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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0147

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbungen. — Vereine und Gesellschaften. — Vermischtes. 282

Heiligen dieser letzteren Art — dem Dante'schen Text
entgegengebracht hat. Bei diesem Standpunkte der Be-
urteilung kommen selbst die Dante-Illustrationen Botti-
eelli's, „dieses Boinantikers der Eenaissance", von denen
übrigens die Grote'sche Buchhandlung in Berlin vor kurzem
eine wohlfeile Ausgabe veranstaltet hat, schlecht weg, ob-
wohl sie „unstreitig die künstlerisch wertvollsten der
ganzen Reihe" sind. Dass auch Botticelli wie alle seine
Vorgänger an dieser gewaltigen Aufgabe gescheitert ist,
scheint dem Verfasser hauptsächlich an dem „diskursi-
ven Prinzip" zu liegen, das Botticelli im ausgedehntesten
Maße angewendet hat. „Wirklich auf der Höhe seiner
Aufgabe steht er nur da, wo er sich darauf beschränkt,
eine einheitliche, in sich geschlossene Scene darzustellen.
"Wo er dagegen die diskursive Methode wählt, wird
ihm dies vielfach geradezu verhängnisvoll. Fast alle
Vorteile, die ihm die vorgeschrittene Kunst seiner Zeit
und seine eigene künstlerische Individualität bieten,
giebt er damit aus der Hand, und man hat auf Schritt
und Tritt das Gefühl des Bedauerns, wieviel Arbeit
eines bedeutenden Künstlers hier erfolglos verwendet ist."

Von Signorelli kommt Bassermann naturgemäß auf
das Weltgericht Michelangelo's, dessen vielgerühmter illu-
strirter Dantekodex bekanntlich durch Schiffbruch bei
Civitavecchia zu Grunde gegangen ist, und gegen den
Schluss geht er auch näher auf die nächst Botticelli
bedeutendste und umfangreichste Dante-Illustration der
Renaissance, auf die 87 Blätter des Federigo Zuccaro
in den Uffizien ein, über die er ein verhältnismäßig
günstiges Urteil fällt, das auch durch die in Lichtdruck
reproduzirten vier Blätter bestätigt wird. Mit Volk-
mann (Bildliche Darstellungen zu Dante's Divina Comme-
dia) vertritt er übrigens gegen Lippmann die Meinung,
dass Zuccaro nicht durch die Zeichnungen Botticelli's be-
einflusst worden sei, dass sich die Übereinstimmung
vielmehr ganz ungezwungen auf die Behandlung des
gleichen Stoffes zurückführen lasse.

Das ideale Ergebnis der Untersuchungen Basser-
mann's ist ein negatives. Der Dante-Illustrator muss noch
kommen, wobei er an eine künstlerische Kraft denkt,
die gegenüber der Göttlichen Komödie so viel leisten
müsste, wie Menzel für die Werke Friedrichs des
Großen gethan hat. „Wenn die Lösung gelänge, so
müsste die Gesamtheit dieser Bilder nicht nur die drei
Reiche des Dante'schen Jenseits uns vergegenwärtigen,
sondern uns ein allseitiges, lebenswahres, tiefsinniges
Bild der ganzen Dante'schen Welt geben, eben das, was
die Dichtung selbst thut und worin gerade das Geheim-
nis ihres unvergänglichen Lebens besteht."

ADOLF ROSENBERG.

NEKROLOGE.

*,* Per Bildhauer Karl Albert Bergmeier, ein Schüler
der Berliner Akademie unter Albert Wölfl' und F. Scbaper,
der sich aber später eng an R. Begas anschloss, ist am 28. Februar
in Steglitz bei Berlin im 41. Lebensjahre gestorben. Neben

mehreren mythologischen Einzelfiguren und Gruppen (Orpheus
und Eurydice, Nessus und De'ianira) hat er meist Entwürfe
für das Kunstgewerbe, insbesondere für die Metallindustrie
(Tafelaufsätze u. dgl. m.) geschaffen. Sein Hauptwerk ist
der monumentale Hasselbach-Brunnen in Magdeburg.

PERSONALNACHRICHTEN.

*»* Pr. A. Bredius, der Pirektor der kgl. Gemäldegalerie
im Haag, hat auf direktes Ersuchen der Königin-Regentin
der Niederlande sein Entlassungsgesuch zurückgenommen.

WETTBEWERBUNGEN.

Internationales Preisausschreiben für ein farbiges Re-
klamobild (Innenplakat). Pie Firma Ernst Kaps, Königlich
Sächsischer Hof-Pianoforte-Fabrikant in Presden, beabsichtigt,
ein farbiges Reklamebild über die ganze Welt zu verbreiten,
welches im modernen Plakatstil in mögliehst wirksamer und
eigenartiger Weise auf ihre Pianoforte hinweist. Zur Er-
langung eines hierzu geeigneten Entwurfes wird ein inter-
nationaler Wettbewerb ausgeschrieben. Pie Entwürfe sind
ohne Nennung des Namens, ohne Monogramm oder sonstige
l rhebermarke, sondern nur mit einem Kennwort verseheu,
spätestens am 20. Mai 1897 im kaufmännischen Bureau der
Firma Ernst Kaps, Presden-F., Seminarstraße 22 abzuliefern.
Pie besten Entwürfe werden durch Preise von 1000 Mark,
600 Mark und 400 Mark ausgezeichnet.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

*„* Der Verein Berliner Künstler hat die von ihm zu
entsendenden sechs Mitglieder und vier Ersatzmänner für die
Aufnahme- und Anordnungs-Kommission der diesjährigen
Großen Berliner Kunst-Ausstellung gewählt. Als Mitglieder
wurden gewählt: die Maler Prof. Mohn, Simmler und Haus-
inann, die Bildhauer Breuer und Rusche Und der Kupfer-
steeher Professor Eilers; als Ersatzmänner die Maler Prof.
v. Eckenbrecher und Dammeier, Bildhauer Manthe und Ar-
chitekt Stöckhardt.

*** Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft hat
beschlossen, die Ausstellung in Brüssel nicht offiziell zu be-
schicken, nachdem die Leitung dieser Ausstellung sich ge-
weigert hat, den deutschen Künstlern dieselben Vergünsti-
gungen hinsichtlich der Kosten für Transport und Versicherung
zu gewähren, die bei den deutschen Ausstellungen auslän-
dischen Künstlern zugestanden zu werden pflegen.

Berlin. — In der Februarsitzung der Archäologischen Ge-
sellschaft sprach Herr Kekide von Stradonitx über die „Demeter"
des hiesigen Königlichen Museums, die Kopie eines anziehenden
griechischen Werkes aus der Mitte des fünften Jahrhunderts,
von dem neuerdings in Algier ein besseres Exemplar zum
Vorschein gekommen ist. Den Rest der Sitzung füllte ein
eingehender Bericht des Herrn Winnefeld aus über die Unter-
suchungen von W. Dörpfeld und E. Reisch, die in dem neuer-
dings erschienenen Werke „Das griechische Theater" ver-
öffentlicht worden sind.

VERMISCHTES.

*** Der plastische Schmuck des Reichstagsgebäudes ist
bei weitem noch nicht vollendet. Nach dem dazu aufge-
stellten Plan Wallot's sind gegenwärtig mehrere Künstler
mit der Ausführung von acht Standbildern deutscher Kaiser
für die Vorhalle an der Südseite beschäftigt. Es sind ge-
wählt worden: Karl der Große (Bildhauer P. Breuer),
 
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