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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Architektonische Wettbewerbe
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0084

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rege Beteiligung, 94 Bewerber sandten ihre Entwürfe
ein. Der Beichtum der gebotenen Ideen entsprach der
dargethanen Fähigkeit der Preisbewerber. Der Firma
Krupp war hiermit eine Unterlage für die spätere Bau-
ausführung gegeben, wie sie von keinem Einzelnen hätte
geleistet werden können. Diese Bauausführung ist mittler-
weile erfolgt, eine der Darstellungen giebt ein Bild
von ihr. Wenn auch nicht die Entwürfe des früheren
Wettbewerbs vollständig unverändert in die Wirklich-
keit übersetzt worden sind, so sind sie doch Anregung
und Vorbild für die Ausführung gewesen, und die ge-
schickte Hand des ausführenden Baumeisters hat bei
* Anlehnung an die praktischen Bedürfnisse sehr wohl
verstanden, malerischen Beiz in hohem Maße beizufügen.

Bei diesem oben erwähnten praktischen Erfolge der
architektonischen Wettbewerbe bleibt es nun aber nicht
allein. Sie haben außer diesem noch einen idealen Er-
folg, der wohl noch höher anzuschlagen ist als jener.
Im Kampfe stählt sich die Kraft, im Vorwärtsstreben,
im Bingen mit Gleichbegabten bildet sich der Künstler.
Die Wettbewerbe sind eine Schule für den Einzelnen
und die Architektenschaft, in der sie lernen, in der sie sich
weiterbilden, jeder für sich und jeder von allen lernend.

Dazu gehört allerdings auch, dass die Ergebnisse
der wichtigeren Wettbewerbe wenigstens der Hauptsache
nach den Architekten zugänglich gemacht werden. An
Ort und Stelle die Entwürfe zu studiren würde bei der
Menge unserer Preisausschreiben für den Architekten
zur Unmöglichkeit gehören. Ein nun seit fünf Jahren
bestehendes Werk, die „Deutschen Konkurrenzen", hat
es sich zur Aufgabe gemacht, die geistige Arbeit, die
schöpferischen Gedanken, die in den Entwürfen enthalten
sind, der deutschen Architektenwelt zu erhalten, zugäng-
lich und nutzbar zu machen.

Als Ergänzung zu diesem Werk erscheinen seit
zwei Jahren die „Neubauten", die in gleicher Weise
die ausgeführten Bauten behandeln. Neunundsechzig
kleine Bändchen der „Konkurrenzen" und sechsund-
zwanzig der „Neubauten" liegen zur Zeit vor. Sie
enthalten den baukünstlerischen Werdegang der letzten
Jahre. Sie geben einen Überblick über alle wichtigen
Wettbewerbungen und Ausführungen und sind damit
eine Schule und dauernde Quelle der Anregung bei dem
Schaffen des Architekten. Für die Zukunft werden sie
uns hoffentlich immer weiter ein Bild vom Fortschritt
in den baukünstlerischen Bestrebungen und den Erfolgen
der deutschen Architektenschaft geben und auf dem Wege
weiter fortschreiten, den sie mit so gutem Erfolg betreten
haben.

BÜGHERSCHAU.
F. v. Heber und A. Bayersdorfer, Klassischer Slmlpturen-
. schätz. München, Bruckmann. (Jährlich 12 Hefte ä 50 Pf.)

Dass die alte Schrift allmählich weitere Volkskreise mit
Interesse erfüllt, lässt sich aus dem Anwachsen der Zahl
populärer kunstwissenschaftlicher Werke nachweisen. Einen

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wesentlichen Anteil an diesem Erfolge hat aber die Auto-
typie, die durch ihre Billigkeit die Massenproduktion und
den Massenabsatz in bisher ungeahnter Weise begünstigt.
Die Mehrzahl der auf dies Verfahren sich stützenden Werke
hat ganz ungewöhnliche Erfolge erzielt, wir erinnern an
Knackfuß' Monographieen und an den klassischen Bilder-
schatz von Reber und Bayersdorfer. Man darf hoffen, dass
durch diese Werke das Anschauungsvermögen weiter Kreise
gestärkt und diese damit auch zum Erwerb wertvollerer
graphischer Arbeiten allmählig erzogen werden. Die unge-
meine Verbreitung, welche speciell der klassische Bilder-
schatz gefunden, legte der Bruckmann'schen Verlagshandlung
den Gedanken nahe, einen klassischen Skulpturenschatz bei-
zufügen. Von diesem liegen nunmehr die ersten Hefte vor.
Die Ausführung der Autotypieen ist allen modernen An-
sprüchen genügend. Die Auswahl der Vorbilder in technischer
Hinsicht sehr glücklich, da vortreffliche Aufnahmen nach
den Originalwerken zu Grunde liegen, so dass an der Brutus-
büste des Michelangelo die Meißelarbeit, an den Bronzen
die Verwitterung und Patinirung deutlich erkennbar
bleibt. Über die Wahl der Bildwerke lässt sich vorläufig
noch kein Urteil fällen. Es sollen ja die Meisterwerke der
Plastik aller Zeiten bis zum Beginn unseres Jahrhunderts
gegeben werden, ein umfangreiches Programm. Hoffentlich
wird nicht allzuviel anderweit leicht zugängliches Material
geboten, mehr die hellenistische Epoche als die bekannten
Parthenonskulpturen, mehr die interessante mittelalterliche,
besonders die französische Skulptur als die so weit ver-
breiteten Arbeiten des Michelangelo u. a. aufgenommen.
Auf die historischen Notizen soll, nach den Probelieferungen
zu schließen, jetzt mehr Raum verwandt werden. Das ist
mit Freuden zu begrüßen, da auf einen ergänzenden Text
doch in Kürze noch nicht zu rechnen ist. Das Titelblatt von
Greiner ist mehr als nur ein Schutzblatt, es ist ein selb-
ständiges Kunstwerk, voll Ernst und Charakter, glücklich im
Gedanken wie in der räumlichen Gestaltung. Die öde,
ornamentale Gedankenlosigkeit, die mit etwas Architektur,
ein paar Putten und einer allegorischen Dame jeden Buch-
einband und Umschlag erledigte, ist hier überwunden. Wir
kommen nach Erscheinen weiterer Lieferungen auf die vieles
versprechende Publikation zurück. M. SCH.

* Von den Handbüchern der königlichen Museen %u
Berlin hat „Der Kupferstich" von Fr. Lippmann soeben eine
zweite vermehrte und mehrfach verbesserte Auflage erhalten.
Dr. Kaemmerer stand dem Verfasser bei dieser Bearbeitung
zur Seite. Die Zahl der Abbildungen beträgt jetzt 131, um
21 mehr als in der ersten Auflage. Unter den bemerkens-
werten Details wollen wir hervorheben, dass Lippmann
seiner Vermutung, der „rätselhafte Meister des Amsterdamer
Kabinetts könnte am Ende identisch sein mit Hans Hol-
bein d. ä.", nun auch in diesem Handbuche Raum gegeben hat.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Zum Präsidenten der Münchener Künstlergenossen-
schaft ist in der am 21. Dezember abgehaltenen General-
versammlung Franz von Lenbach mit 316 gegen 206 Stimmen
gewählt worden.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

Der Deutsche Kunstverein %u Berlin hielt am 18. Dezember
im Architektenhause unter Vorsitz des Kammerherrn Bodo
von dem Knesebeck seine ordentliche Hauptversammlung ab.
Nach dem Jahresbericht, den Herr R. Molenar erstattete, hat
die Mitgliederzahl einen Zugang von 98 erfahren, sie be-

Bücherschau. — Personalnachrichten. — Vereine und Gesellschaften.
 
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