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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

DOI Artikel:
Wurzbach, Alfred von: Die Quellen der Biographie des Antonello da Messina
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0151

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. York Straße 20.

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstr. 17. Berlin: W. IL KÜHL, Jägeretr. 73.

Neue Folge. VIII. Jahrgang. 1896/97. Nr. 19. 25. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf- für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

Da ich während der Osterferien eine Studienreise antrete, bitte ich die Herren Korrespon-
denten, ihre Einsendungen vom 1. April bis 8. Mai sämtlich direkt an die Verlagshandlung nach
Leipzig zu adressiren. C. v. LÜTZOW.

DIE QUELLEN DER BIOGRAPHIE DES
ANTONELLO DA MESSINA.

Fasan teilt am Schlüsse seines Berichtes über das
Leben des Antonello da Messina eine Grabschrift des
Künstlers mit, welche lautet:

D. 0. M.

Antonius pictor, praecipuum Messanae suae et Sici-
liae totius ornamentuni, hac humo contegitur. Non
solum suis picturis, in quibus singulare artificium et
venustas fuit, sed et quod coloribus oleo miscendis
splendorem et perpetuitatem primus italicae picturae
contulit summo Semper artiflcum studio celebratus.

Vasari vergaß uns zu sagen, wo sich diese Grab-
schrif't befindet; da er sie aber gewiss nicht selbst er-
funden hat, sondern ihm dieselbe von befreundeter Seite
mitgeteilt wurde, müssen wir sie für älter als Vasari's
Vite ansehen.

Wenn wir Antonello's Tod, um das Jahr 1493 in
Venedig, wie die allgemeine Annahme lautet, als glaub-
würdig ermittelt betrachten, so wurde sie zwischen 1493
und 1550 verfasst. Wie oft man sie auch inzwischen
gesucht hat, ist es bis jetzt niemanden geglückt, sie auf-
zufinden. Sie erzählt, dass Antonello der erste war, der
in Italien mit Ölfarben malte, eine Thatsache, die, ab-
gesehen von dem viel höheren Alter der Ölmalerei, in-
sofern nicht geleugnet werden kann, als Antonello
wirklich der älteste italienische Maler ist, der nach Art
der van Eyck die Ölfarbe zu behandeln verstand, eine
Kunst, welche seit dem Erlöschen der altvlämischen
Schule niemand wieder verstanden hat.

Die nächste Nachricht, die vielleicht sogar älter ist
als die oben angeführte Grabschrift, findet sich in Sa-
bellko, De situ urbis Ven., zuerst erschienen 1514.1)

Daselbst heißt, es:

In Cassiani templo tabula est Messenii pictoris cui
ad exprimenda quae voluit nihil videtur, praeter animam
quam dare non potuit, defuisse.

Sabellico spricht hier von einem berühmten Altar-
bilde Antonello's in S. Cassiano, einer Madonna mit dem
Kinde und dem hl. Michael, welches sich, nach Sanso-
vino, noch 1580 an seinem Platze befand, 1646 aber,
als Ridolfi sein Buch schrieb, bereits verschwunden war.

Im Jahre 1524, also ungefähr 26 Jahre vor Er-
scheinen der Vite des Vasari, wandte sich Marcantonio
Michiel, ein verständiger Kunstfreund, hinter welchem
Lermolieff den Anonymus des Morelli vermutet, an den
Architekten Summonzio aus Neapel, in der Absicht,
von diesem nähere Nachrichten über Antonello da Messina
zu erhalten. Die Antwort des Neapolitaners an den
Venetianer vom 20. März 1524, welche wiederholt, aber
selten korrekt, wiedergegeben wurde, lautet:

„Da questo tal tempo (dei discepoli di Giotto) non
havemo avuto in queste parti ne homo esterno ne paesano
celebre fino ad Maestro Colantonio nostro Napolitano,
personna tanta disposta all' arte della pictura, che se
non moriva jovene, era per fare cose grandi. Costui
non arrivo, pel colpa detti tempi, alla perfetione del
disegno delle cose antique, siccome ei arrivo il suo dis-

1) Abgedruckt bei Graeve und Burmann: Thesaurus
antiqu. Italiae. Lugd. Batav. 1722. V. IX.
 
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