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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Die Ausstellung in Darmstadt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0018

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Bücherschau.

20

nur unzureichend mit zwei Zeichnungen, Eugen Bracht !
hingegen recht gut mit einem erst kürzlich ent-
standenen Gemälde „Castell Arras in den Seealpen"
vertreten. Von Ludwig von Hofmann sind vier neuere,
wohl in Rom entstandene Arbeiten da, von denen
besonders zwei die ganze Kühnheit und Stimmung
seines Kolorits bewundern lassen. Endlich giebt sich
Eduard Selzam sowohl in der Landschaft wie im
Figürlichen als ein überaus feinfühliger Künstler von
entschiedener Selbständigkeit zu erkennen.

Während die Arbeiten der Maler und Bildhauer
im Treppenhaus und in dem Hauptsaal der Kunst-
halle verteilt sind, war die Kunstgewerbeausstellung
auf eine Anzahl kleinerer,niedrigerer Räume angewiesen,
und ihr Leiter, Alexander Koch, hat diesen Umstand
in verständigster Weise ausgenutzt, indem er sich die
Herstellung behaglicher Wohnräume zum Ziel setzte
und dem zu Liebe manches hübsche Stück, das einge-
laufen war, zurückhielt. Eine Ausnahme macht nur
das zwar einheitlich, aber sehr reich ausgestattete Oalle-
Zimmer; doch gewährt es dafür einen umfassenden
Überblick über die geistvolle Kunst Galle's in Glas
und Intarsia. Im übrigen ist lediglich deutsches
Kunstgewerbe ausgestellt, und zwar in einer Auswahl,
die ein, wenn auch nicht ganz vollständiges, so doch
hinreichend instruktives Bild der modernen Bewegung
giebt. Unter den führenden Meistern kommt mit Recht
Otto Eckmann fim nachdrücklichsten zur Geltung; auf
seine Entwürfe gehen die hübschen Tapeten der ver-
schiedenen Räume, ferner zahlreiche Arbeiten der
Scherrebeker und Krefelder Kunstweberei, Schmiede-
eisen u. a. zurück. Das moderne Möbel wird neben
Galle besonders durch von Berlepsch und Michael
(München) illustriert, die Keramik ist vertreten durch
Länger, Schmuz-Baudiss und Familie von Heiden, die
Glasmalerei dmchHansChristiansenin Paris,den Darm-
städter Endner u. a. Auch wenn wir noch die Metall-
arbeiten nach Riemerschmied, die Plaketten von Var-
nesi, die Kunstgläser von Kppping und die hübschen
Stickereien der Frau von Brauchitsch (Halle) anführen,
haben wir den Inhalt dieser Ausstellung noch lange
nicht erschöpft, durch die sich der Veranstalter ein
zweifelloses Verdienst um das hiesige Publikum wie
um die moderne angewandte Kunst erworben hat.

BÜCHERSCHAU.

Deutsche Märchen. Eine Sammlung der schönsten deut-
schen Märchen nach Bechstein, Gebrüder Grimm, Mu-
säus etc. Ausgewählt und illustriert von Fritz Philipp
Schmidt. 3. Auflage des „Illustrierten deutschen Märchen-
buches" Leipzig, Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung.
Theodor Weicher, (1897). Oktav. 3 Mark.

Wer sich in die Illustrationen eingelebt hat, die Lud-
wig Richter, Paul Mohn und als ihr am meisten berufener Nach-
folger Hermann Vogel zu den verschiedenen deutschen Mär-
chensammlungen geliefert haben, wird sich schwerlich sobald

mit den neuesten Versuchen, ihre Leistungen durch die
reicheren Mitttel der modernen Technik zu übertrumpfen,
befreunden können. Die Schlichtheit und Einfalt der echten
deutschen Volksmärchen , die namentlich die Gebrüder
Grimm in ihren Nacherzählungen so trefflich zu wahren ge-
wusst haben, verlangt auch vom Künstler eine gleichartige
Behandlung, die nur zu leicht verloren geht, wenn sein Be-
streben darauf hinausläuft, durch möglichst realistische
Schilderungen zu zeigen, dass er die ganze Skala der neue-
sten Errungenschaften unseres Illustrationswesens zu beherr-
schen weiss. Trotz aller aufgewandten Kunst erscheinen
dann derartige Erzeugnisse leicht prätentiös, und werden
gerade von den Kindern, die das Echte von dem Unechten
mit feinem Takt zu unterscheiden wissen, zurückgewiesen
oder wenigstens unbeachtet gelassen. Diese Klippe hat
Fritz Philipp Schmidt, ein Schüler Hermann Prell's in
Dresden, der auf der ersten Dresdener internationalen Aus-
stellung mit einer gut gemalten Märchenlandschaft, die einen
unter Felsentrümmern schlafenden Drachen darstellt, ver-
treten war, glücklich vermieden; er hat in den Illustratio-
nen zu der von ihm ausgewählten Sammlung von Märchen
den Beweis geliefert, dass er Verständnis für das wahre
Wesen des Märchens besitzt. Vor allem war er so klug,
bei den häufiger illustrierten Märchen mit seinen bildlichen
Erläuterungen mir sparsam umzugehen und nur Momente
herauszugreifen, die von früheren Interpreten unbeachtet ge-
lassen worden sind. Zeigt er so das Bestreben, seine eige-
nen Wege zu gehen, so kann man auch seiner Auffassung
Selbständigkeit nachrühmen, die jedoch von falscher Origi-
nalitätssucht weit entfernt ist und das Fassungsvermögen
der kindlichen Phantasie stets im Auge behält. In einzelnen
Zeichnungen, wie in der Darstellung des voll Mordgier ein-
herschnaubenden Riesen in der Geschichte vom Däumling,
in der drastischen Schilderung des Ritter Blaubart oder auch
in dem grösseren Blatte, auf dem wir die Tochter der Hexe
mit den beiden Königskindern auf dem Rücken der Hirsch-
kuh durch den Wald flüchten sehen, hat er den echten Mär-
chenton köstlich getroffen, indem er sich nur an die Haupt-
sache hielt und das Charakteristische klar hervorhob, ohne da-
bei auf malerische Wirkung zu verzichten. In einzelnen
Fällen hat er sich jedoch zu Übertreibungen, die un-
schön wirken, hinreissen lassen, z. B. in dem Bilde, wo der
Teufel den schlimmen Richter auf seinen Schultern durch
die Lüfte entführt. Derartige grasse Schilderungen eignen
sich für das kindliche Gemüt nicht, sie schrecken weit mehr
ab, als dass sie anziehen. Auch hegen wir Zweifel, ob die
Auswahl der Märchen, bei denen wir jedesmal die Quelle
angegeben sehen möchten, nicht noch geschickter sein
könnte, doch wollen wir hier, wo wir nur die künstlerischen
Beigaben zu begutachten haben, die litterarische Seite der
Sammlung nicht weiter berühren. Die Reproduktion der
Zeichnungen Schmidts, deren Originale sowohl im Leipzi-
ger wie im sächsischen Kunstverein in Dresden ausgestellt
waren, durch Holzschnitte und Autotypien von ersten Leip-
ziger Instituten steht auf der Höhe moderner Anforderungen,
so dass wir das mit einem geschmackvollen Einband ver-
sehene Buch bei seinem billigen Preis von 3 Mark warm
empfehlen können. h. a. lier.

H. Eckardt, Alt-Kiel in Wort und Bild. Verlag von
H. Eckardt. Kiel 1897; ca. 20 Lieferungen ä 1 M.
Das Werk, welches bisher in fünfzehn Heften ä zwei
Bogen vorliegt, verdient ein weiteres Interesse, als Stadt-
monographien zu finden pflegen. Der Verfasser giebt im
Text ein lebensvolles Bild städtischer Entwicklung: die
 
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