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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Schölermann, Wilhelm: Die XXV. Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0194

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375

Personalnachrichten. — Wettbewerbe.

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zeitgenössischer Männer in den letzten Jahren bekundete.
Sein nüchterner Sinn steht ihm gerade beim objektiven
Erfassen der Persönlichkeit, worin er durch Verstand
mehr als vom Gefühl geleitet wird, am wenigsten im Wege.
Für Leopold Horowitz' vielbesprochenes Kaiserbild ver-
mag ich mich — zu meiner Beschämung gestanden —
nicht mit zu begeistern. Dazu ist es doch zu „offiziell"
und steht auch in anderer Beziehung früheren Arbeiten
nach. Gl. von Pausinger's Tänzerin ist auch nicht ganz
geglückt, Pochwalski's Bildnisse halten sich dagegen auf
bekannter solider Höhe.

An Werken religiösen Inhalts wären als interessant
zu nennen: David Mose, München, ein Triptychon „Be-
grabene Hoffnung", sehr ernst und tüchtig, Konopa
(Madonna) und als bedeutendstes: „Die Verkündigung"
von George Hitchcock. Der bei Egmont an der hollän-
dischen Küste seit Jahren unablässig im Freien studirende
Amerikaner verfügt über außergewöhnliche Mittel und
hat das Typische der Natur und Menschen dieses welt-
abgeschiedenen Stückes Dünenlandschaft mit seltener
Treue erfasst. Es ist hier etwas Abgeschlossenes, dem
man nichts wegnehmen, nichts hinzufügen kann. Klar,
leuchtend und doch duftig in der Farbe, richtig beob-
achtet in den Valeurs, das vielschattirte Grün, die
blühenden Lilien, Violen und Stiefmütterchen. Schlichte,
reine Naturandacht, eine „Verkündigung" für jeden, der
sie hören will. Weniger glücklich ist Alexander Goltz,
dessen Triptychon sich kaum über die kürzlich ausge-
stellten Studien erhebt. Flach und unstudirt in der
Farbe, inhaltlich teils Anlehnung an größere Vorbilder,
teils eigene Unzulänglichkeit, so dass man verstimmt
werden muss in dem Gefühl, der Maler glaubt selbst
nicht an das, was er malt. Wenn man nicht tief em-
pfinden kann, soll man lieber die heiligen Stoffe unberührt
lassen; aus der Beflexion werden sie nimmer geboren.
Unpersönlich bleiben diese wenigstens so lange, wie kein
innerer Drang vorhanden ist. Und eine unpersönliche
Kunst — ist gar keine Kunst.

Die Landschafter sind nicht so zahlreich wie ge-
wöhnlich vertreten. Kallmorgen, Julius Falat (mit einer
Bärenhatz im Schnee), Charles Palmie (Stilles Wasser)
und einige andere treten hervor. Temple's , Atelier
Zumbusch" ist mit bekannter Geschicklichkeit gemalt
und findet entsprechende Bewunderung. Ich übergehe
eine ganze Beihe anderer, schon meistens anderswo be-
kannt gewordener Bilder, um noch einen Blick auf die
Aquarellabteilung zu werfen. Hier ist Alt mit fünf
Nummern vertreten (darunter „Beminiscenz vom Tiroler
Landesschützenfeste in Innsbruck" und „Der letzte schöne
Baum in Wien"). Neben ihm Charlemont, Schwaiger,
Dettmann (der immer noch nicht über eine gewisse
Äußerlichkeit hinauskommt), Zetsche und einige Italieaer.
Ein interessanter Zeichner ist Rudolf Jettmar, dessen j
fast Danteske Visionen in Florenz entstanden sind j
(Tusche und Farbe). Eine Kohlenzeichnung von Strauß j

(in Ischl) gehört zu Horowitz' besten Arbeiten. Drei
Künstler haben sich größere Aufgaben gestellt: Beim.
Lefler, Josef Urban und F. Jenewein, letzterer in einem
„Ischariot", worin er in kraftvollen Silhuetten monumental
zu wirken sucht, Lefler und Urban in einem reich kom-
ponirten, phantastischen, dreigeteilten Stück, als Illustration
zu Edgar Allen Poe's „Maske des roten Todes". Blendender
Kolorismus und formale Ausdrucksfähigkeit verbinden
sich, um dem Bilde die beabsichtigte, grauenvolle, aber
durchaus künstlerische, dekorative Wirkung zu geben.

Die Plastik weist nicht viele, aber einige tüchtige
Arbeiten auf. In kunstgewerblicher Bichtung sind feine
kleine Bronzen von Vallgren aus Paris gekommen.
Strasser's Amazonenkönigin aus Lybien, mit den beiden
Tigern, erregt höchsten Beifall bei den jüngeren Künst-
lern — höchstes Entsetzen bei dem weiblichen Teil
der Ausstellungbesucher. Interessante, aber ganz ver-
schiedene Werke sind Emil Fuchs' „Mutterliebe" und
der grübelnde „Luzifer" von Feodorowna Ries. Selb-
ständig und geistvoll eine Aufgabe anpacken und durch-
führen ist ein Hauptzug der letztgenannten Künstlerin,
an deren Werken man nicht gleichgültig vorüber-
gehen kann.

Da wäre noch dieser oder jener Name erwähnens-
wert — aber der Katalog giebt darüber die beste Aus-
kunft.

PERSONALNACHRICHTEN.

Q Dr. Wolfgang von Oeffingen, bisher Professor der
Kunstgeschichte an der Düsseldorfer Kunstakademie, ist als
Nachfolger des verstorbenen Prof. Hans Müller zum ersten
Sekretär der Berliner Akademie der Künste bestimmt worden.
Zunächst ist ihm die Verwaltung des Amtes kommissarisch
übertragen worden.

*„* Der Maler Willy Spatz ist vorläufig als Lehrer an
die Düsseldorfer Kunstakademie berufen worden, wo er neben
Prof. Ernst Boeber den Unterricht in der Elementarklasse
übernehmen wird.

An der technischen Hochschule in Berlin ist an Stelle
des ausscheidenden Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. Lessing
vom 1. Oktober 1897 ab der Privatdocent Dr. A. O. Meyer
zum Docenten ernannt. Derselbe wird vom genannten Zeit-
punkte ab wöchentlich in je zwei Stunden Vorträge halten:

1. aus dem Gebiete der Geschichte des Kunstgewerbes und

2. aus dem Gebiete der dekorativen Künste und der Stillehre.

%* In die Centraidirektion des kaiserlich deutschen Ar-
chäologischen Instituts ist an Stelle des verstorbenen Wirkl.
Geh. Rats Curtius der Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rcrmann
Diels, Mitglied und ständiger Sekretär der kgl. preußischen
Akademie der Wissenschaften, getreten.

*** Dr. Max Semrau, Privatdocent der Kunstgeschichte
an der Universität und Direktorialassistent am schlesischen
Museum der bildenden Künste in Breslau, ist zum Professor
ernannt worden.

WETTBEWERBE.

* * In dem Wettbewerb um ein Konig Albert-Denkmal
für Dresden erhielt den ersten Preis von 6000 M. der Bild-
hauer Max Baumbach - Berlin. Die noch zur Verfügung
 
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