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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Rosenberg, Adolf: Die internationale Kunstausstellung in Berlin, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0025

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:S7

Bücherschau.

38

hauer Augustm Querol, einem entschlossenen Realisten,
der sowohl in seinem Hochrelief, das die Heilung von Aus-
sätzigen durch Sankt Franciscus darstellt, als auch in einer
Gruppe aus der Eroberung von Sagunt durch die Römer
(einer durch eigene Hand gestorbenen Frau, an deren
Leichnam sich ihr verlassener Knabe anklammert)
Zeugnisse eines starken, wenn auch noch nicht völlig
abgeklärten Talents abgegeben hat. Querol ist übrigens
kein Anfänger mehr. Wir haben schon viele „wilde
Sachen" von ihm gesehen. Aber gerade daraus schöpfen wir
die Hoffnung, dass er allmählich so sicher gehen wird wie
z. B. der Czeche Josef Myslbeck, dessen knieende Statue
des Kardinals Fürsten Friedrich zu Schwarzenberg (für
sein Grabmal im Prager Dom bestimmt) ein Meisterwerk
der Porträtirkunst ist, das sich mit den besten ähnlichen
Schöpfungen der italienischen Renaissance messen kann.
— Auf der anderen Seite müssen wir auch Anfängern
gegenüber, denen ein großer Wurf gelungen ist, vor-
sichtig sein. Wenn Otto Pctri in Pankow bei Berlin eine
kleine goldene Medaille für eine Gruppe erhalten hat,
die einen Fischmenschen darstellt, der eine auf dem
Meeresgrunde ruhende, nackte Leiche eines ertrunkenen
Mädchens mit lüsternen Blicken anglotzt, so bedeutet
das nur, dass Böcklin, trotz der missglückten Schöpfungen
seiner letzten Jahre, immer noch in hohem Ansehen steht,
das auch seinen Nachahmern in der Plastik zu gute kommt.
Viel origineller giebt sich dagegen der Dresdener Erich
Iloesel, dessen hunnischer Reiter hei einer Streife durch
die Steppe der Gebeine erschlagener Feinde gewahr
wird, nachdem sein hässlicher Klepper davor bockbeinig
Halt gemacht hat. Ein fast diabolischer Humor, der
durch eine vollendete Virtuosität in der Technik zu un-
geschmälertem Ausdruck gekommen ist. Wir wollen nur
hoffen, dass uns der Name Hoesel oft in Erinnerung
gebracht wird.

Die große Kunstausstellung wäre nicht vollständig
gewesen, wenn die graphischen Künste und die Archi-
tektur sich nicht daran beteiligt hätten. Das ist denn
auch in so reichem Maße geschehen, dass selbst das
Interesse des Publikums vor diesem Massenaufwand nicht
mehr Stand gehalten hat und ebenso die Arbeitskraft
der Berichterstatter erlahmt ist. Man fragt sich,
staunend und missbilligend zugleich: ..Wohin soll das
führen?" Die Aufnahmefähigkeit des Publikums wird
von Jahr zu Jahr abgestumpft, die Produktion der Künst-
ler wird ins Unübersehbare gesteigert, die Eigenart
jedes Kunstvolkes geht unter den unablässig wechseln-
den, fremden Eindrücken mehr und mehr verloren, und
wir müssen leider bekennen, dass die deutsche Eigenart
diesen fremden Einflüssen am wenigsten gewachsen ist.
Und das Schlimmste ist: die Kunst kommt dabei nicht
vorwärts. Kampf und wieder Kampf — aber der Sieges-
preis in diesen Kämpfen bleibt ein Phantom, und die
Kunst an sich zieht keinen anderen Gewinn, als den,
d.er aus Paletten und Pinseln, aus Zeichenstiften und

Modellirstecken gewonnen werden kaun. Die Gedanken-
arbeit schläft. ADOLF ROSENBERG.

BÜCHERSCHAU.

Jubiläumslieferung der „Denkmäler der Baukunst".

Selbstverlag des Zeichenausschusses der Studirenden der
Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin-Charlottenburg.
Abt. I. Für den Buchhandel: Wilhelm Ernst & Sohn, Ber-
lin W. 41.

Die seit 25 Jahren bestehende Vereinigung von Stu-
direnden der Technischen Hochschule in Berlin zur Heraus-
gabe der Denkmäler der Baukunst hat kürzlich eine Jubi-
läumslieferung erscheinen lassen, welche ein Gebiet ausführlich
behandelt, das in den früheren Lieferungen nur flüchtig ge-
streift werden konnte, nämlich die Profanarchitektur der
romanischen Stilperiode. Es ist diese Arbeit um so dankens-
werter, als die Überreste von Profanbauten aus jener Zeit
von Jahr zu Jahr weniger werden. Die Jubiläumslieferung
bringt auf 10 Tafeln folgende hochwichtige Bauwerke zur
Darstellung: Die Thorhalle des Klosters zu Lorsch. Burg-
thor und Vorhalle zu Groß-Komburg. Die Kaiserpfalzen zu
Nymwegen, Ingelheim, Aachen, Kaiserswerth und Hagenau.
Das Kaiserbaus und die Ulrichskapelle zu Goslar. Die Vor-
halle des Domes der Kaiserpfalz zu Goslar. Die Kaiserpfalz
zu Wimpfen. Die romanische Doppelkapelle der Burg zu
Nürnberg. Die Godehardkapelle zu Mainz. Die Kaiserpfalz
zu Gelnhausen. Der romanische Palas der Burg zu Mün-
zenberg. Die Kaiserpfalz zu Eger. Die Doppelkapelle zu
Lohra. Schloss Reichenberg. Das Landgrafenhaus der Wart-
burg. Die Doppelkapellen zu Freyburg a. U. und Landsberg.
Die Burg Dankwarderode zu Braunschweig. Die Kaiserpfalz
zu Seligenstadt. Romanische Profanbauten zu Köln, Metz,
Gelnhausen u. s. w. Als sehr zweckmäßig und eine ver-
gleichende Obersicht außerordentlich fördernd erweist sich
der einheitliche Maßstab, in dem sämtliche Objekte ge-
zeichnet sind, was übrigens nicht nur für die Jubiläums-
lieferung, sondern für das ganze Werk gilt. Die Leiter und
Bearbeiter dieses schönen Unternehmens verdienen alle An-
erkennung, pg.

Th. Goebel, Die graphischen Künste der Gegenwart. Ein
Führer durch das Buchgewerbe. Stuttgart, 1895. F. Krais.
241 Seiten Text, gr. 4°, Tafeln und Textillustrationen.
Seit die Aesthetik durch die Kunstgeschichte ersetzt
wurde, hat das Interesse an der Technik der bildenden
Künste einen bedeutenden Aufschwung genommen. Unter
den Werken, welche speciell die Technik der graphischen
Künste erörtern, nimmt das obengenannte einen besonderen
Platz ein. Es ist zunächst für alle diejenigen bestimmt,
welche sich über modernes Buchgewerbe orientiren wollen.
Es berichtet daher über Papier und Druck, über Schrift-
lettern und Druckfarbe, sogar über den Bucheinband. Es
giebt überall eine Darstellung dieser Dinge, die denjenigen
belehren soll, der als Drucker, Verleger oder Herausgeber
ein Interesse daran hat. Es behandelt weniger die geschicht-
liche als die praktisch - technische Seite der Sache. Der
weitaus größte, uns hier vor allem interessirende Teil ist
aber der modernen Illustrationstechnik gewidmet, jenem so
vielverschlungenen, selbst für den Fachmann nicht immer
mit Sicherheit zu durschreitenden Labyrinthe, das durch die
hastig sich folgenden Entdeckungen und Verbesserungen
immer mühsamer zu durchforschen ist. Goebel ist hier in
I allem Wesentlichen ein erfahrener, sehr zuverlässiger Führer.
 
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