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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Bach, Max: Ein Gemälde von Quintin Massys in der Stuttgarter Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0215

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERAUSGEBER:

t CARL von LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Yorkstraße 20.

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstr. 17. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. viii. Jahrgang. 1896/97. Nr. 27. 10. Juni.

Die Kunstehronik erseheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in deu
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf- für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandluug
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

In Folge des Ablebens des Herrn Professor v. Lützow in Wien ersucht die unterzeichnete
Verlagsbuchhandlung die Herren Mitarbeiter, ihre Beiträge für die Zeitschrift für bildende Kunst
und die Kunstchronik bis auf weiteres ihr nach Leipzig, Gartenstrasse 17 zuzusenden.

SEEMANN & Co.

ein gemälde von quintin massys in
der stuttgarter galerie.

Zu den ältesten Beständen der württembergischen
Staatsgalerie gehört das Gemälde, welchem wir hiermit
einige Aufmerksamkeit schenken wollen.1) Dasselbe
stammt aus der ehemaligen Galerie im Schlosse zu
Ludwigsburg und wurde im Jahre 1842 für die neu
zu errichtende Galerie nach Stuttgart verbracht; damals
sah es Waagen, welcher es in seinen Eeisebriefen (Kunst-
werke und Künstler in Deutschland 1843—45) erstmals
erwähnt.

Das Bild, 1.92 m hoch und 86 cm breit, ist auf
Holz geraalt und trägt im neuesten Katalog (1891) der
Galerie die Nummer 522, wird Hans Memling zuge-
schrieben und bezeichnet als „Bethseba aus dem Bade
steigend".

In einem Gemach mit offenem Ausblick auf einen
freien Platz, in dessen Hintergrund man einen schloss-
artigen Bau mit Eundbogenportal und Kundthurm in
romanischen Formen erblickt, sehen wir eine fast gänz-
lich nackte Frau, welche eben im Begriffe ist, aus
dem Bette zu steigen und sich von einer hinter ihr
stehenden Dienerin vollends entkleiden lässt. Sie trägt
eine weiße, turbanartig gewundene Nachthaube, mit dem
linken Vorderfuß ist sie bereits aus dem Bette gestiegen,
der rechte Fuß ist unsichtbar. Die Dienerin im Kostüm
der Zeit mit weißer Haube trägt ein grünes aufgenom-
menes Kleid mit rotem Leibchen, gelbem Unterkleid und

1) Eine treffliche Photographie ist neuerdings von Höfle
in Augsburg aufgenommen worden.

schwarze Schürze; sie ist eben im Begriff, das schön
drapirte, vorne herabfallende Hemd ihrer Herrin vol-
lends zu entfernen, oder wie andere wollen, derselben
wieder anzuziehen. Hinter dem Rücken der Frau sieht
man den Betthimmel von dunkelblauer Farbe, mit schöner

j Bordüre und umgeschlagenen Vorhängen. Vorne links
ein bauchiger Thonkrug nebst einem Messingbecken, da-
hinter ein weißes Pudelchen und ein Klappstuhl mit
Kissen belegt auf einem Teppich mit gemustertem Dessin.
Rechts reichen die Vorhänge des Bettes noch in schmalen
Streifen fast bis zum Boden herab. Der linke Fuß der
Dame ist schon mit dem Pantoffel bekleidet, während
für den noch im Bette knieenden rechten der Pantoffel
parat steht. Gerade dieser Umstand dürfte darauf schließen

1 lassen, dass der Künstler die Dame darstellen wollte,
wie sie eben aus dem Bette steigt, und nicht, wie man
immer angegeben findet, aus dem Bade, denn vom Bade
selbst sieht man absolut nichts, nur der Krug und das
Becken deutet darauf hin, dass man sich hier in nicht
allzugroßer Entfernung vom Bette ein Bassin zu den-
ken hat.

Die Bestimmung des Bildes machte von jeher
Schwierigkeiten. Waagen denkt zunächst an den Meister
„den trefflichen Schüler des van Eyck, der die Anbetung
der Könige in der Boisseree - Sammlung gemalt hat".
(Pinakothek-Kabinett Nr. 35 — 37.) Dieses Bild, Tri-
ptychon, auf den Flügeln die Verkündigung und Darstel-
lung, ist von Rogier van der Weyden, und demgemäß
wurde auch unser Bild in den älteren Katalogen stets
dem Kogier zugeschrieben, obgleich Waagen schon 1847
im Kunstblatt seine damalige Angabe korrigirt und in
 
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