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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Ein Dürermonogrammist
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0118

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219

Bücherschau.

220

So ist es in der That. Der Künstler heisst, wie Dr.
Richard Jecht-Görlitz bald nach jener Veröffentlichung
an derselben Stelle mitteilte, Andreas Dressler. Er
ist im Jahre 1530 zu Kamenz in der Oberlausitz ge-
boren und 1604 gestorben. In der Hauptkirche zu
Kamenz, der Geburtsstadt Lessing's, die von der Wit-
tichenau nur 15 km entfernt liegt, befinden sich mehrere
Epitaphien von ihm. Eine Klarlegung seiner Thätigkeit
würde uns Gewissheit darüber verschaffen, ob die An-
nahme Nagler's (Monogrammisten I, 153), dass ein
Neffe des grossen Albrecht Dürer, ein Sohn des Hans
Dürer, der Maler jener Bilder aus nachdürerischer
Zeit mit dem bekannten Monogramm gewesen ist, be-
gründet ist, oder ob sie, was man wohl eher glauben
darf, jeglicher Grundlage entbehrt. C. B.

BÜCHERSCHAU.

Le Gallerie Nazionali Italiane. Notizie e Documenti
anno III per cura del Ministero della Publica Istruzione.
Roma MDCCCLXXXXVII. Tipi e Tavole Chromolito-
grafiche della Unione Cooperativa editrice. Fotoincisioni
Danesi.

Der dritte Band der glänzenden Publikation, in der
Venturi das denkbar nützlichste Organ geschaffen hat für
die Interessen der zahlreichen grossen und kleinen Galerien
und Museen Italiens, übertrifft die beiden vorigen beträcht-
lich durch den Reichtum des Inhalts und die gediegene
Pracht der Ausstattung. Was ist in den letztverflossenen
Jahren nicht alles geschehen für die Erhaltung der Kunst-
denkmäler, wie viele Neuordnungen, wie viele Verbesse-
rungen und Bereicherungen sind aller Orten zu verzeichnen!
Und kann man sich über alles das zuverlässigere Berichte
wünschen, als wenn die Galerievorstände vom Unterrichts-
ministerium selber angehalten sind, über jede Veränderung
in der ihnen anvertrauten Sammlung Rechenschaft abzu-
legen? Nach der Neuordnung der verschiedenen römischen
Galerien, der Akademie und des Museo Correr in Venedig
hat wohl die Pinakothek in Turin die umfassendste Umge-
staltung erfahren. Über die leitenden Gesichtspunkte bei
den durch lange Jahre sich hinziehenden Arbeiten, die ihrer
Vollendung entgegengehen, stattet Alessandro Vesme ausführ-
lich Bericht ab; die Perlen der Sammlung, Altarbilder des
Gaudenzio, des Defendente Ferrari, des Macrino d'Alba, des
Gandolfino u. a. sind in Fototypien abgebildet, im Anhange
ist ein vollständiger Katalog der Gemäldegalerie aus dem
Jahre 1635 beigefügt. Die Akademie Venedigs hat in einer
Madonna des Cosme Tura, die sich noch bis zum vorigen
Jahr im Besitze eines Contadino im Distrikt von Este be-
fand, eine glänzende Erwerbung gemacht, und nicht ge-
ringeren Wert besitzen die beiden Ölbilder des Previtali,
Geburt und Kreuzigung Christi, welche man bis dahin in
der Kirche des Redentore suchen musste, und die sich Giulio
Cantalamessa gleichzeitig mit den in den Massen überein-
stimmenden Gemälden desselben Meisters in der Chiesetta
des Palazzo Ducale entstanden denkt: dem Durchzug durchs
rote Meer und dem Hinabstieg zum Limbus. Besonders die
Kreuzigung Christi ist eines der merkwürdigsten Bilder Previ-
talis, bezeichnend für die eigenartige Richtung der venezia-
nischen Kunst wie kaum ein anderes, wenn sich das Kreuz
des Erlösers mitten unter schattigen Bäumen erhebt und ein
Landschaftsgemälde von zauberhafter Schönheit, die Tragik

des Vorganges im Vordergrunde fast vergessen macht. Über
die Bereicherung der Brera in Mailand durch 16 Gemälde
aus dem Archivescovado ist früher schon Anzeige erstattet
worden; im Bericht Bertini's über diese glänzende Erwerbung
können wir zum ersten Mal das köstliche Jugendwerk des
Correggio in wohlgelungener Reproduktion bewundern. Auch
Ridolfi giebt das Porträt des „kranken Mannes", das jetzt
schon in derTribuna hängt — eines der feinsinnigsten Werke
des Sebastiano del Piombo —, in seinem Bericht über die
Florentiner Galerien und ihre neuesten Erwerbungen, unter
denen ein Porträt des Lorenzo di Credi(?), ein Doppelbildnis
des van Dyck und endlich eine bezeichnete Madonna des
Giuliano Bugiardini hervorzuheben sind. Venturi bringt
die Abbildungen des von ihm dem Francesco Bianchi Fer-
rari zugeschriebenen Christus in Gethsemane und des Ste-
fano Colonna von Bronzino, die beiden letzten wichtigen
Erwerbungen der Galerie Corsini, seiner eigensten Schöpfung
und Pflanzstätte künstlerischer Interessen in Rom, die so
siegreich emporwächst. Unter den kleineren Museumsbe-
richten von Ravenna, von Sanseverino-Marche, von Forli,
von Cividale ist Corrado Ricci's Geschichte der Galerie von
Ravenna und ihrer von ihm geleiteten, eben vollendeten
Neuordnung hervorzuheben. Besonders eingehend verweilt
der Verfasser bei Niccolo Rondinelli und Francesco di Co-
tignola, den vornehmsten Künstlern Ravennas in der Renais-
sance, von denen die städtische Galerie eine Reihe von
Tafelbildern besitzt. Wie die früheren Bände, so beschränkt
sich aber auch der vorliegende keineswegs auf eine gewissen-
hafte Registrirung aller Veränderungen in den italienischen
Museen im verflossenen Jahre. Zwischen die trockenen Ga-
lerieberichte ist eine Reihe von Studien als willkommene
Würze eingeschoben. Unsere lückenhaften Kenntnisse über
Macrino dAlba erhalten durch eine Arbeit von Ugo Fleres
im Anschluss an die Turiner Pinakothek die wünschens-
werteste Ergänzung; Paul Kristeller handelt über Niellen
des Francesco Francia und publizirt die beiden „Paces" in
der Pinakothek in Bologna, die Auferstehung und die Kreu-
zigung darstellend, welche auf den Namen des grössten
Bologneser Malers gehen; Nissardi giebt einen kurzen Be-
richt über einen höchst merkwürdigen Fund frühmittelalter-
licher Schüsseln und Krüge mit kunstvollen Malereien in
spanisch-maurischem Stil, die man im vorigen Jahr in Pula
in Sardinien gefunden hat. Venturi endlich selbst hat aus
dem unerschöpflich reichen Schatz seiner Kenntnisse und
Erfahrungen einige besonders wertvolle Beiträge geliefert.
Handelt Carlo Cipolla über das berühmte Velum von Classe,
das er in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts setzt, so be-
richtet Venturi über die sogenannte Casula des Giovanni
Angeloptes (Ende des 10. Jahrhunderts), eines der seltsamsten
frühmittelalterlichen Paramente, das gleichfalls in Ravenna
im Museo del Duomo bewahrt wird. Mit gleicher Sach-
kenntnis handelt er über das Missale des Kardinals Domenico
Deila Rovere im Museo Civico zu Turin, das er dem Gian
Francesco de' Maineri von Parma zuschreibt, der nach seiner
Meinung auch einer der Miniatoren gewesen ist, der am
Breviarium Romanum des Erzherzogs von Österreich-Este
in Wien gearbeitet hat. Die köstlichen Miniaturen im Tu-
riner Missale beanspruchen deshalb noch besonderes Inter-
esse, weil sie uns das Porträt des feinsinnigen Nepoten
Sixtus IV. erhalten haben, dessen Spuren man in Rom noch
auf Schritt und Tritt begegnet: in seinem Palast an der Piazza
Scossacavalli und im grossen Roveretempel von S. Maria
del Popolo. Venturi macht uns endlich mit einem Bild-
hauer aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bekannt,
dem er das zerstörte „Pontile" (Chorschranken) von Modena
 
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