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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Aus den Wiener Galerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0010

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Aus don Wiener Galerien.

und 1,02 m breit) ist leider an manchen Stellen übermalt.
Es befand sich zu Ostern d. J. noch im Schlosse
Schönau bei Vöslau in Niederösterreich. — Von den
übrigen altniederländischen Bildern der Sammlung Fig-
dor seien hier noch eine kleine Madonna im Rosenhag,
zwei sehr schöne weibliche Köpfe von Quentin Matsys,
sehr ähnlich der Studie zu einer heil. Magdalena, welche
kürzlich die Berliner Galerie erworben hat, und eine
„Anbetung der heil, drei Könige" namhaft gemacht,
deren Urheber Frimmel in der Richtung des „Meisters
der weiblichen Halbfiguren" suchen will. — Die Bilder
der späteren Holländer, von denen mehrere aus der
Galerie Gsell stammen, wollen wir übergehen und nur
noch einiger vortreff-
licher Werke deutscher
Meister gedenken, von
denen zwei in Repro-
duktionen hier beigege-
ben sind. Das eine ist
ein feines, ernst ge-
stimmtes männliches
Bildnis offenbar nieder-
deutschen Charakters,
welches Frimmel dem
bisher nur durch ein
einziges sicheres Werk
bekannten Hans von
Meiern vindiziren will,
das zweite ein an-
mutiges Jugendwerk
unseres Moritx von
Schwind. Andere nicht
minder wertvolleWerke
deutschen Ursprungs,
wie zwei kleine, aus
dem Kölner Privatbe-
sitze stammende Altar-
flügel, die dem „Meister
von Cappenberg" zuge-
schrieben werden,ferner
ein Flügelaltar mit plas-
tischem Mittelstück, der

Donaugruppe um 1530 angehörig, zwei Bilder des älteren
Cranach, endlich eine sonnige Praterlandschaft von Wald-
müller können zeigen, in wie weit ausgreifender und
mannigfaltiger Weise der Besitzer auch das Gebiet der
deutschen und österreichischen Kunst zu vertreten ge-
wusst hat. —

Die dritte, oben angeführte Schrift Flimmers, die
neue Auflage seiner „Gemalten Galerien", darf insofern
ebenfalls den speciellen Wiener Galeriestudien angereiht
werden, als sich die wichtigsten der von dem Autor in
Betracht gezogenen Bilder in Wien vorfinden. In erster
Linie handelt es sich hier um solche Darstellungen,
welche wirkliche Bildersäle in realistischer, natur-

Männliches Bildnis von Hans von MELEM. — Sammlung Figdor in Wien

getreuer Weise zur Anschauung bringen, und somit
als gemalte Quellen für die Kunstgeschichte zu be-
trachten sind. Erst das 17. Jahrhundert hatte so viele
Galerien aufzuweisen, dass der Gedanke, sie malerisch
festzuhalten, sich aufdrängen musste. In der flandrischen
Kunst gestaltete sich daraus ein beliebtes Genre, das
besonders durch Dav. Teniers d. j. glänzend repräsen-
tirt wird. Sein berühmtes Bild der Sammlung des Erz-
herzogs Leopold Wilhelm in der Galerie des Wiener
Hofmuseums wird von Frimmel unter Beifügung eines
Lichtdruckes eingehend besprochen, und eine Anzahl
verwandter Darstellungen, zunächst ein zweites Werk
von Teniers beim Freiherrn Nath. v. Rothschild in Wien,

dann die Besprechung
der Bilder in München,
Brüssel, Madrid u. a.
daran angereiht. Im 18.
Jahrhundert lieferten
Frankreich, England
und Deutschland zahl-
reiche „Gemalte Gale-
rien", und auch die
Kunst unserer Zeit ist
darin nicht arm. Wir
erinnern nur na Rudolf
Alfs Aquarelle mit
Innenansichten öster-
reichischer Schlösser
und Häuser, welche bei
der Treue von Alt's

Darstellungsweise
wirklich als gemalte
Dokumente zu betrach-
ten sind. — Frimmel
hat die zweite Auflage

seiner gehaltvollen
kleinen Schrift mit vie-
len Verbesserungen und
Nachträgen, sowie auch
mit einem Namenregis-
ter 'ausgestattet und
dadurch handlicher ge-
macht. Immerhin bleibt das Ganze nur eine Skizze,
die zur umfassenden Behandlung des bedeutsamen Gegen-
standes anregt.

Als Anhang zu unserer Anzeige der drei Frimmel-
schen Studien mag hier noch der neuen Katalogisirung und
Anordnung der Galerie Harrach in Wien gedacht werden,
die sich durch diese dankenswerten Maßregeln dem
Publikum in mannigfach günstigerer Gestalt zeigt als
früher. — Der von E. Gerisch unter Mitwirkung von
E. Obermayer verfasste Katalog räumt mit den schwer-
sten alten Irrtümern auf und auch durch die von
D. Penther begonnene und von Gerisch vollendete Um-
gestaltung und Ausstattung der Galerie kommt das
 
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