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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0054

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Vom Kunstmarkt.

Q2

figur, die für die Ausführung in Bronze bestimmt war, als
porzellanene Nippfigur anfertigen und durch bunte Bemalung
ihrer monumentalen Wirkung entkleiden zu lassen. Ebenso-
wenig ist es gelungen, die Gruppe von „Eulenspiegel und
Nele" nach Charles Samuel, die durch den Ausdruck rühren-
der Naivetät so rasch beliebt wurde, in ihrer porzellanenen
Verkleinerung zu einem Werke von künstlerischer Bedeutung
zu erheben, da bei aller technischen Meisterschaft in der
Ausführung der geistige Ausdruck des Originals nicht er-
reicht ist. Um so besser ist die Nachbildung von Walter
Schott's „Kugelspielerin" ausgefallen, die in dreierlei Aus-
führung, glasiert und zart bunt staffiert, bisquit und noch
zarter staffiert, und bisquit, weiss, hergestellt worden ist.
Namentlich die Ausführung in Bisquit mit äusserst zarter
Staffierung wirkt ungemein anmutig und wird sich sicher
binnen kurzem zahlreiche Freunde im Publikum erwerben.
Von den übrigen Novitäten scheinen uns vor allem noch
folgende Gruppen und Figuren erwähnenswert: „Seltener
Fang" nach Ernst Herter, „Venus Anadyomene", „Venus und
Amor", „Wahrsagerin" und „Pierrot und Pierette". Durch
besonders gelungene Bemalung und geschmackvolle Form
empfiehlt sich endlich die „Nixenschale" und der nach
dem Terrassenbrunnen geformte „Aschenbecher".

H. A. L1ER.

v. Gr. — Die Bürgerschaft von Brescia wird gegenwärtig
durch eine Frage von allgemein künstlerischem Interesse be-
wegt. Es handelt sich um den Ausbau oderdieWiederherstellung
der „Loggia" d. h. des städtischen Palastes. Auf den Ruinen
eines Vulkantempels 148g erbaut, wurde er lange dem Bra-
mante zugeschrieben. Die neuere Kunstgeschichte nennt als
seinen Schöpfer den Vincentiner Baumeister Tom. Fromen-
tone; der Puttenfries stammt von Jacopo Sansovino, die
Fensterumfassungen von Palladio. Der prächtige, an Orna-
menten und Marmorschmuck fast überreiche Bau zeigt im
Erdgeschoss eine tiefe Halle auf Säulen ruhend, welche ihm
den Namen gegeben hat. Ein entstellender achteckiger
oberer Aufsatz, eine Arbeit von Vanvitelli, wurde 1769 hinzu-
gefügt, da 1575 ein Brand das Gebäude und namentlich sein
Inneres stark mitgenommen hatte. Dieser Aufsatz missfiel
so, dass man mit den Wiederherstellungsarbeiten aufhörte.
Jetzt, nach 120 Jahren, denkt man wieder daran, den Palast
aufzubauen. Aber mit praktischen Rücksichten sollen auch
künstlerische und kunstgeschichtliche vereinigt werden. Diese
Erwägung hat dazu geführt, dass das Unterrichtsministerium
und die Kommission der schönen Künste um ihre Ent-
scheidung in dieser Frage angegangen sind, ob man zu dem
vom Erbauer Fromentone beabsichtigten Kuppelbau zurück-
kehren müsse oder das praktischere und billigere flache
Dach wählen dürfe und dass sie sich natürlich in verschie-
denem Sinne ausgesprochen haben; dass endlich die Grund-
sätze von Restauration der Bauwerke früherer Zeit, wie sie
auf dem Architektenkongress des Jahres 1883 in Rom fest-
gelegt sind, Beachtung verlangen! Kurz die Frage ist eine
sehr komplizierte, und dass sie irgendwie gelöst wird, darf
man nur deshalb hoffen, weil die Stadt Brescia neue Räume
für städtische Zwecke durchaus braucht.

f Amsterdam. — Rembrandt's grosses Bild „David vor
Saul die Harfe spielend", das sich auf der Rembrandtaus-
stellung befand, ist aus der Hand des Pariser Kunsthändlers
Durand Ruel für 200000 Frks. in den Besitz des Dr. Abra-
ham Bredius übergegangen, der seiner Sammlung damit
den siebenten Rembrandt einverleibt hat.

* , * Zur Wiederherstellung des kurfürstlichen Schlosses
in Mainz sind aus Reichsmitteln 300000 M. in jährlichen
Raten von 25000 M. bewilligt worden.

VOM KUNSTMARKT.

London. — Am 5. Dezember und den nächstfolgenden
fünf Tagen wird der grössere Teil der Bibliothek des verstor-
benen William Morris durch Sotheby zur Auktion gelangen.
Mr. Morris war bekanntlich Künstler und Kunstmäcen in einer
Person, sowie präraphaelitischer Schriftsteller und Errichter
der „Keimscott-Press", welche sich die Aufgabe gestellt hatte,
die Buchillustration zur höchsten Vollendung zu erheben.
In der Hauptsache war die genannte Büchersammlung daher
so angelegt, dass sie den ausgesprochenen Zwecken ihres
Begründers bestmöglichst dienen sollte. Da die „Kelmscott-
Press" geschlossen ist, und Mr. Morris die Holzstöcke und
Platten für die bezüglichen Buchillustrationen dem British
Museum vermachte, so kann es nicht bedauert werden, dass
die nunmehr verwaiste Bibliothek zur Auflösung gelangt.
Unter den drei schön illuminierten Manuskripten des ^.Jahr-
hunderts ist jedenfalls die lateinische Bibel aus dem Jahre
1250 das interessanteste Werk. Ferner gelangt zum Ver-
kauf eine ganze Reihe prachtvoll illuminierter Antiphonarien
aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert. Ausserdem erwähnens-
wert sind: „De Civitate Dei lib. XXII", ca. 1468 in Strass-
burg von Mentelin gedruckt, welches das von Dürer für
seinen Freund Pirckheimer gezeichnete Ex-libris des letzteren
enthält. Unter den 15 Folio-Bibeln befindet sich ein schönes
Exemplar von Koburger's zweiter lateinischer Bibel, 1477,
mit dem gemalten Wappen und dem Motto des Erzbischofs
von Salzburg. Ferner die deutsche Bibel aus der Offizin
von Günther Zainer stammend, ca. 1473—1474, die mit zahl-
reichen alten Holzschnitten ausgestattet ist. Ein unvoll-
ständiges Bibelmanuskript aus dem Ende des 13. Jahrhunderts
herrührend, welches Philipp der Gute von Burgund einem
Kloster in der Nähe von Lille schenkte, zeichnet sich durch
besonders schon gemalte Initialen und Randdekorationen
aus. Ein ähnliches, aber vollkommen intakt erhaltenes
Manuskript aus dem Jahre 1300 enthält 165 herrlich illu-
minierte Verzierungen. Von seltenen, illustrierten und in
England entstandenen Werken, soll erwähnt werden: „Bar-
tholomeus de Proprietatibus Rerum", 1496, aus der Offizin
von Wynkynde Wörde, geschmückt mit ornamentalen
Initialen und wertvollen Holzschnitten. Eins der interessan-
testen und vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet
am besten ausgestatteten Manuskripte der gesamten Morris-
Kollektion bildet des Josephus „Antiquitates Judaicae et de
Bello Judaico Libri", das sich früher in der „Hamilton-
Sammlung" befand. Diese Schrift enthält 27 Miniaturen
ersten Ranges, nebst vielen anderen in Gold und Farben ge-
höhten dekorativen Elementen. Nicht minder bedeutenden
künstlerischen Wert besitzt das sogenannte „Sherbrooke-
Missal". Letzteres umfasst 333 Blätter, die sämtlich durch
erstklassige Handmalerei illustriert sind, deren Entstehung
ca. 1350 erfolgte. Als ein verwandtes Werk kann das
„Steinfeld-Missale" bezeichnet werden, welches ca. 1200 zu
Steinfeld, in der Diöcese Köln, begonnen und etwa ein Jahr-
hundert später ebendaselbst vollendet wurde.

Berlin. — Versteigerung Hildebrandt'scher Aquarellen
aus der Kollektion v. Nagler bei R. Lepke am 25. Oktober
1898. Die 43 Originalaquarellen wurden im ganzen mit
23050 M. bezahlt. Der niedrigste Preis war 245 M. für

1 Nr. 18, der höchste 1055 M. für Nr. 24. Funchal auf Ma-
deira. Sonst sind noch hervorzuheben: Nr. 3. Ansicht von
Sevilla, 550 M. — Nr. 7. Partie bei Cintra, 555 M. — Nr. 10.
Funchal auf Madeira, 1015 M. — Nr. 11. Küste von Madeira,

1 730 M. — Nr. 28. Hafenpartie von Funchal, 720 M. — Nr. 30.
St. Cruz, 645 M. — Nr. 35. Telde, 855 M. — Nr. 39. Las
 
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