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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0012

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. 12

Dass diese Jugend so besonnen ist, auch über ihre
eigenen Thorheiten zu lächeln, das ist ebenso erfreulich wie
das weiche Mitfühlen, das an so mancher Stelle in ihren
Liedern und Bildern mitklingt, wie in der Erzählung „Ernstes
Spiel" von Schlei. In alle Kampfeswut klingen leise lyrische
Klänge hinein. Und zum dritten ist sie patriotisch und kern-
deutsch gesinnt, kämpft für Deutschlands Einigkeit und hat
für des neuen deutschen Reiches Schöpfer, für den Fürsten
Bismarck, manch kräftiges Wörtlein gedichtet und — ge-
zeichnet. Natürlich ist sie modern, diese Jugend, mit allen
Tugenden und Lastern moderner Jugend. Burschikos, derb,
ungenirt sind ihre Witze, oft nur verständlich für den, der
im modernen Leben drin steht. Und ihre Illustrationen
werden auch nur dem behagen, der nicht im Banne der
Tradition steckt. Modernem Bedürfnis kommen sie zunächst
darin entgegen, dass die Farbe ausgiebig zur Verwendung
kommt. Einzelne Blätter, wie die Sirene von H. v. Haber-
mann, die Landschaft auf dem Titelblatt von Nr. 13 geben
mit wenigen Tönen ein farbenreiches, zartes Bild; oft aber
wird durch den Oberdruck mit ein oder zwei Farben ein
starker und eigenartiger Effekt, eine ungewöhnliche Leucht-
kraft erzielt. Die Entwicklung des lllustrationsfarbendruckes
wird hier energisch gefördert. Modern sind vor allem die
Randleisten, Schlussvignetten etc., welche die Verwandtschaft
mit modernen englischen und französischen Arbeiten nicht
verleugnen. Aber was Schmidhamnwr, Ubbelohde, 0. Eck-
mann u. a. hier in launiger, schwungvoller Pflanzenstilisirung
leisten, bietet doch eine angenehme Abwechslung neben
dem unvermeidlichen Akanthusgeranke. Man darf es doch
als einen zweifellosen Fortschritt bezeichnen, wenn hier an
Stelle des ausschmückenden Beiwerkes ornamentale Formen
gesetzt werden, die eine dem umrahmten Liede angepasste
Empfindung aussprechen. Vor allem kommen hier einmal
viele jener jungen aufstrebenden humoristischen Talente zur
Geltung, die z. B. in den Fliegenden neben dem altbewährten
Stabe der „ständigen" Mitarbeiter kaum Platz finden. Künst-
ler, wie der zartpoetische Fidus, der gedankenreiche 0. Eck-
mann, L. v. Znmbnsch, L. Diez, 0. Seitx und andere mehr
treten uns hier näher; bekannte Größen wie A. Böcklin,
Stuck, Stratlimann fehlen nicht. Vor allem aber herrscht
hier noch nicht das Hofbühnensystem unserer meisten
illustrirten Blätter, dass nämlich gewisse Rollen unweiger-
lich an tlie erblichen Inhaber verteilt werden. Möchte sich
die „Jugend" in dieser wie in jeder anderen Hinsicht wirklich
die jetzige Jugendfrische erhalten. Auch wem sie nicht
sympathisch ist, der wird wenigstens das eine nicht leugnen
können, dass sie Charakter, eine individuelle Physiognomie
hat und schon dadurch interessirt. M. SÜH.

NEKROLOGE.

*„* Der Ocsehichtsmaler Jakob Grünenioald, Professor
an der Kunstschule in Stuttgart, ist daselbst am 1. Oktober
im 7G. Lebensjahre gestorben.

%* Der Geschichtsmaler Moritz von Beekerath, ein Schüler
von Joseph Kehren und M. v. Schwind, der meist Bilder aus
der mittelalterlichen Geschichte in der strengen Auffassung
Rethel's gemalt hat, ist am 17. September im Alter von
58 Jahren in München gestorben.

*„* Der französische Maler Emannel Benner, einElsässer
von Geburt, ist am 24. September in Nantes im Alter von
(iO Jahren gestorben. Seine Specialität war die Darstellung
ganz oder halbnackter Nymphen und ähnlicher weiblichen
Gestalten in landschaftlicher Umgebung.

PERSONALNACHRICHTEN.

V Dr. Cornelis Hofstede de Groot ist -zum Direktor des
Kupferstichkabinetts im Reichsmuseum zu Amsterdam er-
nannt worden.

V Professor Dr. Lichticark, Direktor der Kunsthalle in
Hamburg, hat den Orden der Ehrenlegion erhalten.

WETTBEWERBUNGEN.

*t* Zur Erlangung von Entwürfen für ein König Albcrt-
Dcnkmal, das die Bürgerschaft Dresdens zur Feier der fünf-
undzwanzigsten Wiederkehr des Tages der Thronbesteigung
des Königs Albert in der sächsischen Hauptstadt errichten
will, ist eine Preisbewerbung ausgeschrieben worden, für
welche Preise im Gesamtbetrage von 12000 M. zur Verfügung
stehen. Der Wettbewerb ist auf Künstler, die im Königreich
Sachsen wohnen oder dort geboren sind, beschränkt. Unter
den neun Preisrichtern befinden sich die Architekten Geh.
Baurat Prof. Dr. Wallot, Baurat Richter, Architekt Hauschild
in Dresden, sowie die Bildhauer Prof. Schaper in Berlin und
Prof. Kundmann in Wien Die Entwürfe sind bis zum
30. April 1897 abzuliefern; die Wettbewerbsbedingungen
kann man im Dresdener Rathause, erstes Obergesehoss, Zimmer
Nr. 14 erhalten.

Die Redaktion des „ Ulk" in Berlin veranstaltet ein
Preis-Ausschreiben und setzt für die besten „künstlerisch
ausgestalteten Zeichnungen politischen oder socialen Inhalts"
drei Preise im Betrage von 300 M., 200 M. und 100 M. aus.
Näheres durch die Redaktion des Ulk.

DENKMÄLER.

*** Nationaldenkmal für den Fürsten Bismarck in Berlin.
Der geschäftsführende Ausschuss des Komitees hat be-
schlossen, die zehn Künstler, die im Wettbewerb von IM).")
erste Preise erhalten haben, und überdies die Herren Pro-
fessoren Reinhold Begas, Brütt und Manzel in Berlin, Pro-
fessor Rob. Diez in Dresden und Professor Rudolf Maison
in München aufzufordern, neue Entwürfe gegen angemessene
Vergütung anzufertigen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. — Im Kunstgewerbe-Museum wird die Ausstellung
der gewebten Stoffe, welche den Lichthof füllt, am Anfang
Oktober abgelöst werden durch eine Ausstellung von älteren
Stickereien aus dem Bestände der Sammlung. Zu gleicher
Zeit sind im Lichthofe Knüpfteppiche ausgestellt, welche unter
Mitarbeit der Königlichen Weboschule in Crefeld von Joh.
Kneusels & Co. daselbst angefertigt sind. Ferner; Ein Mosaik-
bild von 12 qm Grölte, nach einem Karton von Professor
Paul Mohn, angefertigt von der deutschen Glasmosaik-
Gesellschaft Puhl & Wagner in Rixdorf. Das Bild ist für
ein Erbbegräbnis auf dem Jerusalemer Kirchhof bestimmt
und stellt in lebensgroßen Figuren Glaube, Liebe und Hoff-
nung dar. Ferner: Ein siebenarmiger Leuchter aus der
Marienkirche in Kolberg. Dieser in edler Bronze ausgeführte
Leuchter ist von kolossaler Höhe, 4,77 m, sein Schaft ruht
auf drei Löwen; die Form mit sieben Armen entspricht dem
Leuchter des Tempels von Jerusalem, wie er auf dem
Triumphbogen des Titus erscheint. Nach der ausführlichen
niederdeutschen Inschrift ist der Leuchter 1327 gegossen. Er
hatte im Laufe der Jahrhunderte mancherlei Schaden erlitten
und ist jetzt in den Werkstätten des Museums wieder her-
gestellt.
 
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