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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Bredius, Abraham: Die Rembrandt-Ausstellung in Amsterdam
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0012

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbe. — Denkmäler.

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zum 31. Oktober zu sehen ist. Pietätvoll treten die i
Besucher ein, und in stummer Bewunderung fragt sich
jeder: ist dieses dasselbe Bild, das uns im Rijks-
Museum so klein und unbedeutend schien und aller
plastischen Wirkung entbehrte, während jetzt die
Figuren von goldenem Lichte umflossen sind und
wieder, wie früher im Trippenhuis, auf uns zu
marschieren — es ist wieder ein lebendiges, strahlen-
des Bild geworden! Schon die „Nachtwache" so zu
sehen ist allein die Amsterdamer Reise wert.

Unter dem vielen Schönen, was man hier zu
sehen bekommt, nenne ich noch den Polnischen Reiter
von Graf Tarnowski aus Krakau, die schöne Land-
schaft aus dem Museum Czartoriski in Krakau, die
„Lady with the fan" der Königin von England, die
herrlichen fünf Rembrandt's des Herzogs von West-
minster, das prächtige Selbstbildnis des Grossherzogs
von Sachsen-Weimar, einen Saul mit David von Durand
Ruel aus Paris, die „Nägelschneiderin" von Rud. Kann
daselbst, herrliche Bildnisse: des Titus von demselben,
von dem Earl of Balcarres, von Captain Holford, ein
entzückendes Knabenbildnis aus den fünfziger Jahren
vom Earl of Spencer, eine lesende Alte von Jules
Porges, Paris — ich könnte noch lange fortfahren.
Eine solche Ausstellung ist ein Hochgenuss, den kein
Freund des grossen Künstlers sich versagen sollte!

Später werde ich in der Zeitschrift einige nach-
trägliche Betrachtungen über die Ausstellung geben, vor-
läufig aber jeden Rembrandtfreund, der sich ein Retour-
billet nach Amsterdam vergönnen darf, auffordern, diese
Reise nicht zu versäumen. Ich darf behaupten, dass
keiner von den tausenden fremden Besuchern, die schon
hier waren, enttäuscht heimgekehrt ist. Der Besuch
ist ein ganz ausserordentlicher und hat, wie der Er-
folg der ganzen Ausstellung, die kühnsten Erwartungen
und Hoffnungen der Unternehmer weit übertroffen.
Unter diesen haben besonders der Vorstand des Künstler-
vereins „ Arti et Amicitiae" und der unermüdliche
Dr. C. Hofstede de Groot Bewundernswertes geleistet
und verdienen den Dank aller derer, die den grossen
Müllerssohn aus Leiden verehren und schätzen gelernt
haben. A. BREDIUS.

NEKROLOGE.

* , * Der belgische Bildhauer Leon Mignon, dessen durch
höchste Lebendigkeit des Ausdrucks ausgezeichnete Porträt-
büsten, -Statuetten, militärische Genregruppen und Tier-
figuren auch mehrfach auf deutschen Ausstellungen er-
schienen sind, ist Ende September in Brüssel, 51 Jahre alt,
gestorben. 1891 erhielt er auf der internationalen Ausstellung
in Berlin die grosse goldene Medaille.

PERSONALNACHRICHTEN.

* „ * Zu Mitgliedern des Senats der Akademie der Künste
in Berlin sind vom 1. Oktober ab Bildhauer R. Siemering,
Baurat A. Heyden und Maler J. Scheurenberg berufen worden.

Letzterer ist an Stelle A. Menzel's getreten, der eine Wieder-
wahl abgelehnt hat.

*, * Direktor Anton von Werner ist auf weitere fünf
Jahre mit der Leitung der Hochschule für die bildenden
Künste in Berlin betraut worden.

* j, * Der Oenremaler Wilhelm Hasemann, der in Gutach
lebende Schilderer des Lebens des Schwarzwälder Landvolks,
hat vom Grossherzog von Baden den Professortitel erhalten.

WETTBEWERBE.

Berlin. — Das preussische Kultusministerium hat dem
vorjährigen Wettbewerb um die Hochzeitsmedaille in dankens-
werter Weise ein zweites Preisausschreiben folgen lassen,
das diesmal zur Erlangung einer Taufmedaille oder -piakette
führen soll, die geeignet ist, den Eltern und anderen Familien-
gliedern als Erinnerung an die Geburt oder Taufe zu dienen,
oder als Patengeschenk für das Kind selbst Verwendung zu
finden. Der Wettbewerb ist für preussische und in Preussen
lebende andere deutsche Künstler ausgeschrieben. Verlangt
wird ein Wachsmodell in der drei- bis fünffachen Grösse
der Ausführung, dessen Durchmesser mindestens 20 cm be-
trägt und 30 cm nicht überschreiten darf. Für den besten
Entwurf ist ein Preis von 2000 M. ausgesetzt. 3000 M. stehen
dem Preisgericht, der Landeskunstkommission, um weitere
Preise zu verteilen, zur Verfügung. Die Entwürfe sind im
Monat April, bis spätestens 29. April 1899, im Bureau der
Grossen Berliner Kunstausstellung im Landesausstellungs-
park, Berlin NW., Strasse Alt-Moabit einzuliefern. Ab-
drücke des Preisausschreibens, die näheren Bestimmungen
enthaltend, können von der Geheimen Registratur U IV
des Kultusministeriums, Berlin W., Unter den Linden 4 be-
zogen werden. Hoffen wir, dass das neue Preisausschreiben,
das zur Förderung der vaterländischen Medaillenkunst
dienen soll, ein günstigeres Resultat zeitigt, als der Wett-
bewerb um die Hochzeitsmedaille. Unsere Künstler wer-
den ja durch den letzteren bereits in verschiedener Hin-
sicht belehrt worden sein und deshalb in ganz anderer
Weise an die neue Aufgabe herantreten.

DENKMÄLER.

* , * Denkmälerchronik. Am 22. September ist vor der
Garnisonkirche in Kiel ein Denkmal für den bei dem Unter-
gang eines Torpedoboots ertrunkenen Herzog Friedrich
Wilhelm von Mecklenburg enthüllt worden. Es besteht aus
einer oben abgestumpften Pyramide aus schwedischem Granit,
in deren Vorderseite ein nach dem Modell von L. Brunow
in Berlin in Bronze gegossenes Medaillon mit dem Relief-
porträt des Verstorbenen eingelassen ist. Vor der Pyramide
liegt ein kolossaler Schiffsanker, dessen Kette um den Sockel
des Denkmals geschlungen ist. — Am 23. September wurde
in Stettin in Anwesenheit des Kaiserpaares ein Monumental-
brunnen eingeweiht, der nach dem Modell von Ludwig Munzel
in Berlin in Kupfer getrieben worden ist. Das Modell hat
dem Künstler auf der Berliner Ausstellung von 1896 die
grosse goldene Medaille und einen Preis der Stadt Berlin
eingebracht. Auf dem Bug eines Schiffes, dessen Kiel nach
Art der alten Wikingerschiffe in einen Drachenkopf ausläuft,
steht eine mächtige Frauengestalt, eine Segelstange mit ge-
refftem Segel auf der linken Schulter, die Rechte auf einen
Anker gestützt — die Personifikation der Stadt Stettin, und
vor ihr sitzt Merkur, der unternehmend in die Ferne späht.
Links ruht auf dem Felsen, der den Unterbau bildet, eine
Najade mit einer Muschel, die Repräsentantin des Meeres,
 
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