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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die internationale Kunst-Ausstellung in Berlin, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0267

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON I.ÜTZOW und DR. A. ROSEN BERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Wartenburgstraße 15.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. VII. Jahrgang. 1895/96. Nr. 32. 20. August.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt'' monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Kud. Mosse u. s.w. an.

Die nächste Nummer der Kunstclironik (Nr. 33) erscheint am 17. September.

DIE INTERNATIONALE
KUNST-AUSSTELLUNG IN BERLIN.
III. .

Wenn uns der Inhalt des großen Saales, der den
Engländern und Schotten — die ren scheinen in der
Kunst nicht mitzumachen — eingeräumt ist, auch
keine annähernd richtige Vorstellung von dem wirklichen
Stande der Malerei in den beiden vereinigten König-
reichen gewährt, so fehlt es doch nicht an berühmten Namen
und an Werken, die dieser Namen auch würdig sind.
Wir finden, um die auf dem Kontinent bekanntosten zu
nennen, William Ouless mit drei Brustbildern, die uns
den Zusammenhang der englischen Porträtmalerei mit
van Dyck wieder besonders eindringlich veranschaulichen,
dann den Akademiker Philip II. Calderon mit einem
figurenreichen, ganz in der Art der Delaroche, Robert-
Fleury, Th. Hildebrandt und Piloty komponirteii
und gemalten Geschichtsbilde, „Elisabeth Woodwille,
Witwe König Eduard IV., Abschied nehmend von ihrem
Solme, dem Herzog von York", und den ewig-jungen
Alma Tadema, der uns auf einem „Juwelen" betitelten
Bilde, drei junge Mädchen auf und hinter einer Marmor-
bank am Strande des spiegelglatten, azurblauen Meeres,
wieder von neuem mit seinem unbeirrbaren Schönheits-
gefühl und seiner Virtuosität in der Wiedergabe des
Marmors und anderen Gesteins in Staunen versetzt.
In dieser Virtuosität ist ihm neuerdings ein ebenbürtiger
Nebenbuhler in der Person von II Poynter erwachsen,
vermutlich einem Sohne des bekannten Akademikers Eduard
Poynter, der schon vor Alma Tadema's Ankunft in London
die archäologische Richtung in der englischen Malerei
vertrat. Der junge Poynter hat in dem Bilde „Als die
Welt jung war", einem altrömischen Frauengemach,

durch dessen Fenster man auf das Meer blickt, in der
täuschenden Nachahmung von Marmor, Bronzen, Mosaiken,
Malereien und dergleichen mehr ebenso Hervorragendes
geleistet wie Alma Tadema. Nur die drei Mädchen, die
in dieser kühlen Marmorhalle ihr sorgloses Leben ge-
nießen, sind anders geartet, als die kostümirten Eng-
länderinnen Alma Tadema's. In ihren „koischen" Ge-
wändern, die die Formen der jugendlichen Körper
durchscheinen lassen, erinnern sie mehr an die locken-
den Gebilde der Franzosen Boulanger und Geröme, denen
solche „ponipejanische" Scenen geläufig waren. Auch
sonst fehlt es nicht an Beispielen für den starken Ein-
fluss, den in neuerer Zeit Paris auf das künstlerische
Jung-England gewonnen hat. Die aus dem Brunnen ge-
stiegene „Wahrheit" von Georg 'William Joij, die von
Rosen umflossene Gestalt der Albine auf dem Toten-
bette nach Zola's Roman: „La faute de lAbbe Mouret"
von John Collier und der am Meeresstrande bei Boulogno
entlang sprengende Napoleon I. an der Spitze seiner
„Mamelucken" von Andrew G. Gow deuten auf Pariser
Schule. Albions Künstlerjugend ist überall zu finden.
Sie wechselt jetzt zumeist zwischen Paris, München,
Venedig und Florenz. Auch ein Engländer, der nicht
nur in München die hohe Schule der Hell- und Grell-
malerei durchgemacht, sondern auch ein speeifisch
bayerisches Motiv behandelt hat, ist auf unserer Aus-
stellung vertreten: Georg Sanier mit einer „Sprech-
stunde bei Pfarrer Kneipp", auf der dieser würdige
Prälat übrigens so dargestellt ist, als wolle er nach
bekanntem homöopathischen Rezept die Teufel durch der
Teufel Obersten aus den armen Kranken und Krüppeln
austreiben. Aus den weit verzweigten Kolonieen der Eng-
länder in Italien haben wir nur eine einzige, aber glänzende
Frucht erhalten: die Vorbereitung zu einer Prozession
 
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