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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Allegorien und Embleme
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0091

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169

Wettbewerbungen. — Denkmäler.

170

Sibyllen in der Sixtinischen Kapelle. — Eecht bezeichnend
für die Art der künstlerischen Anschauung- Klinger's ist
eine Äußerung-, die er gelegentlich einer Frage gethan
hat, in der es sich um die Annahme einer lehrhaften
Stellung handelte: „Was kann man denn eigentlich
lehren? Ist eine Begabung echt, so muss sie sich allein
„durchbeißen", und einem unechten Talent nützt auch
der Unterricht nichts." Dieses „sich allein durchbeißen"
kann man bei Klinger Schritt für Schritt verfolgen. Und
das ist es, was auch die früheren Arbeiten so anziehend
macht. Will man eine Parallele gestatten, so möchten
wir sagen: Franz Stuck, das bei weitem größere Talent,
sowohl zeichnerisch als auch malerisch, muss dem weniger
vielseitigen, herben, schwerringenden Schaffen Klinger's
weichen, weil diesem der unverkennbare Stempel des
Genie's aufgedrückt ist. Das Geheimnis liegt nur im
Inhalt, nicht in der Form, denn darin ist Stuck zweifel-
los ursprünglich Klinger überlegen. Wer das nicht
glaubt, konnte sich in dieser Ausstellung davon über-
zeugen.

Einen interessanten Teil der Ausstellung bildeten
die geschmackvoll zusammengestellten Pflanzen- und
Blumen-Arrangements, in photographischen Naturauf-
nahmen von Martin Oerlach, und daran angeschlossen
die stilistische Verwertung der Pflanze in Kunst und
Gewerbe von Professor Anton Seder. Die zielbewusste
Art dieser Zeichnungen, die in der feinen koloristischen
Behandlung und genauen Abwägung der Verhältnisse
eine seltene Meisterschaft verraten, lässt keinen Kaum
für träumerische Undeutlichkeit oder Stimmungseffekte
übrig. Alles ist deutlich und klar gewollt. Hier, wie
in dem prachtvollen neuen Werke „Das Tier in der deko-
rativen Kunst" offenbart sich das Können des Künstlers
im hellsten Lichte. In der „Pflanze in Kunst und Ge-
werbe" zeigt sich u. a. E. Unger von großem Geschick
und Feinheit in der richtigen Beobachtung der Farbentöne.

Unter den Namen der Künstler finden sich noch
manche von gutem Klang, wie Franz Simm, F. Pateh,
EL Damaut, P. Matsch, E. Doepler d. j., 0. Seitz,
II. Prell, Carl Gehrts, Gustav Klimt (mit feinen und
zartempfundenen Zeichnungen, leicht getönt), A. Lietzen-
Maycr, J. Berger, Carl Marr, A. Schill, 0. Greiner,
mit einer sehr gut gezeichneten Leiste zum „Wein" (Neue
Folge von Allegorieen), H. Knack fuß, N. Gysis, E.
Klinisch, W. Süs, mit Initialen, M. Svabinsky, PL. Kaul-
bach, H. Kaufmann u. a. m. Merkwürdig achaistisch
sind die Kompositionen von J. Diez, die mit ihren
heraldisch verschlungenen Linien nicht jedem munden
werden. Aber er ist ein hervorragender Tierzeichner,
und die Allegorie der „Musik" durchzieht eine eigen-
tümlich feierlich-naive Stimmung, die auf selbständiger
Empfindung beruht.

Die beiden in Wien lebenden //. Leflcr und K. Moser
zeigen die geschmackvolle Grazie und Formenschönheit
der Wiener Schule von der besten Seite.

Der Gesamteindruck, den man mitnahm, war ein
Gefühl gehobener künstlerischer Harmonie, und der im
Anfang angedeutete, Gedanke befestigte sich: Das Kunst-
handwerk ist das weitgeöffnete Thor, durch das die
moderne Kunst endlich auch in breitere Schichten des
Volkes einzudringen vermag; die Empfänglichkeit für
das, was nicht nur nützlich, sondern auch schön, ver-
edelnd und bildend ist, wird durch diese Pforte in die-
jenigen Kreise des Bürgertums getragen, welche teils
aus Unkenntnis, teils aus Mangel an Geld und Zeit, dem
Ausbreiten künstlerischer Bildung bisher einen passiven
aber schwerüberwindlichen Widerstand entgegengesetzt
haben. So erfüllen die „angewandten Künste" eine vor-
wiegend sociale Aufgabe. Dank allen denen, welche zu
diesem Ziele mitarbeiten helfen! —nn.

WETTBEWERBUNGEN.

Das Völkerschlachtdcnhnal in Leipzig. Zu dem zweiten
Wettbewerb des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig waren
72 Entwürfe eingereicht worden. Das Preisgericht, bestehend
aus den Herren königl. Baurat Hoffmann, Stadtbaurat in
Berlin, Bildhauer Professor Otto Lessing, Berlin, Architekt
Geh. Hofrat Professor Weißbach, Dresden, Architekt Professor
Friedr. Thiersch, München, Bildhauer Professor F. v. Miller,
München, königl. Baurat Arwed Rossbach, Leipzig, Bau-
direktor Professor Licht, Leipzig, Oberbürgermeister Dr.
Georgi, Leipzig, Bürgermeister Dr. TrÖndlin, Leipzig, Architekt
Clemens Thieme und Rechtsanwalt Dr. jur. Barth, Vor-
sitzende des deutschen Patriotenbundes, und dem an Stelle
des erkrankten Herrn Geheimrat Ende-Berlin aufgenommenen
Herrn königl. Baurat Schwechten-Berlin tagte am 21. und
22. Dezember 1896. Als Ergebnis der erschöpfend geführten
Prüfung waren folgende Preise zu verzeichnen: 1. Preis
6000 M. Architekt Wilhelm Ä>e»s-Charlottenburg; 2. Preis
4000 M. Architekt Otto Ä/cfA-Berlin; 3. Preis 2500 M.
Architekten Karl Spaeth und Oskar [7sfce/c-Berlin; 4. Preis
1500 M. Architekt Professor Bruno 5'c/w??ite-Charlottenburg
und 5. Preis 1000 M. Architekt Arnold Ilartmann-Berlin.
Der 1. Preis erhielt 8 Stimmen der 12 Preisrichter, der
2. Preis 7 Stimmen, der 3. Preis 6, der 4. Preis und der
5. Preis wieder 6 Stimmen.

*** Die Konkurrenz um ein Bismarckdenkmal für Dres-
den ist resultatlos verlaufen. Ein erster Preis wurde über-
haupt nicht zuerkannt. Der zweite Preis wurde dem Bild-
hauer Werner Stein zu Teil. Er und die Bildhauer Prof.
J- Schilling und Prof. R. Diez sind zu einem engeren Wett-
bewerb eingeladen worden.

%* In der Konkurrenz um ein Schulze-Delitzsch-Denk-
mal in Berlin hat der Bildhauer Karl Meisen in Friedenau
hei Berlin, früher in München, den ersten Preis erhalten.

DENKMÄLER.

%* Ein Grabdenkmal Donatello's ist am 21. Dezember v. J.
in der Capeila Martelli in San Loren zo in Florenz in Gegen-
wart des italienischen Königspaares enthüllt worden. Die
Schöpfer des Denkmals sind der Bildhauer Romanelli und
der Architekt Ouidotti, die sich dabei an den Stil Donatello's
gehalten haben. Die Figur des Meisters ist in Bronzeguss
ausgeführt. Über dem Sarkophag ist ein Medaillonrelief mit
der Madonna und dem Kinde angebracht. Die Kosten des
 
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