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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Die Ausstellung in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0017

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von SEEMANN & Co. in LEIPZIG, Gartenstrasse 17.

Neue Folge. X. Jahrgang. 1898/99. Nr. 2. 20. Oktober.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin W., Heinrich Kiepertstrasse 84 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur ,Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von Haasen-
stein 81 Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DIE AUSSTELLUNO IN DARMSTADT.
Die decentralisierende Bewegung in der Kunst
kommt seit einiger Zeit auch der hessischen Residenz
zu gute, und es hat den Anschein, als ob Darmstadt,
wo im vorigen Jahrhundert und bis über die Mitte
des unsrigen ein ganz reges künstlerisches Treiben
geherrscht hatte, wiederum in eine lebendige Berührung
zur Kunst kommen sollte. Die Stadt hat niemals auf-
gehört eine erhebliche Anzahl künstlerischer Talente
hervorzubringen — neuerdings auch für die Bau-
kunst —, aber die meisten von ihnen zogen es vor,
sich in München oder Berlin oder sonstwo festzu-
setzen. Wenn sich hierin jetzt ein Umschwung ein-
zustellen scheint, so dürfte ausser dem allgemeinen
Decentralisationstrieb auch das Beispiel Heinz Heim's
von bestimmendem Einfluss gewesen sein, des der
deutschen Kunst zu früh entrissenen Malers. Schon
er hatte sich aus München in die hessische Heimat
zurückgezogen, um einsam, unbeirrt von akademischer
Tradition und Launen der Mode, in den stillen Thälern
und in den Bauernhütten des Odenwaldes seinen Auf-
gaben nachzugehen.

Neuerdings also hat sich eine Anzahl jüngerer
Darmstädter Künstler, von denen die meisten hier
ansässig sind, zu einer „Freien Vereinigung", zusammen-
geschlossen. Unter dem Protektorat Sr. Kgl. Hoheit
des Grossherzogs, der sich die energische Förderung
künstlerischer und gewerblicher Thätigkeit in seinem
Lande zur Aufgabe macht, wurde dann in den neu
ausgestatteten Räumen des Kunstvereins am 20. Sep-
tember eine auch von auswärts lebenden Darmstädter
Künstlern beschickte Ausstellung eröffnet, und im
Anschluss daran hat der Verlagsbuchhändler Alexander
Koch das moderne, hauptsächlich deutsche Kunstge-
werbe zur Anschauung gebracht. Bis Ende Oktober
soll die ganze Ausstellung dauern.

Die Maler der Freien Vereinigung sind: W. Bader,
A. Beyer, R. Hölscher, M. Kern, P- Rippert, Ph. O.
Schäfer. Sie gehen nicht bloss äusserlich, sondern
auch in gewissen Qrundzügen des künstlerischen
Schaffens zusammen, die dem mit Darmstädter Land
und Leuten Vertrauten kaum zufällig erscheinen wer-
den: ihr Ziel ist eine schlichte, ehrliche Kunst, die
alles theatralische Hervordrängen der Empfindung
meidet, überhaupt nicht nach Effekten hascht und mit
einer durch berühmte Muster nur wenig beeinflussten
Selbständigkeit arbeitet. Für mehrere unter ihnen
scheint die ernste Art Heinz Heim's vorbildlich zu
sein, von dem übrigens einige weniger bekannten
Gemälde aus Privatbesitz ausgestellt sind, darunter
ein prächtiges Frauenbildnis. Aber innerhalb jenes
allgemeinen Gepräges ist jeder eine Persönlichkeit für
sich: entweder mehr auf ernsthafte Formbildung und
Komposition bedacht oder vorwiegend koloristischen
Aufgaben zugewandt, der eine von lebhafter, dem
Beschauer sich sofort vermittelnder Stimmung, der
andere von grösserer Sachlichkeit und Zurückhaltung.
Was den Stoffkreis angeht, so haben landschaftliche
vor den figürlichen Motiven das Übergewicht. An
Unfertigem und Unreifem fehlt es natürlich nicht,
aber das Gesamtresultat ist ein recht günstiges und
erweckt erfreuliche Aussichten für die Zukunft.

Der einzige Bildhauer der „Freien Vereinigung",
der in München lebende Dannstädter Ludwig Habich,
hat durchweg tüchtige Arbeiten ausgestellt, besonders
die kleineren, dekorativen Stücke verdienen uneinge-
schränktes Lob. Dasselbe gilt von einer Schmuck-
schale des Th. von Goscw-München, der, obwohl nicht
Darmstädter, ausnahmsweise eingeladen war.

Von den auswärtigen Malern, die als Landsleute
zu dieser Ausstellung herangezogen worden sind, ist
der Münchener Akademiedirektor von Löfftz leider
 
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