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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Schleinitz, Otto von: Die Winterausstellungen in London, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0137

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Bücherschau. — Nekrologe.

262

in allen seinen Perioden bis auf den heutigen Tag,
Farbenpracht mit anderen Bildern, die den Eindruck
verblasster Aquarelle hinterlassen. Aber selbst solche
Werke leiden in der Wiedergabe in Schwarz und Weiß
weniger als man glauben möchte, da trotzdem Licht
und Schatten markant behandelt sind. Watts ist auch
Bildhauer, indessen weder in dieser Kunst noch in
der Malerei will er Modelle haben. Er sagt: „Ich habe
soviel studirt, dass ich aus der Erinnerung schaffen
kann. Mich stört jetzt meist das Modell." Schüler, zur
Hilfe oder im Ateliersinne gedacht, besitzt der Veteran
nicht, dafür ist er wohl einer der frühesten Aufsteher
in Londen, denn schon um vier Uhr morgens ist er bei
der Arbeit. Alles, was er an Gemälden hinterlässt, er-
hält der Staat, und zwar die Porträt-Galerie und die
neue bald zu eröffnende moderne Sammlung, zu der Mr.
Täte den Grundstock an Gemälden geschenkt hat. Im
Handel findet man daher niemals ein Bild des Künstlers;
vor langen Jahren tauchte gelegentlich ein solches in
einer Auktion auf.

Von bedeutenden Porträts und Landschaften sollen
noch nachstehende erwähnt werden: ein Selbstporträt
des Meisters, Lord Leighton, Joachim Burne Jones,
Lord Tennyson, Carlyle, Motley, Millais, Gladstone, Pro-
fessor Max Müller, der Herzog von Argyll, W. Morris,
Walter Crane, Martineau, Salisbury, Lord Dufferin,
Eosetti, Halle, Lord Lytton und andere. Unter den
Landschaften sind hervorzuheben: Carrara, Neapel, Korsika
und der Berg Ararat. Der Veteran der kühl nüchternen
Engländer ist der Idealist Watts; der Altmeister der
grübelnden Deutschen der Kealist Menzel.

v. SCHLEINITZ.

BÜCHERSCHAU.
Vademecum für Künstler und Kunstfreunde. Ein

systematisch nach Stoßen geordnetes Verzeichnis der be-
deutendsten Malerwerke aller Zeiten. Von Dr. F. Sauer-
hering. Erster Teil: Geschichtsbilder. Stuttgart, P. Neff.
1896. VIII und 82 S. 8».
* Ein originelles und praktisch durchgeführtes kleines
Buch, das ebenso für den Kunstfreund und Sammler wie für
den schaffenden Künstler und auch für den Kunsthändler
sich nützlich erweisen wird. Das „Vademecum" will dem
Suchenden über die von der Malerei behandelten Gegen-
stände eine bequeme Übersicht geben. Der vorliegende erste
Teil behandelt die Geschichtsbilder, nach persönlichen und
sachlichen Gesichtspunkten alphabetisch geordnet. Als Ab-
teilungen werden zunächst das Altertum, das Mittelalter (bis
1500 n. Chr.) und die Neuzeit unterschieden und die letztere
dann wieder in vier Epochen eingeteilt. Innerhalb dieser
Abschnitte findet der Leser die Darstellungen nach dem
Buchstaben geordnet, und zwar sowohl die persönlichen
(Karl d. Gr., Ludwig XIV., Mozart, Wilhelm I.) als auch die
sachlichen (Reformation, Pyramiden, Wagram), so dass jeder
sich schnell darüber orientiren kann, wer die betreffenden
Gegenstände gemalt hat, wo die Gemälde sich befinden,
wann sie zuerst ausgestellt waren, auch von wem sie ge-
stochen oder photographisch reproduzirt sind. — Die folgen-
den Bändchen des „Vademecum" sollen in gleicher Weise

das Porträt, die religiöse Malerei, das Genrebild, Landschaft,
Tierstück u. s. w. behandeln. Wenn ein so umfassendes und
weitverzweigtes Werk auch nicht gleich beim ersten Anlauf
im Detail vollendet erscheinen kann, so ist doch die Anlage
als eine sehr glückliche zu bezeichnen. Wir sind überzeugt,
dass der handlich und hübsch ausgestattete Führer sich in
allen kunstverwandten Kreisen rasch einbürgern wird.

NEKROLOGE.

Am 17. Januar ist in Dresden der Professor Hugo Bürkner
gestorben. Sein Name wird für alle Zeiten mit der Geschichte
des Holzschnittes verbunden sein, da er zu den Wieder-
belebern dieses volkstümlichsten aller Kunstzweige in unserem
Jahrhundert gehört und als Lehrer in seinem langen Leben
eine große Anzahl von Schülern herangebildet hat. Aber
auch auf dem Gebiete des Kupferstiches und der Radirung
hat er sich bleibende Verdienste erworben, wie er überhaupt
an dem Aufschwünge unseres gesamten Illustrationswesens
beteiligt war. Bürkner wurde zu Dessau am 24. August 1818
geboren. Zwar besuchte er kurze Zeit das Gymnasium seiner
Vaterstadt; doch scheinen die Verhältnisse seiner Eltern
nicht gerade glänzende gewesen zu sein, da wir er-
fahren, dass er bei dem herzoglichen Stallmeister Unter-
richt im Reiten nahm, in der Absicht, später als Bereiter
sein Fortkommen zu suchen. Ein zufälliger Besuch in Halle
machte ihn jedoch mit Bendemann's „Jeremias auf den
Trümmern von Jerusalem" bekannt und zeitigte in ihm den
Entschluss, sich der Kunst zu widmen. Er wandte sich zu
diesem Zweck an den Hofmaler Beck in Dessau und musste
nun unter dessen Leitung fleißig nach großen Konturwerken
zeichnen. Beck war es auch, der ihn auf den Holzschnitt
aufmerksam machte und ihn bestimmte, Blätter von Beham,
Schäuffelein und Dürer nachzuschneiden. Diese Versuche
fielen so glücklich aus, dass sich Schadoic in Düsseldorf fin-
den jungen Künstler zu interessiren anfing und ihm ge-
stattete, die überfüllte Düsseldorfer Akademie als Hospitant
zu besuchen. Aber obwohl er hier Gelegenheit fand, sich
unter der Leitung Karl Sohrn's der Malerei zu widmen, und
obwohl er Begabung für diesen Kunstzweig verriet, so zog
er es doch vor, sich vor allem, wenn auch ohne eigentlichen
Unterricht zu genießen, in der Ausübung des Holzschnittes
weiter zu bilden. Julius Hülmer und Adalbert Sehröter waren
die ersten Künstler, die ihm Zeichnungen für den Holzschnitt
lieferten. Bald darauf erhielt er den Auftrag, für die be-
kannte „Geschichte der neuen deutschen Kunst" von dem
Grafen Raczynski eine Anzahl Illustrationen anzufertigen.
Auf diese Weise wurde sein Name unter den Künstlern und
Verlegern bekannt und seine Zukunft sichergestellt. Als
Bendemann und Hühner sich zur Illustration des „Nibelungen-
liedes" vereinigten, übertrugen sie Bürkner die Verviel-
fältigung ihrer Zeichnungen durch den Holzschnitt. Ihnen
verdankt er es auch, dass er als Lehrer der Holzschneide-
kunst an die Dresdener Akademie berufen wurde. Bevor
er indessen diesem Rufe Folge leistete, siedelte er für kurze
Zeit nach Berlin über, um sich dort unter Vnxelmann's
Leitung die Handhabung des in England aufgekommenen
Stichels anzueignen. Als er dann im Jahre 1846 nach
Dresden seinen Wohnsitz verlegte und mit Unterstützung
der sächsischen Staatsregierung eine xylographische Anstalt

| errichtete, hatte er das Glück, durch das aufstrebende Talent
Ludwig Richter''s, dessenBestrebungen für die Wiederbelebung
des Holzschnittes durch ihn die beste Unterstützung fanden,
in ungewöhnlicher Weise gefördert zu werden. Aus seiner

l Werkstatt und zum Teil von seiner eigenen Hand gefertigt
 
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