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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Sydow, Fritz: Ausstellung japanischer Buntdrucke im Leipziger Kunstgewerbemuseum, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0091

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Bücherschau.

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oder einem anderen Familienblatt geworden. Auch seine
gekämmten Bauern, die Schmerz ausdrücken, haben
dieses grob stoffliche Interesse, während seine Kurti-
sanenbilder reizvoller in der Conception sind. Als
Techniker steht er keinem, vor ihm oder nach ihm,
nach. Neben Utamaro verdient noch Toyokuni mit
seiner „grossen Wäsche" in drei Blättern Erwähnung
und das seltene Blatt von Nagayoshi, einem Schüler
von Kiyonaga.

Hoffentlich gelingt es, im nächsten Jahre einmal
eine Ausstellung von Kiyonaga's zusammenzubringen,
die ein zusammenfassendes Bild über diesen grossen
Künstler geben kann. Einstweilen sei zur Vorbereitung
für die, die ein Sammlerinteresse an diesen immer
seltener werdenden Blättern gefunden haben, auf das
Buch über die Geschichte des japanischen Farben-
holzschnittes von W. v. Seidlitz hingewiesen, aus dem
man auch über die ganze fremde Litteratur dieses
Gegenstandes leicht und gründlich unterrichtet wird.

FRITZ SYDOW.

BÜCHERSCHAU.

„Zeitschrift fftr Bücherfreunde" herausgegeben von
Fedor von Zobeltitz. Velhagen und Klasing. 1897.
Während es in anderen Ländern, z. B. England und
Frankreich, schon seit langer Zeit stattliche Gemeinden von
Bücherfreunden und Büchersammlern giebt, sieht es bei uns
in Deutschland in dieser Beziehung noch recht kläglich aus.
Der als „Bücherwurm" verschrieene Deutsche ist nur in
sehr einseitigem Sinne Bücherliebhaber. Er liest zwar viel
und gern, aber er legt keinen Wert auf eine geschmackvolle
Ausstattung, er hat keine Freude am Besitz schöner Bücher,
er kauft sie nicht, wenn er sie borgen kann, ja er hält es
sogar für sinnlose Verschwendung, für Bücher viel Geld
auszugeben. Ein merkwürdiger Widerspruch, über den schon
viel gesprochen und geschrieben worden ist — ohne eine
Änderung herbeizuführen! Man wird in Deutschland, selbst
in den Häusern geschmackvoller und kunstsinniger Men-
schen, welche für die Einrichtung ihrer Wohnungen grosse
Summen verausgaben, abgesehen von den Fachbibliotheken
der Gelehrten, meist vergeblich nach einer Bibliothek suchen,
die in England z. B. fast überall zu finden ist. Schiller und
Goethe und in den besten Fällen Reuter und Meyer oder
Brockhaus bilden meist den ganzen Bücherreichtum des nor-
malen Deutschen. In der äusseren Ausstattung steht unser
Buchgewerbe auch durchaus noch nicht auf der Höhe der Zeit.
Deutschland, das sich rühmen kann, den Erfinder der Buch-
druckerkunst zu seinen Söhnen zu zählen, und das früher
durch seine Druckwerke die ganze Welt belehrte, empfängt An-
regungen in dieser Beziehung jetzt meist von auswärts. Erst in
neuester Zeit scheint hierin eine Besserung eintreten zu wollen.
Der vielverlästerte und verschrieene „Pan" zum Beispiel
leistet in der Ausstattung und im Druck geradezu Mustergülti-
ges und hat hierdurch schon in hohem Masse belebend und
belehrend gewirkt. Mit Freuden ist deshalb auch das Unter-
nehmen der Firma Velhagen und Klasing zu begrüssen, die
in der „Zeitschrift für Bücherfreunde" nicht nur ein Organ
für Bücherliebhaber geschaffen hat, sondern auch dem
Bücherwesen im allgemeinen neue Freunde gewinnen und
zur Verfeinerung des Geschmackes unter dem grossen Publi-

kum beitragen will. Die den ersten Band des laufenden
Jahrganges bildenden sechs ersten Hefte der monatlich er-
scheinenden Zeitschrift geben uns ein klares Bild von den
Bestrebungen des Unternehmens und lassen für die Zukunft
das beste hoffen. Die äussere Ausstattung ist ganz vorzüg-
lich , wie es sich ja bei einer Zeitschrift, die „der Frage
künstlerischer Buchausstattung moderner Werke besondere
Beachtung schenken will", von selbst versteht. Der von
Sattler entworfene Umschlag steht zum Zweck und Inhalt
der Hefte in engster Beziehung. Es ist hier natürlich nicht
möglich, jedem der grösseren, reich illustrirten Artikel be-
sondere Beachtung zu schenken, jedoch soll wenigstens ein
Überblick der behandelten Themata gegeben werden, um
die Reichhaltigkeit des Textes, der dem Bücherliebhaber jeder
Geschmacksrichtung etwas bringt, hervorzuheben. L. Schrei-
ber: „Über.die Holztafeldrucke der Apocalypse", Jean Loubier:
„Ein venezianisches Modelbuch vom Jahre 1559", H. Meis-
ner: „Der Bücherfluch", K. Schorbach: „Die Historie der
schönen Melusine", W. Fabricius: „Die ältesten gedruckten
Quellen zur Geschichte des deutschen Studententums" etc.
behandeln die ältere Zeit, während Artikel von Graf zu Lei-
ningen-Westerburg, Meier-Gräfe, Otto J. Bierbaum, F. von
Zobeltitz, F. Poppenbergund A. Lichtwark der modernen Buch-
ausstattung, den Ex-libris und den Einbänden gewidmet
sind. Ed. Heyck und C. Scherer schreiben über die Biblio-
theken der Schlösser in Donaueschingen und Kassel, O.
Hecker über die Schicksale der Bibliothek Boccaccios. Ferner
sind L. Geigers interessante Artikel „Die erste Ausgabe von
Goethes Hermann und Dorothea und ihr Verleger", „Wie-
land an seinen Sohn Ludwig", sowie F. v. Zobeltitz' Aufsatz
über „Münchhausen und die Münchhausiaden" besonders
hervorzuheben. Für Autographensammler ist R. Beer's
„Autographensaminlnng der K. K. Hofbibliothek in Wien"
und F. Fischer's von Röslerstamm „Vom Autographensam-
meln" bestimmt. Unter der Rubrik „Kritik" enthält jedes
Heft eine Reihe von Bücherbesprechungen, die Abteilung
„Chronik" bringt kleinere Mitteilungen der verschiedensten
Art, das „Beiblatt" ist besonders für den Bücherliebhaber
im eigentlichen Sinne und Sammler von Interesse, da es
aus Anzeigen von Katalogen, Auktionsberichten und das
Bücherwesen betreffenden Angeboten und Inseraten besteht.
Dem verdienstvollen Unternehmen bleibt hoffentlich die An-
erkennung und Würdigung des grossen Publikums nicht
versagt. Hält sich die Zeitschrift in den eingeschlagenen
Bahnen, so wird sie nicht unwesentlich dazu beitragen, auch
in Deutschland die Freude am Bücherwesen allgemeiner zu
machen und wird uns anspornen, anderen Nationen nach-
zueifern, die uns in dieser Beziehung weit voraus sind.

T.

G. Der soeben in Paris erschienene Catalogue sommaire
des Sculptures du Moyen age, de la Renaissance et des Tcinps
modernes ergänzt in sehr vollkommener Weise die Sammlung
der Louvre-Kataloge. Von dem vor mehr als Jahresfrist
verstorbenen Courajod begonnen, ist er von dem derzeitigen
Konservator der neueren Skulpturen Andre Michel in Ver-
bindung mit seinen Assistenten Le Prieur in musterhafter
Weise zu Ende geführt worden. Ausser den Geburts- und
Todesjahren der Künstler und der Angabe des Materials
enthält der Katalog auch die Herkunft der Werke, so weit
es möglich war, diese zu bestimmen. (8°. 96 S. 16 Ab-
bildungen. Preis 1,25 Frks.)
 
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