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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 8.1897

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Bach, Max: Wer war der Meister des Otto Heinrichsbaues?
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5776#0268

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523

Bücherschau.

— Nekrologe.

524

Wenn Alt schließlich doch noch den Bau als ein
Werk des „deutschen Geistes" in Anspruch nimmt, so
schreiben wir das seinem Patriotismus zu gute. Auf
Grundlage unserer eingehenden Studien können wir in
der ganzen Anordnung und Dekoration der Passade nur
fremde Elemente erblicken, Motive, die in den damals
herrschenden Bauschulen am Oberrhein und in Schwaben
nicht zum Ausdruck kommen.

Sehr dankbar sind wir dem Heidelberger Schloss-
verein, dass er endlich auch die Frage bezüglich der
Schreibart Hayder oder Leyder gelöst hat. In dem
schon angeführten neuesten Bande der Heidelberger
Publikation ist ein Faksimile des betreffenden Akten-
stückes gegeben, aus welchem zu ersehen, dass das H
nur etwas verschrieben ist und nicht für L zu lesen.
Jakob Haider oder Heid war der Werkmeister des Pfalz-
grafen Friedrich und wird noch öfter in den Straßburger
Ratsprotokollen der Jahre 1555 und 1556 erwähnt.

Stuttgart. MAX BACH.

BÜCHERSCHAU.

Veröffentlichungen der Kunsthistorischen Gesell-
schaft für photographische Publikationen. Zweiter
Jahrgang. Leipzig 1890. 21 Tafeln in Lichtdruck, mit
einem Textblatt. Folio.

Dieser Jahrgang steht weder an Interesse noch an Güte
der Ausführung dem ersten nach. Die Folge dieser Ver-
öffentlichungen muss somit als eine solche bezeichnet werden,
die für einen jeden, der sich ernst mit der alten Kunst be-
schäftigt, unentbehrlich ist. Man erhält in ihnen eine Fülle
von Nachbildungen bisher nicht oder nur schwer zugäng-
licher Werke, ferner ein nach den verschiedensten Richtungen
hin anregendes Vergleichsmaterial und endlich von einzelnen
Schöpfungen ganz unschätzbare Detailaufnahmen. Dadurch
erst wird jene intime Kenntnis der alten Kunstwerke mög-
lich, die uns in den Stand setzt, sie mit derselben Aufmerk-
samkeit zu betrachten, wie die neuen, und somit an beide
den gleichen Maßstab anzulegen, während die verallge-
meinernde Art der Wiedergabe, die früher bei kunstgeschicht-
lichen Publikationen üblich war, leicht entweder als zu
ungünstig oder auch als zu günstig für die Beurteilung eines
Werkes sich erwies. Das Exemplar der „Kleinen heiligen
Familie" Raphael's (19), das sich im Besitze des Herrn
Ch. Roussel in Nanterre befindet und sich vor dem Louvre-
exemplar u. a. dadurch auszeichnet, dass es links noch einen
Finger breit mehr zeigt, können wir freilich nicht, gleich
Schmarsow (National-Zeitung vom 26. und 30. Juni 1897,
deren Reihenfolge wir auch im folgenden innehalten), Raphael
selbst zuweisen, da die Verhältnisse der Figuren dafür zu
ungeschickt sind; um so dankenswerter aber sind die Auf-
nahmen von Baldovinetti's Anbetung der Hirten (3—6), jenem
von der Zeit arg mitgenommenen, aber wenigstens von der
Hand des Restaurateurs verschonten Fresko, das der Meister
1462 im Vorhofe der Annunziata zu Florenz gemalt hat.
Hier treffen wir jene Schlichtheit in der Auffassung der
Natur an, der wir selbst nachstreben, sehen sie aber zu-
gleich mit einer Formvollendung verbunden, die uns zur
Zeit noch versagt ist. Das ist wahrhaft monumentale Kunst,
ohne alles hohle Pathos. Die beiden Bilder eines schwäbi-
schen (Landsberger?) Meisters, die Geburt Christi und die

Anbetung der Könige (1. 2), ehemals in der Moritzkirche zu
Augsburg, werden wohl sehr nahe an das Ende des 15. Jahr-
hunderts zu rücken sein; stärker als der italienische macht
sich in ihnen immerhin der vlämische Einfluss bemerklich.

— Die Darstellung Christi, von einem Schüler Dürer's, wie
der Text nahelegt vielleicht dem jungen Baidung um 1507,
ehemals in der Dominikanerkirche zu Frankfurt a/M. (21),
eröffnet dadurch interessante Ausblicke, dass sie von der
gleichen Hand herrühren soll, die die Anbetung der Könige
und die Steinigung des Stephanus in der Mainzer Galerie,
Christus in der Kelter zu Ansbach und vielleicht auch die
Flügel des Heller'schen Altars in Frankfurt geschaffen hat.

— Würdige Repräsentanten der deutschen Kunst sind Kulm-
bach's vier Bilder aus der Katharinenlegcnde, in der Krakauer
Marienkirche, von 1515 (15—18). — Nr. 14 führt eine bisher
unbekannte und unzweifelhaft echte Deckfarbenmalerei Hol-
bein's auf Pergament, den Gleichmut des Pyrrho auf seinem
Schiffe, vor, ein offenbar auf Bestellung gemaltes Stück aus
den zwanziger Jahren, das aus dem Vorrat der bayrischen
Gemäldesammlungen in das Münchener Kabinett gelangt ist.
—■ Die kleine Anbetung der Könige von Uffenbach, 1619,
aus der Prehn'schen Sammlung in Frankfurt (20), setzte das
vom alten Brueghel begründete holländische Genre, das
später in Rembrandt und Ostare zu neuem Leben erwacht,
fort. Der hier wiedergegebene Kopf des Kanonikus de Paele
aus dem großen Gemälde der Brügger Galerie (13) spricht
nicht gerade zu Gunsten des entsprechenden aber verdauten
(in der Reproduktion freilich noch mehr verwischten) Kopfes
in Hamptoncourt, der im ersten Jahrgang veröffentlicht
wurde. — Kraftvoll ist Dirk Bouts' Hippolytus-Altar aus der
Brügger Kathedrale (7. 8) und bezeichnend Gerard David's
großer Altar mit der Taufe Christi aus der Brügger Galerie
(9. 10). Von den beiden nahe verwandten Darstellungen der
Anbetung des Christkindes mag die eine (11), eine neue
Erwerbung des Pesther Museums, eine Jugendphase G. David's
darstellen; die andere (12), bei G. K. von Kaufmann in Berlin,
scheint gagegen eine engere Anlehnung an Memling zu ver-
raten, als wir sie bei David vermuten möchten. Schmarsow
(in der National-Zeitung) weist in diesem Zusammenhange
noch auf ein drittes ähnliches Bild hin, das s. Z. in Paris
in der Ausstellung des Palais Bourbon zu Gunsten Elsass-
Lothringens als Memling ausgestellt war und dem Herzog
von Galliera gehörte. W. v. SEIDLITZ.

NEKROLOGE.

Professor Albrech.t Bräuer, seit 1860 Lehrer an der Bres-
lauer Kunst- und Kunstgeweibeschule, zuletzt Leiter der
Klasse für Porträt- und Figurenmaler, ist am 7. September
im Alter von 67 Jahren gestorben. Er war Schüler seines
Vaters, des Malers Karl Bräuer, und des Bildhauers Mächtig
in Breslau, lernte später bei Ernst Resch die Oltechnik und
Porträtmalen und verließ 1850 seine Vaterstadt Breslau, um
zuerst auf der Dresdener Akademie bei Julius Hühner, dann
in Frankfurt a/M. im Atelier Eduard Steinle's zu studiren,
unter dessen Aufsicht ein Ölbild „Anbetung der Hirten"
entstand. Im Jahre 1856 war in Berlin und Breslau sein
erstes größeres Werk, ein farbiger Karton „Savonarolas Ge-
fangenführung zur Signorie in Florenz", ausgestellt Während
seiner Lehrthätigkeit, der er sich mit unermüdlichem Eifer
und rastloser Arbeitskraft, zugleich auch unter Preisgabe
seines eigentlichen Künstlerberufes, widmete, hat er als einer
der ersten — lange vor Meurer — Pflanzenstudien nach der
Natur zum Zwecke ornamentaler Verwertung betrieben. Auf
I Grund einer Ausstellung derselben in Berlin erhielt er 1878
 
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