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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Stettiner, Richard: Die Photographie in der Kunstwissenschaft
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0286

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559

Nekrologe. — Personalnachrichten.

560

Regierung herausgegebene Katalog nahe an 10000 Num-
mern aufzuweisen.

Es muss liier übrigens noch auf eine andere staat-
liehe Thätigkeit hingewiesen werden, die nicht durch die
Grenzen des Vaterlandes beengt ist. Ich meine die zahl-
reichen Aufnahmen, die das kaiserliche Archäologische
Institut auf hellenischem Boden herstellen lässt. Außer
den Gelehrten selbst arbeiten hier Fachphotographen
nach oft bis in die kleinsten Einzelheiten gehenden
Anordnungen von Archäologen — ein treffendes Bei-
spiel für das oben Ausgeführte! Ein vollständiges
Exemplar der Aufnahmen ist jedem in der Bibliothek
des Berliner Museums zugänglich, neben mehreren Einzel-
blättern ist uns für die Ausstellung eine kleine, zusammen-
gehörige Gruppe zur Verfügung gestellt worden, die das
Ausgrabungsterrain von Troja vor Augen führt. Als eine
interessante Ergänzung treten zu dieser Gruppe größere
Cyclen von Reise-Aufnahmen von zwei Gelehrten: die
Sarre's aus dem Innern Klein-Asiens und die Schiffs
von Inseln des griechischen Archipelagus.

Die Thätigkeit Meydenbauer's und die des Archäo-
logischen Instituts sind zweifellos nicht hoch genug
anzuschlagen, aber sind wir damit schon an die Grenze
dessen angelangt, was von Seiten des Staats in Be-
ziehung auf die Photographie zu thun ist? Ich möchte
meinen, eine der Hauptaufgaben ist wenigstens in einer
systematischen Weise überhaupt noch nicht begonnen.
Die Forderung, die schon seit langer Zeit ausgesprochen
worden ist, zuletzt in eindringlichster Weise von Gronau
in den Preußischen Jahrbüchern, eine staatliche Sammel-
stelle von Photographieen einzurichten, erscheint auch
heute noch nicht ihrer Erfüllung näher gerückt zu sein.
Bisher war diese Forderung im wesentlichen nur darauf
gerichtet, das großartige kunstgeschichtlicho Material,
das die in allen Ländern hergestellten Photographieen
repräsentiron, anzukaufen und an einer allgemein zu-
gänglichen Stelle niederzulegen. Heute darf bereits die
Aufgabe in noch anderer, weitergehenderer Weise for-
mulirt werden. Sobald einmal die Photographieen und
die photomechanischen Reproduktionen als etwas Sammeins-
wertes anerkannt sind, ist gar kein Grund vorhanden,
ein anderes Prinzip einzuhalten, als es unseren großen
Bibliotheken zu Grunde gelegt ist. Die Ethnographie,
die Medizin, die Astronomie, kurz alle Wissenschaften
haben dasselbe Recht, wie die Kunstgeschichte, und, um
noch eins herauszugreifen, die Forderung, die seiner Zeit
Lichtwark an die Verwaltung des Hamburger Museums-
vereins gestellt hat, den zeitgenössischen Znstand von Volks-
und Gesellschaftsleben festzulegen, die Erinnerungen an
Ereignisse im öffentlichen Leben und die Bildnisse her-
vorragender Männer und Frauen zu sammeln, sie würde
auch an ein derartig großes Staatsinstitut zu stellen
sein. Auch das „Cimelienkabinet" hätte einem derartigen
Institute nicht zu fehlen. Es würden die großartigsten
Leistungen von eigenem Kunstwerte von Amateur- und

Berufsphotographon dort aufzubewahren sein. Es ist das
ein Thema, das, einmal angeschlagen, kaum zu erschöpfen
ist. Ich bin überzeugt, es wird eine Zeit kommen, wo
man erstaunt sein wird, dass es einst nötig war, um die
Berechtigung eines derartigen Staatsinstitutes nachzu-
weisen, viele Worte zu machen. Aber vielleicht spricht
wirklich eindringlicher als es Worte vermögen das, was
die Berliner Ausstellung allen vor Augen führt!

NEKROLOGE.

*„* Der Kunsthistoriker Dr. Julius Lange, Professor der
Kunstgeschichte an der Universität Kopenhagen, ist daselbst,
arn 20. August im Alter von 58 Jahren gestorben. Er hat
sich durch eine Übersetzung von Lübke's „Grundriss der
Kunstgeschichte" um die Popularisirung der Kunstgeschichte
in Dänemark verdient gemacht. Von seinen eigenen Schriften
ist eine „Thorwaldsen's Darstellung des Menschen" von
M. Mann ins Deutsche übersetzt worden (Berlin 1894, G.
Siemens).

%,* Der Landschafts- und Tiermaler Ernst Albert Beeker,
bekannt unter dem Namen „Q. Becker", den ihm seine
Kunstgenossen gegeben hatten, weil er im Beginn seiner
Laufbahn seine Landschaften meist mit Kühen belebte, ist
am 1. September in Berlin im 06. Lebensjahre gestorben. Er
gehörte zu den älteren Berliner Malern, die ihre Ausbildung
in Paris genossen haben.

*Jt* Geh. Hofrat Rothbart, Direktor der Kunstsammlungen
auf der Feste Coburg, ist daselbst am 2. September im Alter
von 80 Jahren gestorben.

*„* Der belgische Qeschichts- und Genremaler Victor
Layye, ein Schüler und Mitarbeiter von Henrik Loys, ist
am 1. September im Alter von 71 Jahren in Antwerpen ge-
storben.

*.* Der Bildnis- und Genremalcr Franz Rops, ein
Schüler von Pauwels, ist am 1. September in Dresden im Alter
von 50 Jahren gestorben. Von seinen durch schlichte Dar-
stellung, aber große Lebenswahrheit ausgezeichneten Bild-
nissen sind die der Königin von Sachsen, des Holzschneiders
und Kupferstechers Bürkner, des Jagdmalers G. Hammer
und des Bildhauers Schilling in weiteren Kreisen bekannt
geworden.

*„* Der Tier- und Jagdmaler Rudolf Huber, der seit
zwei Jahrzehnten ein Atelier für Tirnnalerei an der Kunst-
akademie in Wien geleitet hat, ist daselbst am 28. August
im Alter von 53 Jahren gestorben.

*„* Sir Joseph Archer Crowc, der bekannte Kunstforscher,
der mit G. B. Calvaselle die großen Werke über italienische
Malerei, über Tizian, Katfael u. s. w. verfasst hat, ist am
7. September auf Schloss Gauiburg bei Würzburg im 71. Lebens-
jahr gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„.* Dr. Friedrich Kopp, Privatdocent der Archäologie an
der Universität Berlin, ist als außerordentlicher Professor an
die Akademie in Münster berufen worden.

*„* Dem Bildhauer Christian Behrens in Breslau, Vorstand
des Meisterateliers für Bildhauerei am schlesischen Museum
der bildenden Künste in Breslau, ist das Prädikat „Pro-
fessor" beigelegt worden. Behrens ist der Schöpfer des am
4. September in Breslau enthüllten Kaiser Wilhelm-Denkmals,
dessen architektonischer Teil vom Stadtbaudirektor LT Licht
in Leipzig entworfen worden ist.
 
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