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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Graul, Richard: Versteigerung der gräfl. Douglasschen Glasgemäldesammlung
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Friedländer, Max J.: Auktion Sedelmeyer'scher Bilder in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0058

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Auktion Sedelmeyer'scher Bilder in Berlin.

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zu vergleichsweise nicht zu hohen Preisen zu erhalten.
Zurückhaltend verhielten sich die Steigerer bei den
Erwerbungen, die Herr von Bezold für das germanische
Museum machte. Er erhielt die prächtigen Gestalten
des hl. Bruno (Nr. 12) zum Preise von 5060 M und
die des hl. Hugo (Nr. 15) für 5610 M., Geheimrat
Bode erwarb das prächtigste der Glasgemälde, die
wuchtige Gestalt des hl. Georg (Nr. 25) zum Preise
von 15840 M., dann den hl. Ludwig (Nr. 22) für
M. 8800, die hl. Barbara (Nr. 23) für 6600; die hl.
Helena (Nr. 16) für 6710 M. und den trotz zahlreicher
Ergänzungen doch höchst wirkungsvollen hl. Jakobus
(Nr. ig) für 4180 M. Für die Stadt Freiburg i. Br.
wurde der hl. Hieronymus (Nr. 20) für 6105 M. er-
worben. Nach Baden wurde von Herrn Prof. Marc
Rosenberg der Ecce homo (Nr. 13) für 6g3o M., die
herrliche Mater dolorosa (Nr. 14) für 13200 M. und
der hl. Johannes (Nr. 24) für 9240 M. erworben. Zurück-
gekauft wurde die hl. Ursula (Nr. 18, 3000 M.), und
nach Berlin ging um 7810 M. die hl. Elisabeth (Nr. 21),
nach Basel der hl. Gebhard (Nr. 17) für 8000 M.

Im ganzen hat die Versteigerung ohne Aufgeld
über 200000 M. ergeben. GRAUL.

AUKTION SEDELMEYER'SCHER BILDER
IN BERLIN.

Am 16. November wurden bei Lepke 66 Bilder des
17. Jahrhunderts in Berlin versteigert,„aus Galerie Sedel-
meyer", wie der Katalog sagte. Der grosse Pariser
Kunsthändler bot in dieser nicht gewöhnlichen Weise
dem deutschen Publikum eine Reihe guter, meist
holländischer Gemälde an, fast ohne Ausnahme Stücke,
die bei soliden Vorzügen eben nicht jene besonderen
Eigenschaften und Reize aufwiesen, die dem engeren
Kundenkreise des Pariser Hauses in der alten und
der neuen Welt wert sind. Von Cuijp und Hobbema
war natürlich nichts dabei, wohl aber Gutes von den
Ruijsdael, von van Goijen; und vor allem waren die
italienisirenden Landschafter stark vertreten. Nament-
lich früher war Deutschland mit seinem decentralisirten
Sammlertum das eigentliche Absatzgebiet für gute
Mittelware. Jetzt sind die Verhältnisse etwas anders,
und der verkleinerte Kreis der deutschen Privatsamm-
ler ist ehrgeizig geworden. Nach dem Massstabe des
Berliner Kunstmarktes war die Versteigerung eigent-
lich ein Ereignis. Die Beteiligung schien nicht beson-
ders lebhaft. Die Preise entsprachen im allgemeinen
den berechtigten Erwartungen. — Ich zähle die mit
wenigen Ausnahmen unter den richtigen Namen aus-
gestellten, zumeist gut erhaltenen und signirten Bil-
der auf.

1. Alexander Adriaensscn. Stillleben. Voll be-
zeichnet und datirt 1640 (6). In der gewöhnlichen
trüben und flüssigen Manier (260 M.). 2.J.A.Beer-
straaten. Stadtbrand bei Nacht. Eine etwas unför-

mige Darstellung, in Nachahmung des Aart v. d. Neer
(590 M.). 3. N. P. Berchem. Der Tempel der Sibylle.
Smith, Nr. 158. Voll bezeichnet, gut erhalten, von
der üblichen Art (1610 M.). 4. Dirk van Bergen.
Landschaft mit Figuren und Tieren. Voll bezeichnet,
besonders gut, dem Adriaan v. d. Velde relativ nahe
(1310 M.). 5. A. Brouwer. Der Guitarrespieler. Be-
zeichnet mit dem Monogramm (echt?). Eines der
wenigen, im Kunsthandel aufgetauchten echten Bilder
des Meisters, leicht getuscht, von feinem koloristischen
Reiz. Die Farbe erscheint in eigentümlicher Weise
wie geronnen (800 M.; Berliner Privatbesitz). 6. Jan
Brueghel. Dorfansicht. Recht schwache Nachahmung
(570 M.). 7. Pieter Claasz. Stillleben. Die Signatur
fadenscheinig und zweifelhaft. Die fette, kräftige Aus-
führung nicht durchaus in der gewohnten Weise des
Meisters (1050 M.). 8. Dirk van Delen. Das Grab-
mal Wilhelms von Nassau in Delft. Voll bezeichnet
und datirt von 1645. Die Porträtfiguren bei dem
sorgsam ausgeführten Grabmale anscheinend von
anderer Hand (1660 M.). 9. Jacob A. Duck. Lus-
tige Gesellschaft. Mit schöner voller Signatur und der
Zahl 1635 (1335 M.). 10. C. Dusart. Der Fischhänd-
ler. Sehr charakteristisch, wenn auch ohne Signatur,
und den späten Arbeiten Ostades ziemlich nahe
(1350 M.). w.Jan Fyt. Stillleben. An allen Seiten
breit angestückt, die hinzugemalte Landschaft von
fremder Hand (180 M.). 12. Jan van Goijen. Fluss-
landschaft. Bezeichnet mit dem Monogramm und der
Zahl 1633. Ganz dünn geworden, eintönig braun
und von schwacher Wirkung (72 M.). 13. Jan van
Goijen. Halt vor der Herberge. Bezeichnet mit dem
Monogramm und der Zahl 1632. Blond, kräftig und
vollkommen erhalten (1500 M.; Berliner Privatbesitz).
14. Jan van Groijen. Das Wirtshaus am Flusse. Nicht
ganz so gut erhalten wie das vorige Bild, etwa aus
derselben Zeit (2100 M.; Berliner Privatbesitz). 15.
Frans Hals der Ä. Lachender Junge. Mit dem an-
scheinend aus zwei „F" und zwei »H" zusammenge-
setzten Monogramm, das vielleicht auf den jüngeren
Frans Hals bezogen werden kann. Genaue Wieder-
holung eines, in der Sammlung Oppenheim zu
Köln bewahrten Originales des grossen Frans Hals.
(3500 M.). 16. W. Cl. Heda. Stillleben. Schwache
Arbeit in der Art des Meisters (710 M.). 17. Cornelis
de Heem. Stillleben. Voll bezeichnet, gut erhalten,
scharf und meisterlich durchgeführt; nur etwas un-
ruhig in der Anordnung und in der Färbung.
(1250 M.). 18. Cornelis de Heem. Stillleben. Beträcht-
lich schwächer als das vorige Bild und nicht so gut
erhalten (760 M.). 19. Jan van der Heyden. Landschaft.
Voll bezeichnet und datirt 1666. Hübsche Kompo-
sition mit auffallend wenig Architektur, von feiner,
doch etwas matter Wirkung (1235 M.). 20. 21. Hollän-
dische Schule. Bildnis eines Mannes, Bildnis einer Frau.
 
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