. Juli in
Berlin im 81. Lebensjahre gestorben.

%,* Der Bildhauer Entmann Encke, der Schöpfer des
Luisendenkmals in Berlin und der Sarkophage des Kaisers
Wilhelm's I. und der Kaiserin Augusta im Mausoleum zu
Charlottenburg, ist am 7. Juli in Neubabelsberg bei Potsdam
im Alter von 53 Jahren gestorben.

%* Der Maler Eugen Klimsch, Professor am Städel-
schen Institut in Frankfurt a. M., der sich besonders durch
Genrebilder, Illustrationen, Adressen und Wandmalereien in
Frankfurter Privathäusern bekannt gemacht hat, hat sich
am 8. Juli aus Furcht vor Wahnsinn das Leben genommen.
Er war 50 Jahre alt.

%* Der französische Schriftsteller Edmond de Ooncourt,
der sich, zumeist im Verein mit seinem 1870 verstorbenen
Bruder Jules, besonders um die Erforschung der französischen
Kunstgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts verdient ge-
macht hat, ist am 15. Juli in Chanersay im Seinedepartement
im Alter von 74 Jahren gestorben. Seine kunstgeschicht-
lichen Hauptwerke sind die Sammlung von Charakterbildern
„L'art au XVIII. siecle, eine Biographie Gavarins und zwei
raisonnirende Kataloge der Werke Watteau's und Pred'hons.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Der Präsident der Berliner Akademie der Künste,
Geh. Regierungsrat Prof. Ende ist vom Senat für das Ge-
schäftsjahr 1896/97 einstimmig zum Präsidenten wiederge-
wählt worden.

WETTBEWERBUNGEN.

=tt. München. Im Anschlüsse an unsere in Nr. 20 der
Kunstchronik gebrachte Notiz über den Wettbewerb zur Er-
langung von Entwürfen für die Ausmalung des Kuppel-
gewölbes der Einsegnungs-Rotunde im neuen Leichenhause
des Münchener östlichen Friedhofes bringen wir die Mit-
teilung, dass bis zum 1. Juli 15 Arbeiten eingegangen sind. Der
erste Preis von 1000 M. wurde der Arbeit des Historien-
malers Wilhelm Volx, ehemaligem Schüler von Professor
Ferdinand Keller-Karlsruhe, verliehen; je einen zweiten
Preis erhielten die Arbeiten der hiesigen Maler Josef Huber,
Qrorg Walth&nburger und Josef Ountermann; letzterem hat
der Magistrat in geheimer Sitzung die Ausführung der
Kuppelbemalung zu übertragen beschlossen.

DENKMÄLER.

Das Viktor-Emanuel-Denhnal in Mailand, Die Ge-
schichte des am 24. Juni d. J. in Anwesenheit des italie-
nischen Königspaares, des Prinzen von Neapel, der Ver-
 
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