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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 9.1898

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Rosenberg, Adolf: Die Renaissance-Ausstellung in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5777#0243

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46g

Bücherschau. — Kunstblätter.

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Dreyfuss, der jedoch zehn Jahre früher zu sammeln
begonnen hat als sein deutscher Nebenbuhler, also
noch mit leichter Mühe die Sahne abschöpfen konnte.

Auf weitere Einzelheiten der Ausstellung, um deren
geschmackvolle, schon in unserem Vorbericht gerühmte,
dekorative Anordnung sich besonders die Herren von
Tschudi, Stettiner und Friedländer verdient gemacht
haben, einzugehen müssen wir uns leider versagen. Der
Katalog weist schon 954 Nummern auf, zu denen im Laufe
der Ausstellung noch etwa hundert hinzugekommen
sind, darunter eine Auslese aus der Gutmann'schen
Sammlung von Silbersachen und keramischen Arbeiten
(Hirschvogelkrügen). Eine mit Mass und kritischer
Besonnenheit veranstaltete Veröffentlichung dieser
Kunstschätze würde ein monumentales Werk abgeben,
das der Kunstwissenschaft grosse Dienste erwiese.
Wie wäre es, wenn sich die Besitzer dieser Samm-
lungen zu einem solchen Unternehmen auf ihre
Kosten vereinigten? Jedem einzelnen würde der dazu
erforderliche Beitrag keine Schmälerung ihres Ver-
mögens bedeuten. ADOLF ROSENBERG.

Nachschrift. — Die obigen Zeilen waren bereits ge-
schrieben und gesetzt, als die Kunstgeschichtliche Gesellschaft
bekannt machte, dass bereits der Plan gefasst worden ist, das
Andenken an die Ausstellung in einer grösseren Publikation
festzuhalten. Alle hervorragenderen Stücke sollen in etwa
60 Tafeln und zahlreichen Textillustrationen reproduziert
werden. Das Werk wird unter Leitung W. Bode's von einer
Anzahl meist schon an der Ausstellung beteiligter Fachmänner
bearbeitet werden und im Verlage von G. Grote erscheinen.

BÜCHERSCHAU.

Catalogue of the Art Collection of R. Hall Mc.
Cormick Chicago 1897.

Dieser schön ausgestattete Katalog, auf Büttenpapier ge-
druckt und mit 80 guten Lichtdrucken versehen, erschien in
einer Auflage von 200 Exemplaren, jedes vom Besitzer
und wahrscheinlich nur schenkungsweise verteilt. Die signierte
Sammlung enthält besonders ältere englische Bilder, ob-
wohl Namen wie Holbein, Rubens und van Dyck auch nicht
fehlen. Ober den Wert der Sammlung lässt sich schwer
aus den Lichtdrucken urteilen. Wenn auch anscheinend
mehrere bedeutende Werke hier zu finden sind, so ist es
doch möglich, dass einige nur gute Kopien sind, zum min-
desten sind mehrere der Gemälde von Lely, Smirke, Ho-
garth (?), West u. s. w. nur Repliken. Der Text (das Vorwort ist
mit den Buchstaben K. A. H. gezeichnet) ist leider durch-
aus ungenügend. Die Fehler in den biographischen Teilen
(Goyen wird z. B. Eugen getauft und als Sterbejahr 1666 an-
gegeben) wären noch das mindeste, denn die sucht man ja
hier nicht. Die Beschreibungen sind jedoch recht kläglich,
die Angaben über die Provenienz sind mangelhaft, jedwede
Notizen über Material, Signaturen, Jahreszahl und Erhaltung
der Bilder fehlen gänzlich. Am wenigsten zeigt sich der Ver-
fasser dem Stoff gewachsen, wenn es an die Benennung der
Bildergeht. Ich gebe hier einige Berichtigungen. DasBildvon
B. West wird hier „The deäth of King David" benannt. Es
ist das Gemälde aber eine Replik (ohne die zwei Figuren des
Hintergrundes) des Gemäldes von West, in dem er den König
Lear schildert, und das R. Earlom, 1799 als Illustration zur

ersten Scene des fünften Aktes von Shakespere's Trauerspiel, für
die grosse Ausgabe von Boydell's Shakespere Gallery schabte.
Von Robert Smirke werden zwei Gemälde „The new Page"
und „The obdurate Mother" (!) genannt. Es sind das aber
gleichfalls Shakespere-Illustrationen und wohl auch Repliken
der Gemälde, deren Verbleib ich nicht feststellen kann. Das
erstere stellt Mrs. Page, Mrs. Quickly William und den
Schulmeister Sir Hugh Evans in dem erstenAuftritt des vierten
Aufzugs von den Lustigen Weibern von Windsor dar, als der
kleine William im Lateinischen geprüft wird. 1793 wurde
das Original von T. Holloway für Boydell's kleinere Shakes
pere-Gallery gestochen. Das andere Bild stellt Juliet dar
wie sie die alte Amme in dem fünften Auftritt des zweiten
Aufzugs von Romeo und Juliet beschwichtigt, und die
Neuigkeiten aus ihr locken will. James Parker stach das
Original 1797 ebenfalls für Boydell. Es ist bedauerlich, dass
Mc. Cormick, der an der prächtigen Ausstattung des Buches
anscheinend nicht gespart hat, nicht jemanden gewonnen hat,
der den Text des Kataloges ebenbürtig gestaltet hätte.

H. W. S.

f Von Karl Jusli's Hauptwerk: „Winckelmann, sein
Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen" (2 Bände 1866
bis 1872), wird demnächst eine neue, völlig umgearbeitete
und vermehrte Auflage im Verlage von F. C. W. Vogel in
Leipzig erscheinen. Wir werden nach dem Erscheinen dieses
hervorragenden Werkes ausführlich auf dasselbe zurück-
kommen.

KUNSTBLÄTTER.

Dresden. — Das Ende März zur Ausgabe gelangte
4. Vierteljahrsheft des Vereins bildender Künstler Dresdens,
mit dem der 2. Jahrgang abschliesst, enthält wiederum fünf
Blätter, darunter drei von Wilhelm Hoffmann in Dresden
gedruckte Steinzeichnungen und zwei im Atelier von
E. Meissner in Dresden hergestellte Radierungen. Zum ersten
Mal erscheint in diesem Heft unter den Mitarbeitern der Name
Anton Pepino's, eines jüngeren Künstlers, der, wenn wir
nicht irren, in Meissen lebt. Er setzt mit seiner lithogra-
phierten Zeichnung eines alten Stadtthores ungemein kräftig
ein und erweist sich in ihr, wie man das von seinen Ölbildern
gewohnt ist, als ein Künstler, der die Natur nicht einfach
abschreibt, sondern die durch das Naturstudium gewonnenen
Eindrücke in seiner Weise verarbeitet und zu neuen Ge-
bilden umformt. Ob er mit dieser Neigung zur Kompo-
sition nicht gelegentlich zu weit geht, diese Frage ist freilich
nicht leicht zu entscheiden, da in diesen Dingen der per-
sönliche Geschmack das ausschlaggebende Moment bildet.
Nach unserem Dafürhalten ist er in dem vorliegenden Blatt
an der Grenze des Erlaubten angekommen, jeder Schritt
weiter nach der Seite des Stilisierens hin würde uns bedenk-
lich erscheinen, doch wollen wir gern zugeben , dass die
Zeichnung, so wie sie ist, äusserst dekorativ wirkt, da jede
Linie sicher berechnet und die Rücksicht auf die Art der
Vervielfältigung durch den Steindruck keinen Augenblick
ausser Acht gelassen ist. Auch die Landschaft Wilhelm
Ritter's muss als eine wohlgelungene Arbeit bezeichnet
werden. Der Künstler führt uns in ihr einen jener tiefein-
geschnittenen Gründe, wie sie der Dresdener Umgebung eigen
sind, vor, und bietet uns einen Blick auf den steilen Abhang
eines Thaies, der von Wiesen und niedrigen Baumgruppen
bewachsen ist. In der Tiefe der Thaleinschnitte gewahrt
man mehrere hinter Bäumen versteckte ländliche Gebäude,
vor denen ein paar Kühe weiden. Das einfache Motiv ist
sehr geschickt behandelt und mit einem echt impressionisti-
 
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