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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Térey, Gábor: Aus der Nationalgalerie in Budapest, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0058

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Bücherschau.

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Römerin in der Berliner Galerie (Nr. 25g B) auf — j
es ist nur ein kleines Stück Erde, aber wie ist das
alles empfunden! Unvergänglichen Verdienst hat sich
Prof. Hauser in München erworben, indem er dem i
Bilde seinen alten Glanz wiedergab. Erst bei der
Restauration stellte sich heraus, dass das Bild über
alle Erwartungen gut erhalten ist. Die wesentlichsten
Teile: das Gesicht und die Hände sind mit Ausnahme
von einigen kleinen Stellen als vollständig intakt zu
bezeichnen, dagegen fanden sich Spuren von Putz-
versuchen im schwarzen Gewände und namentlich
auch im Haupthaar; die erwähnte Landschaft ist in
ihrer vollen Schönheit wieder zum Vorschein ge-
kommen. Mit einem Worte, es ist ein Porträt, das
allgemeine Bewunderung verdient, zu Piombo's Haupt- 1
leistungen gezählt werden muss und in künstlerischer
Hinsicht dem Doria-Porträt in Rom nicht nachsteht.
Nr. 1338. Christus bei Simon, dem Meister des Todes
der Maria zugewiesen, mit welchem es aber nichts
gemein hat. Der Künstler dürfte eher dem Kreise des
Jan Mostaert angehören. Ohne Zweifel kannte er aber
die Niederlande, darauf weist schon das rückwärtige
Interieur mit dem Kamin, das sich z. B. auch auf
Mostaert's Bilde in der Brüsseler Galerie „Miracle du
tamis brise« in analoger Weise vorfindet, auch ist die
Magd auf beiden Bildern in derselben niederländischen
Tracht dargestellt. Nr. 1346. Die Heiligen Katharina
und Barbara. Zwei Flügelbilder, ausgezeichnete Ar-
beiten des weitgereisten Jan Scorel, zu welchen das
Mittelbild sich vielleicht noch nachweisen lässt. In
eklatanter Weise erkennt man den italienischen Ein-
fluss und zwar der Mailänder Schule. Namentlich
gemahnt die heil. Barbara direkt an Luini's Weise, ihr
Lächeln ist geradezu lionardesk, die Landschaft da-
gegen in Scorel's bekannter Art, es fehlen die grossen
überhängenden Felsen nicht, die man auch auf dem
Magdalenenbild im Rijksmuseum zu Amsterdam sieht.
Nr. 1335. Barend van Orley, Brustbild Karls V. Echt,
aber etwas dekorativ in der Wirkung, weder in Farbe
noch im Ausdruck von jener Kraft, wie z. B. Mabuse's
Johann Carondelet im Louvre. Durch dieses Kaiser-
bildnis ist eine weitere Thätigkeit des Meisters für Karl V.,
für welchen Orley bekanntlich Entwürfe für Teppiche
verfertigte, nachgewiesen. Nr. 1336. Oerard David,
Anbetung der Hirten. Feines Bild von ausgezeichneter
Erhaltungundsorgfältigster Durchführung. Der Künstler
hat dasselbe Thema in analoger Weise noch einmal
behandelt auf dem Bilde im Besitze des Geh. Regierungs-
rates von Kaufmann in Berlin (beide abgebildet in
der Publikation der kunsthistorischen Gesellschaft
1896, Nr. 11 und 12). Wie so oft bei den Altnieder-
ländern, ist auch hier das Christuskind klein und
direkt auf dem Boden liegend dargestellt, im Gegen-
satze zu den Italienern, die das Kind älter und in den
Körperformen reifer erscheinen lassen, vgl. z. B. das I

Bild des Petrus Christus im Berliner Museum und
das des Hugo van der Goes im Hospital von S.
Maria Nuova in Florenz. Nr. 1354 und 1355. F. Ferg
de Paula, Signierte Landschaften mit vielen kleinen
Figuren; gut vertreten ist dieser geschickte Wiener
Akademiker des 18. Jahrhunderts namentlich in den
Galerien von Dresden und Wien. Zum Schlüsse
möchte ich noch einiger altdeutscher Bilder gedenken,
die in früheren Jahren ausgestellt waren, sodann ins
Depot wanderten, von wo sie erst kürzlich wieder ans
Tageslicht gezogen wurden. Zwei davon, Nr. 843 und
844, sind aus der Nürnberger Schule vom Anfang des
16. Jahrhunderts, leider nur als Fragmente erhalten.
Das eine stellt Maria, das andere Johannes dar, beide
von tiefstem Schmerz ergriffen, wahrscheinlich einer
Kreuzigungsgruppe angehörend. Typen, Zeichnung und
Farbe deuten auf - den Dürerkreis hin, trotzdem ist
man nicht geneigt, sie einer bestimmten Hand zuzu-
weisen. Bei der lückenhaften Vertretung der alt-
deutschen Meister in der Nationalgalerie schien es
mir geboten, diese Werke auszustellen. Viel höhere
Beachtung als die genannten Fragmente verdient
Nr. 841, eine heilige Familie von einem deutschen
Maler um die Wende des 15. Jahrhunderts, um so mehr
als aus dieser Zeit nicht allzuviel auf uns gekommen
ist. Die künstlerische Auffassung, die Formensprache,
die sorgfältige Technik verbunden mit warmem Kolorit
weisen in die Gegend des Mittelrheines hin. End-
lich sei noch eines in der letzten Zeit erworbenen
Bildchens gedacht (Nr. 1479), das seit langer Zeit in
Ungarn ist und aus dem Besitze eines kunstsinnigen
ungarischen Bischofs stammt. Es rührt von der
Hand des westfälischen Meisters Heinrich Aldegrever
her und stellt Loth und seine Töchter dar, im Hinter-
grunde das brennende Sodom. Das Bildchen stimmt
bis auf geringe kleine Abweichungen mit des Meisters
Kupferstich B. 17 überein, trägt gleichfalls dieselbe
Signatur und die Jahreszahl 1555. Die Hauptthätigkeit
Aldegrever's liegt, wie bekannt, auf dem Gebiete des
Kupferstiches. Zum Pinsel griff er selten, vielleicht
weil er kein bedeutender Kolorist war, und seine auf
uns gekommenen Gemälde sind Seltenheiten; ihnen
merkt man deutlich an, dass er vorwiegend Gold-
schmied und Kupferstecher war.

GABRIEL VON TEREY.
(Fortsetzung folgt.)

BÜCHERSCHAU.
Handausgabe der Denkmäler griechischer und
römischer Skulptur von Furtwängler und Urlichs.
München 1898, Bruckmann.
Das von Brunn herausgegebene monumentale Sammel-
werk griechisch-römischer Skulpturen ist durch Furtwängler
und Urlichs, auf eine Auswahl von 50 Tafeln beschränkt,
als Vorlagewerk für Schulgebrauch erschienen. Den Schul-
lehrern, welche so glücklich sind, dies Anschauungsmaterial
 
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