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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0106

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199

Nekrologe. — Personalnachrichten.

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sehr wertvolles Bild abgeschossen worden, das, wie mir
scheinen will, große Aussicht hat, als Werk von Tizian's
eigener Hand anerkannt zu werden. Freilich ist es flüchtig
gemalt, nicht vollendet und durch ein Pentiment etwas ent-
stellt; aber manches, namentlich die rote Gewandung der
Venus, ist so frei behandelt, dass ich an eine Kopistenhand
nicht denken kann. Bezüglich der Darstellung steht das
Exemplar bei Killenyi zwischen dem Venusbild Nr. 178 in
Dresden, das nur einen Putto aufweist, und zwischen dem
St. Petersburger Bilde, auf dem zwischen dem Spiegel und
der Venus noch ein zweiter Erot vorkommt. Der zweite
Putto ist auf dem Bilde bei Killenyi nicht vollendet und
erscheint vernachlässigt. Dieses Exemplar sieht aus wie eine
unvollendete etwas variirte Wiederholung des Bildes in der
Eremitage, dessen Originalität allgemein anerkannt wird,
da es aus der Sammlung Barbarigo in Venedig stammt und
von Ridolfl als Bestandteil jener Sammlung erwähnt wird.
Das Dresdener Exemplar gilt längst nicht mehr als eigen-
händiges Werk Tizian's, was in Woermann's Katalog auch
klar ausgesprochen wird.') Was das Exemplar bei Killenyi
in Pest betrifft, so meine ich, dass man es auf keinen Fall
unter die Kopien schieben darf, wie es deren so viele aller-
wärts giebt, z. B. in Augsburg, in Berlin, einige in England
und, neben dem guten Exemplar, auch eine schwache in
Dresden (Nr. 179).2) Jedenfalls ist die Angabe Ridolfi's zu
beachten, dass Tizian neben dem Venusbilde der Sammlung
Barbarigo (das zweifellos mit dem Petersburger Exemplar
identisch ist) auch eine Venus mit dem Spiegel für Nicolö
Crasso gemalt hat (vergl. Maraviglie, 1648, I, S. 175; 1835, I,
253); und nicht zu vergessen ist die urkundliche Erwähnung
eines analogen Venusbildes, das an König Philipp IL ge-
schickt wurde (vergl. Crowe und Cavalcaselle, Jordan S. 783).
Beide Exemplare müssen erst nachgewiesen werden. Zu
Nr. 842, unbestimmter holländischer Meister. Bildnis eines
Mannes mit drei Pfeilen. Genau dieselbe Darstellung findet
sich auch im Czartoryski'schen Museum zu Krakau. Der
holländische Ursprung ist mir zweifelhaft. Zu Seite 296.
Dort fehlt das Bild Nr. 876, eine Predigt Johannes von oder
nach Pieter Brueghel dem jüngeren. Zu Nr. 928 „angeblich
van Baien". So oft ich nach Dresden komme, halte ich
dieses Bild immer für eine derbe Arbeit des J. B. Bys. Die stil-
kritische Begründung muss ich freilich einstweilen schuldig
bleiben. Zu Nr. 1011. Jacob Jordaens: der verlorene Sohn.
Ist wohl dasselbe Bild, das 1742 im Haag versteigert worden
ist (vergl. Hoet-Terwesten's Katalogsammlung III, S. 35).
Die Abmessungen und die Darstellung stimmen auffallend
überein. Das Bild kostete im Jahre 1742 nur 188 fl. Zu
Seite 353. Zeile 2 des Textes. Die Angabe „S. 342" ist un-
richtig, was ich nur deshalb erwähne, weil sich derselbe Irr-
tum schon in der 2. Auflage fand. Zu Nr. 1101. Ferd. van
Apshovcn II: eine gemalte Galerie. Meine Arbeit über Bilder

legenheit versteigert wurden, hat es auf der Rückseite eine
Brandmarke mit KK und einem Stern darüber.

1) Damit würde es übereinstimmen, dass im Inventar
der Galerie Leopold Wilhelm vermerkt steht: „Man halt, es
seye von dem Titiano," wodurch ja ebenfalls Zweifel an der
Originalität zum Ausdruck gebracht sind.

2) Vergl. hierzu den französischen Katalog der Galerie
der Eremitage, S. 161 ff. No. 99, Waagen: Die Gemälde-
sammlung der Eremitage S. 62, Crowe und Cavalcaselle,
Tizian (deutsch von Jordan) S. 630 ff. und Anhang CXXV,
wo noch weitere Litteratur angegeben ist und noch andere
Wiederholungen genannt werden. Siehe auch die Kataloge
der Galerieen in Berlin und Augsburg.

dieser Art ist wohl zu spät erschienen, um noch Berücksich-
tigung zu finden.') Dort wird darauf hingewiesen, dass in
dem Dresdener Bilde Nr. 1101 nach meiner Erinnerung eine
wenig variirte Kopie nach einem Werke des D. Teniers jun.
vorliegt. Der erwähnte Teniers befindet sich in St. Florian.
Zu Nr. 1232. W. Vaillant. Iis ist nicht zu übersehen, dass
sich auf dem Bilde rechts unten ein Schaber, ein Schabeisen,
von alter Form dargestellt findet. Zu Nr. 1840. Jan Lys:
Magdalena. Dürfte das Magdalenenbild sein, das Boschini
1660 in der Carta del navegar pittoresco (S. 567) als Be-
standteil der Galerie in der Ca Bonfadina zu Venedig er-
wähnt und zwar mit folgenden Worten:

, „De Gian Lis Madalena dolorosa
Che l'Anzolo socore; e in tun canton
Ghe quela maledeta tentacion
Che studia in darno a farla ambiciosa."
Auf dem Dresdener Bilde ist das Zuhilfekommen des Engels
dargestellt, wie es auch bei Boschini erwähnt wird und wie
es nach meiner Erinnerung bei Magdalenenbildern sonst
nicht vorzukommen pflegt. Auch Boschini's eindringlicher
Hinweis auf die Versuchung wäre durch das Dresdener Bild
gerechtfertigt, da ein Diener mit Goldgefäßen dargestellt ist.
Ganz im allgemeinen habe ich auf diesen Zusammenhang
schon in einem Feuilleton der Wiener Zeitung aufmerksam
gemacht, das am 17. Juli des laufenden Jahres erschienen
ist, also zu spät, um für den Katalog noch benutzt zu werden.
Die kleinen Abbildungen, die der dritten Autlage beigegeben
sind, bilden eine angenehme Hilfe fürs Gedächtnis, auch
wenn sie für Studienzwecke selbstverständlich nicht aus-
reichen. Sie sind auch gar nicht darauf berechnet, die großen
Blätter zu ersetzen, die mehrere Photographen nach den
meisten Bildern in Dresden angefertigt haben. Allerlei
äußerliche und formelle sowie inhaltliche Vorzüge der Woer-
mann'schen Kataloge sind zu bekannt, um hier wieder des
Besonderen hervorgehoben zu werden. Auch die neueste
Auflage gehört zu den Büchern, die man in vieler Beziehung
als Muster hinstellen kann.

Wien, Anfangs Oktober 1896.

Dr. TH. v. FRIMMEL.

NEKROLOGE.

%* Der Oenremaler Gustav Heil, der sich als Illustrator
der „Berliner Wespen" durch seinen drastischen Humor be-
kannt gemacht hat, ist am 16. Januar in Berlin im 71. Lebens-
jahre gestorben. In Folge einer Lähmung seiner Hände
hatte er vor 14 Jahren auf die Ausübung seiner Kunst ver-
zichten müssen.

*** Professor Hugo Bürkner, der bekannte Holzschneider,
Kupferstecher und Radirer, ist am 17. Januar in Dresden im
Alter von 78 Jahren gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Bei dem preußischen Ordens feste sind in diesem
Jahre nur drei Künstler und Kunstbeamte ausgezeichnet
worden. Der bekannte Schlachtenmaler Prof. Emil Hunten
in Düsseldorf, der am 19. Januar seinen 70. Geburtstag ge-
feiert hat, hat den Roten Adlerorden 3. Klasse, Baurat Adolf
Heyden und Geheimrat Dr. Bode, der Direktor der Berliner
Gemäldegalerie, haben den Kronenorden 2. Klasse erhalten.

V Dem Geschichtsmaler E. Kämpfer, der für das Rat-
haus in Erfurt einen Cyklus von Gemälden aus der Faust-

1) „Gemalte Galerien", zweite Auflage. Vergl. S. 8.
 
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