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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Londoner Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0033

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstrasse 17.

Neue Folge. IX. Jahrgang. 1897/98. Nr. 4. 11. November.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin SW., Yorkstrasse 78 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monatenjuli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. ~ Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von Haasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

LONDONER RUNDSCHAU.

London steht noch im Zeichen der Feier des
sechzigjährigen Regierungsjubiläums der Königin
Victoria. Es ist zu bedauern, dass keine Kunstaus-
stellung zu stände gekommen ist, welche als eine
Illustration der Kunst dieser Epoche sehr willkommen
gewesen wäre. Im Krystallpalast, in Earls-Court und
in der Guild-Hall sind allerdings Ausstellungen ver-
anstaltet worden, welche aber nur als Bruchstücke in
dieser Hinsicht zu betrachten sind. In der Guild-
Hall werden gewöhnlich die Bilder aufbewahrt, welche
den Grundstock für spätere Sammlungen abgeben
sollen oder für die auch räumlich zu erweiternde
städtische Galerie bestimmt sind. Die Hauptzierde der
hier für die Stadt zusammengebrachten Werke bilden
augenblicklich die Schenkungen des kürzlich ver-
storbenen Altmeisters der englischen Aquarellmaler,
Sir John Gilbert, dessen beide Bilder „Cedric und
„Der Standartenträger" auch die Juwelen der dies-
jährigen Ausstellung der Royal Society of Painters in
Water Colours sind. Herkommer ist in derselben
durch die Porträts zweier Kollegen, G. F. Watts' und
Basil Bradley's, Sir Edward Poynter, der Direktor der
National Gallery und neuerwählte Präsident der König-
lichen Akademie, durch ein vollendetes Aquarell, be-
titelt „Am Genfer See«, gut vertreten.

Über die Ausstellung der Royal Academy soll
nur kurz berichtet werden, obgleich über 1000 eng-
lische Bilder dort zu sehen sind. Es sind lauter gute
alte Bekannte. Wir finden Tadema, Shannon, Mac
Whirter, Peter Graham, Colin Hunter, David Murray,
John Collier und andere. Nur drei Bilder will ich
nicht unerwähnt lassen. Zunächst Sargents Porträt
der Mrs. Clara Meyer mit ihren beiden Kindern, das

in London einen wahren Sturm von Enthusiasmus
hervorgerufen hat. Von dem Standpunkt der Virtuosität
aus ist es das höchste, was Sargent geleistet hat. Der
lebensvolle Ausdruck des Kopfes ist geradezu staunens-
wert, aber ein einziger Schritt weiter und der Meister
fällt dem Manierismus anheim, was für die Kunst wie
für den hochbegabten Künstler in gleicher Weise be-
klagenswert wäre. Die allgemeine Aufmerksamkeit hat
auch E. A. Abbeys, des neuernannten „Associate" der
Akademie, „Hamlet" auf sich gezogen, ein kraftvolles
Bild, sowohl in Bezug auf die dargestellte Scene, als
auch in der Charakterisirung der einzelnen Personen.
Das dritte Bild endlich stellt auf einer riesigen Leinwand
eine Koppel von 20 Füllen dar, die in vollem Galopp
auf den Beschauer losstürmen. Der jungen Künstlerin
Miss Lucy E. Kemp-Welch ist hiermit in der That
ein grosser Wurf gelungen.

Über die Ausstellung der Original-Radirer, die
neu herausgekommenen Kupferstiche von Bedeutung,
sowie die „New-Gallery" soll demnächst besonders
berichtet werden. Es lässt sich nicht leugnen, dass
auf allen Gebieten der Kunst in diesem Jahre sich
ein Leben und eine Mannigfaltigkeit entwickelt, wie
selten.

„Memorial of Christie's" von W. Roberts betitelt
sich ein von Beils Son's herausgegebenes Buch, das
für den Sammler und Kunstliebhaber doch etwas mehr
bedeutet als ein Nachschlagewerk oder ein Katalog. Ob-
gleich es in erster Linie ein Bericht sein soll über
die Auktionsverkäufe der berühmten Firma mit An-
gabe der Namen der Käufer und Verkäufer, sowie
der erzielten Preise, so erhalten wir doch gleichzeitig
einen interessanten, kulturgeschichtlich sehr wich-
tigen Überblick über den Kunsthandel und den wech-
selnden Geschmack des Publikums, der sich durch
 
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