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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Rosenberg, Adolf: Zur Erinnerung an August von Heyden
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0263

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEEAÜSGEBEE:

t CARL VON LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Yorkstraße 20.

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstr. 17.

Neue Folge. VIII. Jahrgang. 1896/97. Nr. 33. 23. September.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 3(1 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s.w. an.

ZUR ERINNERUNG
AN AUGUST VON HEYDEN.

In der langen Verlustliste, die die „Zeitschrift" und
„Kunstchronik" in den letzten Jahren führen mussten und
die, um noch einmal die letzten Verluste in zwei Namen
zusammenzufassen, von Lübke bis Lützow reicht, muss
auch der Name August von Heyden verzeichnet werden.
Er steht außerhalb der offiziellen Verlustliste der Künstler,
die wir pflichtgemäß führen; denn er gehörte seit ihrer
Begründung zu den Intimen der „Zeitschrift", die ihre
Anhänglichkeit durch künstlerische und schriftstellerische
Mitarbeit bewährten. Er stand in freundschaftlichem
Verkehr mit Lübke und Lützow, die in ihm nicht
bloß den Künstler, sondern noch mehr vielleicht den
gründlich gebildeten Kunstkenner und Kunstforscher
schätzten, und mit dem Dritten im Bunde derer, die in
den siebziger und achtziger Jahren unserem Blatte
ihr geistiges Gepräge aufdrückten, mit Anton Springer,
verknüpften ihn noch engere Bande. Wenn jetzt einer
sein Gedächtnis zu ehren sucht, der über zwanzig Jahre
jünger ist, als der wenige Tage vor seinem 70. Geburts-
tage Dahingeschiedene, so glaubt er sich zu dieser Auf-
gabe durch einen Verkehr berufen, der 22 Jahre lang in
innigstem Austausch der Meinungen und in einer nur
selten getrübten Übereinstimmung der Meinungen be-
standen hat.

Daraus erwächst mir zugleich die tröstliche Zuversicht,
dass keine Verpflichtung vorliegt, das Bild des Toten
schöner zu färben als es in "Wirklichkeit war. "Weder in
der Kunstgeschichte noch im Leben habe ich einen Künstler
kennen gelernt, der sich über den Umfang seines Könnens
und seiner Bedeutung so klar war wie er. Er war aber
nicht etwa ein thatenloser Pessimist, der sich grollend
in sein Schicksal ergab. Er kämpfte wie ein Biese, und

wenn er keine Titanenarbeit verrichtet hat, so lag das zum
Teil an seiner Zeit, die für sein Lieblingsgebiet, die
monumentale Malerei, nur noch wenig Platz hat, zum
Teil an ihm selbst, dessen Phantasie immer höher flog
als seine technische Kraft nachher aushalten konnte oder
vielmehr wollte. Er konnte nämlich sehr viel, viel mehr,
als die jungen Leute glauben, die ihn über die Achsel
angesehen haben, weil der Mann, der schließlich über
jede äußere Anerkennung erhaben geworden war, seine
eigenen Wege ging. Als die Freilichtmalerei stark ins
Kraut geschossen war, zeigte er mir einmal einige Mo-
dellstudien und Akte, die er viel früher in der Umge-
bung von Berchtesgaden im Freien gemalt hatte, weil
sich das für ihn ganz von selbst verstand. Er ist näm-
lich immer ein Hellmaler gewesen, und als er im Anfang
der siebziger Jahre eine Studienreise durch Italien
machte, um die Freskomalereien der großen Meister tech-
nisch zu prüfen, war das Ergebnis dieser Studienreise
die symbolische Darstellung des Tierkreises in der Kuppel
der Berliner Nationalgalerie: helle Figuren auf golde-
nem Grunde. Monumentale Malereien wollen gesehen und
dürfen nicht im Dunkel von Kirchen, Kuppel- und Saal-
bauten vergraben werden. Nach diesen Grundsätzen hat
er noch mehrere Cyklen von Wandmalereien für den
Festsaal des Handelsministeriums in Berlin, für den
Schwurgerichtssaal in Posen, für den Bürgersaal des
Berliner Rathauses und für Privathäuser ausgeführt.
Zuletzt war er freilich etwas bequem geworden. Die
Wandmalerei mag ihm lästig geworden sein, obwohl er
es nicht gern zugab. Entscheidend war aber wohl nicht
die Schwierigkeit der Technik, sondern die Notwendig-
keit, das behagliche Heim, das geräumige Atelier, die
Bibliothek, die schriftstellerische Arbeit zu verlassen.
Er sagte mir einmal rund heraus, als von der echten
Freskotechnik die Rede war, dass es ihm nicht einfiele,
 
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