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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Elba, H. S.: Das Denkmal Kaiser Wilhelms I. für Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0153

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstrasse 17.

Neue Folge. IX. Jahrgang.

1897/98.

Nr. 18. 10. März.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin SW., Yorkstrasse 78 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monatenjuli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von Haasen -
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DAS DENKMAL KAISER WILHELMS I.

FÜR HAMBURG.

Es waren in Hamburg Meinungsverschiedenheiten
über die Platzfrage, welche die Errichtung eines Denk-
mals für Wilhelm I. bisher immer noch verzögert
hatten. Formell war die Absicht der Errichtung eines
Denkmals gleich nach dem Tode des Kaisers ausge-
sprochen worden. Die damals ohne Konkurrenzaus-
schreibung eingegangenen Entwürfe gefielen nicht
recht, man wollte das Ergebnis der Konkurrenz um
das Berliner Nationaldenkmal abwarten. Schliesslich
schlief die Sache langsam ein, bis die Platzfrage aus
verkehrstechnischen Rücksichten wieder berührt wurde
und im vorigen Frühjahr die regierenden Körper-
schaften den Rathausmarkt als Platz definitiv festlegten.
Die Bürgerschaft sprach damals den Wunsch aus,
dass eine Konkurrenz ausgeschrieben würde, aber.fast
ein Jahr lang hörte man nichts von der Denkmals-
angelegenheit, bis die Denkmalskommission jetzt mit
dem vom Senate angenommenen und nur noch von
der Bürgerschaft mitzugenehmigenden fertigen Ent-
würfe von Professor Schilling-Dresden hervortrat. Bei
der Konkurrenz um das Nationaldenkmal war ein
Schilling'scher Entwurf mit dem ersten Preise gekrönt,
aber nicht zur Ausführung bestimmt worden. Um
diesen Entwurf hatte sich der Denkmals-Ausschuss,
in dem die hervorragendsten künstlerischen Persön-
lichkeiten Hamburgs vertreten waren, beworben und
den Künstler Professor Joh. Schilling ersucht, diesen für
Hamburger Verhältnisse umzuarbeiten. Dies geschah
in drei Formen, von denen eine, die jetzt öffentlich
ausgestellte, in ihren Qrundzügen ausersehen ist, das
Gedächtnis Kaiser Wilhelms I. wachzuhalten.

Die Gesamtanlage des Denkmals zerfällt in drei

Teile, die grosse Kaisergruppe im Mittelbau und zwei
Monumentalbrunnen, die zu beiden Seiten die Mittel-
gruppe effektvoll flankiren. In der Mitte eines lang-
gestreckten Bassins, in Form eines 12 Meter langen
und 2 72 Meter breiten Rechtecks, dessen Langseiten
halbkreisförmig erweitert sind, so dass der Mitteldurch-
messer statt 212 51/2 Meter beträgt, steht bei diesen
Monumentalbrunnen eine zur Ausführung in Bronze
vorgesehene Schale, einer römischen Trinkschale sehr
ähnlich, aus der sich, auf zwei auseinander hervor-
wachsende Palmenkapitäle gestellt, die Brunnenfigur
erhebt. Bei dem einen Brunnen symbolisirt ein drei-
zackschwingender Neptun das Meer, auf dem andern
soll eine in der Luft rudernde schlanke Jungfrauen-
gestalt die Elbe versinnbildlichen. In dem Brunnen-
becken selbst schwimmen, halb schon den Fluten ent-
steigend, geschickt und lebendig modellirte Meer-
centauren und Meercentaurinnen, welche auf riesigen
Muschelschalen die Schätze des Meeres und der über-
seeischen Länder herbeischleppen. Die Brunnen stehen
nach ihrem ideellen Gehalt in keiner Beziehung zum
Kaiserdenkmal, sondern sollen, neben ihrer Beziehung
auf Hamburg als Seestadt, für das Denkmal selbst
nur dekorativ wirken. Sie thun dies auch in ge-
wünschtem Masse.

Das Kaiserdenkmal im Mittelbau erhebt sich auf
breiter Plattform, die in ihren Achsen die Masse von
30 und 22 Meter aufweist und ihre Front dem Rat-
haus zuwendet. Die Verbindung zwischen dem mit
Gartenanlagen geschmückten Denkmalsplatze und der
Plattform stellen fünf Stufen her, die vorn geradlinig
verlaufen, an den Seiten aber geschweift abschliessen,
entsprechend der Form des ellipsenartigen Abschlusses,
welchen die in der Grundanlage rechteckige Plattform
zu beiden Seiten erhalten hat. Auf der Vorderseite
 
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