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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Schultze-Naumburg, Paul: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0278

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543

Biicherschau.

— Nekrologe.

544

Gegenstände ans Kork geschnitten. Des Coudres zeigt
einen bedeutenden Fortschritt, ebenso wie Nagel, der
eine sehr frische Vorfrühlingslandschaft ausgestellt hat;
Euler und Biese streben etwas Eigenes an. Fein und
selbständig ist Biedermann s Blumenstillleben, welches
ein ebensolches von Frau Wiesinger-Florian, das als
Pendant hängt, vollständig schlägt. Zoff gehört im
Grunde immer noch zu der Karlsruher Schule, denn
er trägt fast am ausgeprägtesten die Züge des Schön-
leber Schülers in seinen Vorzügen und Nachteilen an sich.
Diesmal überwiegen die letzteren. Etwas mehr Eigen-
sinn in der Betonung des ersten Wortes wäre allen
Karlsruhern, die hier vertreten sind, zu wünschen.

Die Bedeutung der acht Arbeiten Leibi's (neben einigen
Zeichnungen) liegt in den Bildern älteren Datums. Diese
aber sind von einer Schönheit, dass man sie die Perlen
der Ausstellung nennen kann. Vorzüglich das kleinere
Bildnis einer alten Frau ist von einem malerischen Beiz
und altmeisterlicher Tonschönbeit, die man heute wohl
wieder um so mehr schätzt, als ihre Alleinherrschaft
gebrochen ist. Die Pikanterie des Einzelnen verliert
sich hier, wie wohl bei manchen späteren Arbeiten
Leibl's, nie ins Spitzige, sondern ordnet sich stets
dem Gesamteindruck unter. Ähnliches gilt von dem
größeren Bilde, der Tischgesellschaft, einer Zusammen-
stellung von Porträtfiguren, wobei man sich an der geist-
vollen Handschrift ebenso wenig satt sehen kann wie an
dem schönen Ensemble. Dagegen hält doch das neue
Porträt von 1896 nicht stand. Ganz ausgezeichnet sind
auch die Händestudien, oder, was wahrscheinlicher ist,
Fragmente größerer Bilder.

Die Menzel-Ausstellung, die man sich größtenteils
aus der Nationalgalerie entliehen, bedarf keiner erneuten
Besprechung, da wohl alles, was zu Menzel's Bedeutung
und seiner Stellung zur Jetztzeit gesagt werden könnte,
zu seinem achtzigsten Geburtstage vorgebracht worden ist.

Eine andere Kollektion vereinigt eine größere An-
zahl von teils unbekannteren Werken Schwind's, teils
Entwürfe und Studien zu den bekannten. Dass die zu
sehen ein Genuss, ist natürlich; eine erneute Stellung-
nahme zu Schwind ist unnötig, mit einem kurzen Auf-
zählen ist nichts gethan. Später vielleicht einmal einen
Sonderbericht.

Das nächste Mal über die Schwarz-Weiß-Abteilung
und die Ausländer. SOIILLTZE-NAUMBURO.

BÜCHERSCHAU.

Rom. — Auf Anregung des Papstes werden die beiden
archäologischen Hauptunternehmungen des verstorbenenRossi,
das Bollettino archeologico christiano und Roma sotto-
terranea durch eine Vereinigung seiner Schüler fortgesetzt.
Unter Anderen gehören ihr der älteste Sohn Rossi's, dann
Marucchi und M. Stevensohn (als Herausgeber) an. v. G.

H. A. L. Im Verlage von Emil Richtcr's Kunsthandlung
(H. Holst) in Dresden ist vor kurzem eine Sammlung von

fünfundzwanzig durch Heliogravüre vervielfältigten Bildnis-
zeichnungen von Karl Maitz erschienen, welche eine Reihe
hervorragender Dresdener Persönlichkeiten darstellen. Mediz
erweist sich auch in diesen nach dem Leben angefertigten
Zeichnungen als derselbe vielversprechende Künstler, als
den man ihn aus seinen Bildern und namentlich aus seinen
lithographirten Blättern kennt. Sämtliche Bildnisse be-
sitzen den Reiz der Frische und Natürlichkeit, einige aber
suchen wegen der Schärfe der Charakteristik und wegen des
hohen Maßes von Ähnlichkeit ihresgleichen. Zu den letz-
teren rechnen wir die Porträts des Oberhofpredigers Dr.
Mater, des Geh. Baurats Professor Wallot und des Hofrats
Schuck. Das Werk, das mit einer kurzen Einleitung aus der
Feder von W. von Scidlitx, versehen und in einer gewöhn-
lichen sowie in einer Luxusausgabe auf Japanpapier (M. 30
und M. 75) erschienen ist, soll eine gleich umfangreiche
Fortsetzung erfahren und bis zum 25jährigen Regierungs-
jubiläum Sr. Majestät des Königs Albert, dem es gewidmet
ist, vollendet vorliegen.

* Baron Nathaniel Rothschild in Wien hat dem vor
zwei Jahren erschienenen und von uns angezeigten Pracht-
werke „Skizzen aus dem Süden" einen zweiten Band folgen
lassen, welcher in gleicher Weise wie der frühere eine von
dem Autor auf seiner Yacht ausgeführte Seereise durch die
Levante in Bild und Wort schildert. Es wurden diesmal
u. a. Korfu mit dem Achilleion der Kaiserin Elisabeth, Athen,
der Berg Athos und Konstantinopel besucht, und eine Reihe
der schönsten Punkte dieser Orte von dem trefflichen
Amateurphotographen aufgenommen. Vorzügliche Licht-
drucke nach diesen Aufnahmen zieren auch diesmal den bei
Fr. Jasper in Wien mustergültig gedruckten Text.

NEKROLOGE.

H. A. L. Der Maler Alexander Stichart ist am 2. Juli
in Jöhstadt gestorben. Er war im Jahre 183S in Werdau
geboren und kam im Jahre 1844 nach Jöhstadt, wohin sein
Vater als Pfarrer berufen wurde. Später folgte er seiner
Familie nach Reinhartsgrimma. Ursprünglich zum Tech-
niker bestimmt, entschied sich Stichart, der zuerst eine
technische Fachschule besucht hatte, für den Künstlerberuf.
Er wandte sich daher nach Dresden, wo er Schüler der
Akademie wurde und in dem Atelier von Julius Schnorr von
Carolsfeld arbeitete. In seiner weiteren Ausbildung begab
er sich nach München und im Jahre 1803 nach Antwerpen,
wo er sich an van Lerius anschloss. Nachdem er hierauf
noch einige Jahre in Wien im Atelier Griepenkerl's ge-
arbeitet hatte, ließ er sich in Dresden nieder, um teils als
Maler von Andachtsbildern für verschiedene sächsische Kir-
chen, teils als Illustrator von Märchen und humoristischen
Erzählungen thätig zu sein. Wenigstens auf letzterem Ge-
biete war es ihm beschieden, einige bescheidene Erfolge ein-
zuheimsen, während er mit seinen religiösen Darstellungen
aus dem Rahmen des Hergebrachten und Konventionellen
nicht herauskam. Persönlich erfreute sich Stichart wegen
seiner Liebenswürdigkeit und seines heiteren offenen Wesens
einer großen Beliebtheit in der Dresdener Künstlerwelt.
Sein von seinem Freunde Paul Kießling gemaltes Porträt,
das sehr ähnlich geraten ist, das Original aber nur ganz
äußerlich charakterisirt, schmückt die Dresdener Galerie.
(Vgl. 9. Beilage zum Dresdener Anzeiger, Sonntag, den
5. Juli 1889, S. 36.)

*** Der Genrcmalcr Professor August Bopfgarten, ein
Schüler von Wach und Vertreter der Romantik in der älteren
Berliner Schule, dessen Blütezeit in die dreißiger und vier-
 
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