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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Graul, Richard: Versteigerung der gräfl. Douglasschen Glasgemäldesammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0057

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstrasse 17.

Neue Folge. IX. Jahrgang.

1897/98.

Nr. 7. 2. Dezember.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin SW., Yorkstrasse 78 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von Haasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

VERSTEIGERUNG DER GRÄFL. DOUGLAS-
SCHEN GLASGEMÄLDESAMMLUNG.
Die Versteigerung der gräfl. W. Douglasschen
Sammlung alter Glasgemälde bei J. M. Heberle, die
wir in Nr. 5 der Chronik angekündigt haben, hat am
25. November unter zahlreicher Beteiligung statt-
gefunden. Die Schweiz, die deutschen Museen hatten
ihre Vertreter gesandt, und alles liess darauf schliessen,
dass es zu heftigen Kämpfen kommen würde. Den
Anfang bildeten die von Ulrich Daniel Metzger in
Speyer herrührenden Wappenscheiben (Nr. 41—52
des Katalogs); einen merkwürdigen Eindruck machte
es dabei, dass auf diesem Felde das historische Musen 111
zu Speyer und der historische Verein der Pfalz
einander steigerten, so dass einzelne Scheiben mit
600 M. (Nr. 41, 48] überzahlt worden sind. Die im
Kataloge mit nicht zureichenden Gründen dem Hans
Holbein selbst zugeschriebenen Scheiben, bildeten auf
der Versteigerung die nächte Gruppe (Katalog Nr. 1 —11).
Die grosse Kreuzigungsgruppe (Nr. 1, 2, 3) sowie die
im Stil dazu gehörigen zwei Scheiben, die Mater
dolorosa (Nr. 4) und der Schmerzensmann (Nr. 5),
sind für das historische Museum in Basel erworben
worden, die Kreuzigungsgruppe ging (mit Aufgeld)
auf 32700 M., die Mater auf 5610 M., der Schmerzens-
mann auf 5060 M. Ebenfalls für Basel erworben
wurde der hl. Wolfgang (Nr. 6) mit 8690 M., und
der hl. Christophorus (Nr. 8), die beide von ein und
derselben Hand herrühren, mit 7150 M. Dank dem
opferwilligen Entgegenkommen der Kölner, die dem
Direktor ihres Kunstgewerbemuseums für diese Auktion
24000 M. zur Verfügung stellten, konnte das grosse
dreiteilige Votivfenster (Nr. 9—11) zum Preise von
21780 M. für das Museum erworben werden. In-
wieweit bei diesen zehn Glasbildern der Einfluss Hans

Holbeins herangezogen werden kann, das ist eine
Frage, die vorderhand in bestimmter Weise nicht zu
antworten ist. Ohne Zweifel steht der künstlerische
Wert dieser Gruppe der von verschiedenen Künstlern
herrührenden und von verschiedenen Glasmalern aus-
geführten Werke sehr hoch. — Das elfte Bild dieser
Gruppe, Nr. 7 eine Madonna mit dem Kinde, stieg auf
7725 M.

Der aufregende Kampf um diese elf Bilder ist
! den Nrn. 26—35, Schweizerscheiben und Wappen-
scheiben, zu gute gekommen, indem sich die Kauflust
so steigerte, dass selbst ganz minderwertige und arg
geflickte und verriebene Stücke zu sehr respektablen
Preisen verkauft wurden. Das Solothurner Museum
zahlte 4125 M. für eine Solothurner Scheibe von
Thomann Hafner, nach Luzern ging eine mono-
grammirte Scheibe mit den Heiligen Benedikt und
hintan (Nr. 28) zum Preise von 2056 M., die übrigen
Stücke gingen bis 1600 M. und darunter. Auch die
Salemer Scheiben von 1698 und 1699, ausgeführt von
Johann Georg Spengler in Konstanz (Nr. 36—40),
sind gut bezahlt worden, Nr. 36 brachte 693 M., Nr. 37 :
605 M., Nr. 38: 660 M. und Nr. 39: 572 M.

Den interessantesten Teil des Tages bildete die Ver-
Steigerung der 14 auf Kartons von Hans Baidung Grien
j zurückgehenden grossen Fenster (Nr. 12—25).
Gerade diese Gruppe von Werken hatte für die deut-
schen Museen das grösste Interesse. Die Haupt-
konkurrenten wurden Berlin und Karlsruhe, die mit
ausserordentlichen Mitteln reichlich versehen waren.
Dank dem Umstände, dass die Händler sich zurück-
hielten und die grossen in den Ankaufssummen un-
beschränkten Aufträge aus England erst mit dem Schluss
der Auktion eintrafen, ist es möglich geworden, die
herrlichen Werke bis auf eines (Nr. 17) Deutschland
 
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