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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Wurzbach, Alfred von: Die Quellen der Biographie des Antonello da Messina
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0152

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291

Die Quellen der Biographie des Antonello da Messina.

292

cepulo Antonello da Messina, liomo secondo intento, noto
appresso voi. La professione di Colantonio tutta era
siccome portava quel tempo, in lavoro di Fiandra, e lo
colorire di quel paese; al che era tanto dedito, che aveva
deliberato andarvi; ma il Re Raniero lo ritenne qua
con mostrarli ipso la pratica e la tempera di tal colorire.
Fu in Colantonio una gran destrezza in imitar qualche
volta, la qual imitazione esso aveva tutta convertita in
le cose di Fiandra, che allora sole erano in prezzo."

Summonzio nennt also Antonello da Messina den
Schüler eines gewissen Colantonio, der im Begriffe war,
nach Flandern zu gehen, aber vom Könige Rene zurück-
gehalten wurde, der ihm selbst diese Kunst zeigte und
lehrte. Rene" war der Rechtsnachfolger der Königin
Johanna II. von Neapel, welche 1435 starb und ihn
zum Erben eingesetzt hatte. Er kam erst 1438 nach
Neapel, sein ererbtes Königtum anzutreten, entfloh aber
1440 vor König Alfons von Arragonien, kam wieder
zurück und überließ 1442 Neapel endgültig seinem
Gegner.

Spätere sizilianische Künstler-Biographen verleihen
diesem Colantonio das Geburtsjahr 1352, machen ihn zu
einem Schüler des Simone Napoletano, und lassen ihn
1444 im Alter von 92 Jahren sterben, ohne die Quellen
anzugeben, aus welchen diese Wissenschaft geschöpft ist.

Ein ihm zugeschriebenes Bild ist bezeichnet: A.
MCCCLXXI Nicholaus Tomasi de Flore . Picto . und Crowe
und Cavalcaselle haben es für die Arbeit eines floren-
tinischen Malers erklärt, dessen Name man unter jenen
findet, die mit Jacopo da Casentino die Malergilde in
Florenz gründeten; ein anderes ihm zugeschriebenes Bild,
St. Franciscus d'Assisi und St. Hieronymus, zum Teil
in der Laurentiuskirche in Neapel, zum Teil im Museum
daselbst, halten Crowe und Cavalcaselle für eine Arbeit
van Eyck's. Collantonio ist allem Anscheine nach ein
fabelhafter Maler, der, als ihm König Rene die Ölmalerei
gelehrt haben soll, schon an die 90 Jahre alt war, also
kaum mehr viel von dem verstanden haben kann, was
ihm der König möglicherweise zeigen konnte.

Wir dürfen den ganzen Collantonio lediglich für
eine Erfindung des Summonzio halten, ohne der Kunst-
geschichte die geringste Unbilde zuzufügen.

Charakteristisch aber ist es, dass Summonzio den
Antonello sofort zu einem Schüler dieses fabelhaften
Collantonio macht, während doch die (— sizilianische — ?)
Grabschrift Antonello's diesen selbst als den ersten nennt,
der in Italien in Ol gemalt habe. Summonzio hat diese
Grabschrift Antonello's offenbar nicht gekannt. Möglich
ist auch, dass Summonzio ans dem Namen des Antonello,
auf Grund irgend einer anderen gehörten Fabel, den des
Colantonio erfand, um die ersten in Italien gemalten
Ölbilder noch ehrwürdiger zu machen.

Zwischen diesen Brief des Summonzio und die
Vite des Vasari dürfte die Erwähnung Antonello's von
dem Sizilianer Matteo Collaceio zu setzen sein, die er in

einem Briefe an Antonio Siciliano, einen anderen Sizi-
lianer und Rektor der Universität von Padua macht,
worin er von den berühmten Männern seiner Zeit spricht,
und sagt: „habet vero haec aetas Antonellum Siculum
cujus pictura Venetiis in Divi Cassiano aede magnae est
admirationi".1)

1550 schrieb Vasari, nachdem er über Jan van
Eyck und dessen Erfindung der Ölmalerei gesprochen,
folgendes:2)

„Zu jener Zeit war Antonello aus Messina nach
dieser seiner Vaterstadt zurückgekehrt, ein Mann von
hellem und richtigem Verstand und erfahren in seinem
Berufe. Er hatte sich, viele Jahre in Rom im Zeichnen
geübt, und sich dann vorerst nach Palermo zurück-
gezogen, woselbst er eine Menge Arbeiten ausführte.
— — Antonello begab sich, verschiedene Geschäfte zu
besorgen, einstmals von Sizilien nach Neapel und hörte
daselbst, König Alfons habe aus Flandern das oben-
genannte Bild erhalten, welches Johann von Brügge
(Jan van Eyck) in Öl in solcher Art gemalt habe, dass
man es waschen könne, dass es jede Erschütterung er-
trage und in allem vollkommen sei.

Antonello suchte es zu sehen und die Lebendigkeit
der Farben wie die Schönheit und Einheit der Malerei
übten eine solche Macht über ihn aus, dass er alle anderen
Gedanken und Pläne hinansetzte und sich nach Flandern
begab. In Brügge angelangt, erwarb er sich die ver-
traute Freundschaft Johanns — und schied nicht eher
von Brügge, als bis er die langersehnte Methode völlig
erlernt hatte. Bald nachher starb Johann, und Antonello
verließ Flandern, um sein Vaterland wieder zu sehen. —
Er verweilte nur wenige Monate in Messina, und ging
dann nach Venedig, woselbst er als ein Mann, der im
hohen Maß dem Vergnügen und besonders den Freuden
der Liebe ergeben war, für sein ganzes übriges Leben
zu bleiben beschloss, da er dort eine Lebensweise ganz
nach seiner Neigung gefunden hatte. Er fing an, da-
selbst zu arbeiten und führte viele Ölbilder aus, wie er
es in Flandern gelernt hatte.

Diese sind in den Häusern der Edelleute verstrent
und wurden der Neuheit wegen sehr geschätzt; viele
andere schickte er nach verschiedenen Orten, und als er
endlich großen Ruf und Namen erlangt hatte, bekam er
Auftrag für S. Cassiano, eine Pfarre jener Stadt, ein Bild
zu malen. Er vollführte es nach besten Kräften, ohne
Zeit zu sparen, und es wurde sowohl um der Neuheit
der Malerei als um der Schönheit der Figuren willen,
die nacli guter Zeichnung dargestellt sind, sehr gerühmt
und in Wert gehalten. Als man zudem erfuhr, welch
Geheimnis er von Flandern nach Venedig gebracht hatte,
erzeigten ihm die Edelherren jener Stadt bis zum Ende

1) Morelli, Notizia da un Anonimo, p. 189.

2) Ed. Le Monnier. IV. p. 74—100. Wir geben die
sattsam bekannte Stelle nur im gekürzten Auszuge.
 
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