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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Architektonische Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0083

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Entwürfen der Vorgenannten darstellen, und nun noch
47 Andere mit neuen Gedanken und anderen Darstel-
lungen! Eine staunenswerte Fülle von Künstlerkönnen.

Bei jedem Menschen malt sich die Welt anders als
bei seinesgleichen, bei dem Künstler von Eigenart hat
jedes Bauwerk sein eigenes Gepräge. Von den Grundriss-
gedanken wollen wir'hier absehen, sie erfordern für den
Nichtarchitekten ein hesonderes Studium, wohl aber
können wir einen vergleichenden Blick auf die Fassaden
werfen. Bei allen Entwürfen überragt und beherrscht
der mächtige Hauptturm das Ganze. Aber wie ver-
schiedenartig ist dieser und die Schauseite
des Gebäudes gestaltet! Formen der italienischen
Renaissance geben das Kleid für den einen
Entwurf, andere zeigen gotische alte und neue
Ausbildungen, verschiedene Bewerber wählen
den romanischen Baustil zum Ausdruck ihrer
Ideen, und nun noch die vielen Mischgat-
tungen und freien Schöpfungen! — Vielfach
macht das Gebäude mehr den Eindruck eines

kraftvollen und reichen Gestaltungskraft den gotischen
Ausdruck vorzieht und dadurch, dass er mit weiser
Berechnung die Wirkung von schlichtem Unterbau zu
den reich gekrönten vielen Giebelaufbauten steigert,
außerordentlichen Eindruck erzielt. Abweichend von
der vorherrschend symmetrischen Form ist in dem
Entwurf Eggert-Berlin der trotzige, mächtige Hauptturm
dem Bauwerk seitlich eingegliedert; es ist dadurch eine
malerische Wirkung des Ganzen und eine harmonische
Gliederung des Bauwerkes erreicht, wie sie wohl keine
der symmetrischen Anlagen aufweisen kann. Mit den
preisgekrönten Entwürfen sind jedoch die her-
vorragenden Arbeiten noch lange nicht er-
schöpft, eine große Fülle von Entwürfen wäre
noch zu nennen, und reiche Anerkennung den
Künstlern zu zollen, die sie zu Urhebern haben!

Was ist nun für die Stadt Hannover das
Ergebnis dieses Wettbewerbes? Zunächst ein
Beichtum an praktischen und künstlerischen
Ideen, die die wertvollste Unterlage zurschließ-

Rathaus in Stattgart. (Kennwort: Schwäbisch.) Entwurf von Spannagel-München.
(Probe-Illustration aus den „Deutschen Konkurrenzen, V. Band, Heft 1/2. Verlag von E. A. Seemann in Leipzig.)

fürstlichen Palastes als den einer Hochburg des Bürger-
tums, oder auch es klingt sehr an die Formengebung
an, die wir bei Museen zu sehen gewohnt sind; der
mit dem III. Preise ausgezeichnete Entwurf dürfte hier-
für ein Beispiel sein. Der Stier'sche Entwurf zeigt da-
gegen trotz der gewählten Renaissanceformensprache den
Rathaustypus, wie ihn die kräftigen, gotischen Stadt-
häuser der Niederlande und Belgiens verkörpern. Kösser-
Leipzig und Klingenberg-Oldenburg wählten mit glück-
lichem Griff die schlichten oder auch reicheren For-
men der Deutschrenaissance, während Seeling in seiner

liehen, zweckentsprechenden Entscheidung geben werden;
die deutschen Architekten haben jedenfalls durch ihre
Arbeiten die Lösung der schwierigen Aufgabe ermöglicht.
Die Ausführung, hoffentlich eine glückliche, wird die
Zukunft bringen.

Ein greifbares Resultat einer früheren Konkurrenz
führen uns eine Anzahl anderer Bilder vor Augen. Die
Firma Krupp hatte im Jahre 1893 einen allgemeinen
Wettbewerb ausgeschrieben zur Erlangung von Ent-
würfen für kleine Wohngebäude für invalide Arbeiter,
Kolonie Altenheim. Der Wettbewerb fand seinerzeit
 
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