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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Rosenberg, Adolf: Das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0162

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Nekrologe. — PersonalnachricMen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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darum in einem Nationaldenkmal, das allen Anforderungen
entsprechen soll, nicht getrennt denken. Das ideale
Nationaldenkmal ist also noch zu schaffen. Der Weg
dazu ist uns durch die Denkmäler auf dem Kyffhäuser,
auf dem Wittekindsberg bei Minden gewiesen worden.
Dazu kommt bald das Denkmal am Deutschen Eck bei
Koblenz. Die gegenwärtigen Verhältnisse gestatten es
nicht, einen Vorschlag zu einer friedlichen Lösung dieses
vom deutschen Volke tiefempfundenen Zwiespalts zu
machen. Wir müssen abwarten, bis die Zeit als
Schlichterin allen Streits dazwischen getreten ist. Heute
haben wir nur Ursache, uns des Gewordenen zu freuen,
der That, die unseren schnell lebenden, rasch nach
äußerer Vollendung süchtigen Zeitgenossen das National-
denkmal des großen Kaisers, wie es vom Reichstage
beschlossen worden ist, schon neun Jahre nach seinem
Tode verschafft hat.

Im übrigen treten für diese Zeitschrift die allge-
meinen historischen und politischen Erwägungen hinter
den rein künstlerischen Ergebnissen zurück, und ihre
Beurteilung kann, wenn man überhaupt für eine
starke künstlerische Individualität, wenn auch wider-
strebend, Verständnis hat, nur zu Gunsten von Begas
ausfallen, der nicht bloß der Leiter, sondern auch die
künstlerische Seele der ganzen Anlage gewesen ist. Er
kann, bei seiner ungebrochenen Kraft, noch vieles Schöne
und Große schaffen. Aber dieses Hauptwerk seiner
Kunst wird er nach menschlicher Berechnung nicht mehr
übertreffen! ADOLF ROSENBERG

NEKROLOGE.

%* Der schweizerische Qenremaler Albert de Meuron,
der sich um das Kunstleben der Stadt Neuenburg durch Be-
gründung eines Museums und durch Veranstaltung von
Kunstausstellungen große Verdienste erworben hat, ist da-
selbst am 20. März im Alter von 74 Jahren gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Bei der Enthüllung des Nationaldenhnals für Kaiser
Wilhelm I. in Berlin sind folgende Auszeichnungen an die
mitwirkenden Künstler verliehen worden: Professor Reinhold
Begas hat das Kreuz der Komthure des Hohenzollernschen
Hausordens erhalten. Dem Architekten Gustav Halmhuber,
dem Erbauer der Halle, ist der Rote Adlerorden IV. Klasse
mit der Krone, dem Bildhauer Professor Carl Begas der
Rote Adlerorden IV. Klasse und den Bildhauern Carl Berne-
witz, Ludteig Cauer, Reinhold Felderhoff, Johannes Götz und
Ernst Waegener der Kronenorden IV. Klasse verliehen
worden. Diese Bildhauer haben die einzelnen plastischen
Teile der Denkmalsanlage nach den Skizzen von R. Begas
teils selbständig, teils unter der Leitung des Meisters im
Großen ausgeführt. — An demselben Tage ist dem Glasmaler
und Architekten Alexander Linnemann in Frankfurt a. M.
das Prädikat Professor beigelegt worden.

%,* Dem Bildhauer Albert Manthe in Berlin, dem Schöpfer
eines am 21. März enthüllten Kaiser Wilhelm-Denkmals in
Reinickendorf bei Berlin, ist der Kronenorden IV. Klasse
verlieben worden.

V Der Architekt und Maler Gustav Halmhuber, der
Mitarbeiter von R. Begas am Nationaldenkmal für Kaiser
Wilhelm I., ist erst durch den Bau der stolzen Halle, die
dem Reiterbilde den Hintergrund giebt und zugleich seine
Verbindung mit der gegenüberliegenden Schlossfassade ver-
mittelt, weiteren Kreisen bekannt geworden. Sein Ent-
wicklungsgang ist daher jetzt von besonderem Interesse.
Am 23. März 1862 in Stuttgart geboren, hat Halmhuber dort
seine künstlerische und technische Ausbildung erhalten.
Schon im Jahre 1884 machte er sein erstes Staatsexamen
und wurde durch einen Staatspreis ausgezeichnet. In die
praktische Thätigkeit wurde er durch den genialen, phanta-
sievollen Oberbaurat A. Gnauth in Nürnberg eingeführt, unter-
dessen Oberleitung er die Entwürfe zu dem Palais Kramer-
Klett in München und zu dem Palais Pickhardt in New York
bearbeitete. Schon damals regte sich in ihm neben dem
Architekten der Maler, und seine malerische Begabung er-
probte er zunächst 1885 in zehn Aquarellen, die er nach
dem von Prof. Walthor in Nürnberg erbauten Fürstenbad in
Rudolstadt ausführte. 188(5 wurde er als Bauführer beim
Stadtbauamt in Stuttgart angestellt. Um diese Zeit war ihm
auch die Ausführung eines Wasserthurmes für Mannheim
übertragen worden, nachdem er in der Konkurrenz den ersten
Preis errungen hatte. 1886 berief ihn Wallot zur Mitarbeit
am Reichstagsgebäude nach Berlin. Ihm wurde dabei
hauptsächlich der Entwurf und die Detaillirung der Bild-
hauerarbeiten übertragen, und bei dieser Beschäftigung trat
wieder mehr und mehr der Maler in den Vordergrund. 1S0L
ging er nach Karlsruhe, wo er bei Prof. F. Keller ernstliche
Studien machte, deren Früchte zahlreiche Porträts, ein großes
Bacchanal und ein im Auftrage des Geheimrats Krupp ge-
malter Cyklus von Aquarellen für die Ausstellung in Chicago
waren. Inzwischen beteiligte er sich auch an vielen Kon-
kurrenzen um Kaiser Wilhelm- und Bismarckdenkmäler, wo-
bei er zum Teil zweite und dritte Preise davontrug, und in
diesen Arbeiten offenbarte er ein so glänzendes Geschick für
monumentale und dekorative Wirkungen, dass ihn Begas, der
durch seine Schüler auf Halmhuber aufmerksam gemacht
worden war, zunächst privatim mit der Anfertigung eines
Entwurfes für eine Halle betraute. Als dieser dann dem
Kaiser vorgelegt wurde, fand er den Beifall des hohen Herrn.
Er konnte jedoch nicht zur Ausführung gelangen, da die für
das Denkmal geforderten Kosten inzwischen durch Beschluss
des Reichstages auf rund vier Millionen Mark herabgesetzt
worden waren. Halmhuber musste also einen neuen Ent-
wurf ausarbeiten, und dieser ist, auch noch mit gewissen
Einschränkungen, zur Ausführung gekommen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

TJnger-Ausstellung in Dresden. Der „Dresdener An- .
zeiger" vom 24. Januar berichtet: „Die gegenwärtige Vier-
teljahrs-Ausstellung im königlichen Kupferstichkabinett ist
William Unger gewidmet. Die Ausstellung ist ungewöhnlich
umfangreich, so dass sie nicht nur den gesamten dritten
Saal, sondern auch noch einen großen Teil des ersten in
Anspruch nimmt; trotzdem umfasst sie nicht entfernt das
gesamte Werk Unger's, welches vielleicht zehnfach so um-
fangreich ist, auch nicht einmal sämtliche Blätter Unger's,
welche das Kabinett besitzt, sondern nur diejenigen Radi-
. rangen, welche im vorigen Jahre angekauft worden sind, um
j einen einigermaßen genügenden Oberblick über die reiche
Thätigkeit Unger's zu geben. Bei der hohen Beachtung,
1 welche das königliche Kupferstichkabinett der modernen
Griffelkunst schenkt — und es ist dies sicherlich eines der
 
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