Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0236

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
455

Personalnachrichteti.

456

der Zeit der Renaissance die Bilderreihen ausreifen zu lassen
und auszuführen, mit denen er die Friedenskirche bei Pots-
dam und einen Saal des Hamburger Rathauses zu schmücken
berufen worden war. Um aller Pflichten ledig zu sein,
hatte er zuvor das Amt eines Senators der Berliner Akademie
der Künste niedergelegt. Was ihn trotz so grosser und be-
glückender Aufgaben, trotzdem dass es ihm, dem Junggesellen,
nicht an aufopfernden Freunden fehlte, in den Tod getrieben
hat, wird von seinen Freunden hauptsächlich aus einem
körperlichen Leiden erklärt. Seit Jahren litt er an einer un-
heilbaren Beinwunde, die den sonst kräftigen und beweg-
lichen Mann oft an den Rollstuhl fesselte. In Rom soll ihm
die Erkenntnis gekommen sein, dass er die ihm übertragenen
Bilder nicht, wie er geglaubt und gehofft hatte, in der Stille
des Ateliers auf Leinwand ausführen könnte, sondern dass er
sie direkt auf die Wand malen müsste. Da er wusste, dass

Hennann Dürrich, Hochzeitstnedaille. Vorderseite.

ihm das Besteigen der Gerüste fortan unmöglich sein würde,
machte er einem Dasein, das dem feinfühligen, hochgesinnten
Künstler nur noch als eine qualvolle Demütigung erschienen
wäre, ein Ende. Man fand ihn am 3. Juni an dem Aste
eines Baumes hängend, in den Anlagen nordostwärts von
der Porta del Popolo, nicht weit von jener Stelle des Tiber-
laufes, die, als Aqua acetosa bekannt, in der Kunst und
Dichtung viele Denkmäler erhalten hat. Wenn auch die
Wandmalereien in der Friedenskirche trotz der weit vor-
geschrittenen Entwürfe nicht zur Ausführung gelangen
sollten, so ist doch Qeselschap's Lebenswerk gross genug, um
seinen Namen lebendig zu erhalten. Die geistvollen, von
der fröhlichen Heiterkeit der italienischen Renaissance durch-
strömten Dekorationen, die er an den Fassaden und in Fest-
räumen vieler Privathäuser ausgeführt hat, werden freilich
immer nur wenigen Qenuss bereiten. In diesen Malereien
hat er aber nur fortgesetzt, was er in Düsseldorf von seinem
Freunde Mintrop gelernt hatte. Dorthin war er nach mannig-
fachen Irrwegen — er war am 5. Mai 1835 in Wesel ge-
boren, aber in Schlesien erzogen worden — über Dresden,
wo sich Julius Schnorr seiner annahm, im Jahre 1855 ge-
kommen. Nach elfjähriger rastloser Arbeit, fast immer in
der Stellung als Hilfsarbeiter an den Werken anderer, neben-
her als Porträtzeichner, gelang es ihm, 1866 nach Rom zu

kommen, und dort zerriss ihm erst der Schleier, der bis
dahin vor seiner Zukunft gehangen hatte. Er fühlte, dass
er für die monumentale Malerei grossen, idealen Stils be-
rufen wäre, dass er sie wieder im Zusammenhang mit der
Architektur erneuern müsste. Nach sechs Jahren römischen
Aufenthalts versuchte er in Berlin sein Glück. Wenn er
aber nach vielem Ringen auch Beschäftigung fand, so wurde
ihm die volle Befriedigung erst durch den Auftrag zu den
Malereien in der Ruhmeshalle gewährt. Hier hat sich der
Dekorationsmaler zu einem Monumentalmaler erhoben, der
die deutsche Kunst grossen Stils über Cornelius hinaus zu
noch gewaltigerem Ausdruck gesteigert und sie zugleich
durch eine vertraute Formenbildung und durch ein kräftiges
Kolorit dem Empfinden des Volkes näher gebracht hat. Es
ist kein geringer Anspruch auf Nachruhm, wenn ein Künstler
seinem Volke ein solches Vermächtnis hinterlassen kann.

Hermann Dürrich, Hochzeitsmedaille. Rückseite

PERSONALNACHRICHTEN.

London. — Zum Direktor des englischen archäologischen
Instituts in Athen wurde Mr. Hogarth ernannt. Derselbe
hatte vor einiger Zeit Ausgrabungen in Milo geleitet.
Letztere waren insofern von Erfolg gekrönt, als er dort die
Ruinen von Bauten aus der Mycenä-Epoche entdeckte. Der
frühere Direktor des Instituts, Professor Gardner, befindet
sich zur Zeit auf der Insel Milo, um daselbst vor einer
grösseren Anzahl von Schülern des Londoner »University
College" praktisch-theoretische Vorträge zu halten.

v. SCHLEINITZ.

G. Der berühmte Bildhauer Eugene Guillaume ist als
Nachfolger des Herzogs von Aumale in die Akademie ge-
wählt worden. 1822 in Montbard geboren, errang er bereits
1845 den Rompreis, wurde 1862 zum Direktor der Ecole des
Beaux-Arts, 187g zum Direktor der Schönen Künste ernannt
und ist gegenwärtig Direktor der französischen Akademie
in Rom. Er verdankt die Wahl nicht seiner Thätigkeit als
Bildhauer, sondern seinen litterarischen Publikationen und
seiner Wirksamkeit als Professor am College de France.

* * * Professor Dr. Julius Menadier ist an Stelle des ver-
storbenen A. v. Sallet zum Direktor des Münzkabinets der
Kgl. Museen in Berlin ernannt worden.
 
Annotationen