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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0085

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PERSONALNACHRICHTEN.

Budapest. — Der König von Ungarn hat an Stelle des
verstorbenen Franz von Pulszky den Bischof Dr. Wilhelm
Fraknöi zum Landes-Oberinsp^ktor für Museen und Biblio-
theken der Municipien, Gemeinden, Konfessionen und Vereine
ernannt. Der Wirkungskreis des hochverdienten Gelehrten
erstreckt sich jedoch auf die staatlichen öffentlichen Samm-
lungen (Nationalgalerie etc.) nicht.

Leipzig. — Der in Düsseldorf geborene, seit einer Reihe
von Jahren in Leipzig lebende Historienmaler Professor
Lorenz Clasen, der Schöpfer des bekannten Bildes „Ger-
mania auf der Wacht am Rhein", feierte am 14. Dezember
in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 85. Ge-
burtstag.

O Dr. Heinrich Weizsäcker, dem Direktor der Samm-
lungen des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt a. M., ist
das Prädikat «Professor" beigelegt worden.

WETTBEWERBE.

V. Magdeburg. — Die städtischen Behörden haben an-
gesichts des starken Wachstums der städtischen Sammlungen
einstimmig beschlossen, einen Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für einen Museums-Neubau auszuschreiben.
Derselbe soll die Gemäldegalerie, die Gipssammlung, das
Kupferstichkabinett und die kunstgewerlichen Sammlungen
aufnehmen. Die Baukosten sollen den Betrag von 600000 M.
nicht übersteigen; Entwürfe, welche diese Bausumme um
mehr als 10 Prozent — nach dem Urteile des Preisgerichts—
überschreiten, werden von der Preisbewerbung ausgeschlossen.
Zur Preisverteilung gelangen 10500 M. und zwar ein erster
Preis von 4500 M., zwei zweite Preise von je 2000 M., zwei
dritte Preise von je 1000 M. Als Bauplatz ist der Heydeck-
platz an der Kaiserstrasse bestimmt. Die Entwürfe sind bis
zum 1. August 1898 einzureichen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Nürnberg. — Vergrösserung des germanischen Museums.
Das germanische Museum, dessen Räumlichkeiten in Anbe-
tracht der daselbst angehäuften stetig wachsenden Kunst-
werke ausserordentlich überfüllt sind, hat durch den Ankauf
zum Preise von 120000 M. des anstossenden Königsstiftungs-
hauses, eines mächtigen dreistöckigen Gebäudes, eine höchst
willkommene Erweiterung erhalten. In das neu erworbene
Gebäude soll die Kupferstichsammlung, die Bibliothek und
das Archiv verlegt werden. Die erforderlichen Mittel sollen
dadurch aufgebracht werden, dass sich 120 Gönner der An-
stalt bereit erklären, je 1000 M. für diesen Zweck zu stiften.
50000 M. sind bereits verzeichnet worden.

Boston. — Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums
hat kürzlich eine Krise durchgemacht, die seine Existenz zu
bedrohen schien. Das Museum besitzt zwar selbst eine
kleine Sammlung von nahezu 13000 Blatt, aber diese sind,
mit nur wenigen Ausnahmen, Stiche aus der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts oder amerikanische Holzstiche und Ra-
dirungen. Das beste von alten Blättern, was sich in dem
Kabinett befand, war Eigentum der Universität Harvard, die
.durch Schenkung in den Besitz dieser Schätze gekommen
war. Da ihr aber Mittel und Platz fehlten, um die Samm-
lungen gehörig ausnutzen zu können, so hatte sie dieselben
leihweise im Museum deponirt. Das Abkommen zwischen
den beiden Instituten lief allerdings immer nur auf sieben
Jahre und musste nach Ablauf einer jeden solchen Periode
erneuert werden, aber man war allgemein der Ansicht, dass

das Abkommen praktisch ein permanentes sei. Da nun aber
kürzlich die Universität durch Schenkung das Geld zur Er-
richtung eines eigenen Kunstmuseums erhalten hat, so be-
schloss sie ihre Stiche u. s. w. wieder an sich zu nehmen.
Der Schlag war ein harter für das Kunstmuseum, denn durch
jahrelange Bemühungen war es ihm gelungen, sein Kabinett
bekannt und nützlich zu machen, und nun sah es sich plötz-
lich fast alles seines Materials beraubt. Der Schaden ist
jedoch wieder gut gemacht worden, dadurch, dass der Vor-
stand sich entschloss, die Sammlung des verstorbenen Herrn
Sewall von New York, zu kaufen. Diese Sammlung besteht
aus ungefähr 23000 Blatt und ist besonders reich an den
Werken der Stecher und Radirer der vergangenen Jahr-
hunderte. Von Rembrandt sind z. B. zwischen 3—400 Blatt
da, von Dürer ebenfalls mehrere hundert. Sehr gut, für
eine so kleine Sammlung, sind die alten Italiener und die
alten Deutschen, vor und neben Dürer, vertreten. Das
gleiche gilt von den holländischen Radirern des 17. Jahr-
hunderts — mit einem sehr guten Ostade-Werke — und
von den französischen Radirern derselben Zeit. Claude ist
hinreichend repräsentirt, während von Callot allein 400 Blatt
da sind. So ist denn jetzt das Kupferstichkabinett des Mu-
seums besser daran, als es früher war. Aber bedauerlich ist
es immerhin, dass in einer Stadt wie Boston, kaum eine
halbe Stunde voneinander entfernt, nun zwei praktisch iden-
tische Sammlungen existiren, — ein Widersinn, der sich
leicht hätte vermeiden lassen können, wenn beide Institute,
statt gegeneinander, miteinander arbeiten wollten.

Berlin. — Nationalgalerie. Am 21. Dezember sind die
neu eingerichteten Säle der Nationalgalerie und mit ihnen

■ die diesjährigen Erwerbungen dem Publikum zugänglich
gemacht worden. Wir werden auf dieses für das Berliner
Kunstleben hochbedeutende Ereignis noch ausführlich zurück-
kommen und wollen uns heute nur damit begnügen, die
neuen Erwerbungen kurz anzuführen. Von Arnold Böcklin
wurde das «Der Frülingstag" oder «Die drei Lebensalter"
genannte Bild aus dem Besitze der Frau Günther in Magde-
burg, sowie die „Meeresbrandung", deren Ankauf wir be-
reits erwähnt haben, erworben. Von Leibi „Die beiden
Dachauerinnen" aus der Sammlung Munkaczy's, von Schmit-
son „Auf der Weide" aus der Sammlung Hoyer. Ein zweites
Bild desselben Meisters „Einfangen von Pferden auf der
Steppe" ist durch ein Vermächtnis an die Nationalgalerie
gelangt. Trübner's „Herrenchiemsee", F. Waldmiiller's
„Heimkehr von der Kirchweih", das letztere aus der Sammlung

I Heckscher stammend, Lenbach's „Porträt des Fürsten
Hohenlohe" und Koner's „Porträt von Ernst Curtius" be-
schliessen die Reihe der Erwerbungen deutscher Bilder.
Geschenkt wurde ein Kircheninterieur von Gracb sowie zwei
Bilder von Krüger „Kaiser Wilhelm I. als Prinz" und „ein
Pferd" darstellend. Zwei Büsten von A. Hildebrandt „Ge-
neral Bayer" und «Böcklin" werden erst nach Eintreffen der
letzteren Aufstellung finden. Von ausländischen Malern ist
erworben worden: Cazin's „Herbstlandschaft mit Maria
Magdalena", Millet's Novembertag und eine Marine von
Bonnington. Geschenke sind: Sisley's „Frühschnee in einem
französischen Dorfe", eine Landschaft von Sfoanne, „Land-
häuser an der Eremitage" von C. Pissaro, „Waldinneres
mit Blick ins Freie" von Munger, ein Waldinneres von
Diaz, sowie Bossuet's „Vor den Mauern von Granada".
Zu erwähnen ist noch, dass die bereits vor längerer Zeit be-
stellte Bronze eines Hunnen von Hoessel auf dem Treppen-
absatz im ersten Stock aufgestellt worden ist. F- K-

, *, Zu der Kommission für die Rembrandtausstellung,
welche im September 1898 in Amsterdam aus Anlass der
 
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