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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Hampe, Theodor: Hans Gudewerdt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0097

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von e. a. seemann in LEIPZIG, Gartenstrasse 15.

Neue Folge. X. Jahrgang. 1898/99. Nr. 12. 19. Januar.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin W., Heinrich Kiepertstrasse 84 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von H aasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

HANS GUDEWERDT.')

Am Schlüsse des „Vor- und Nachworts« zum
dritten Bande von Richard Haupt's trefflichem Inventar
der Kunstdenkmäler Schleswig-Holsteins, das sich
insbesondere durch ein sehr verständiges Einhalten
der rechten Mitte zwischen dem Zuviel, der Belastung
mit Überflüssigem, und dem Zuwenig, dem Herab-
sinken zur blossen Nomenklatur, auszeichnet, wird
in poetischer Form dem Wunsche Ausdruck gegeben,
es möchte das Gebiet, das von dem Verfasser des
Inventars zum erstenmal in seiner ganzen Aus-
dehnung urbar gemacht, durchpflügt und angesäet
worden sei, sich auch weiterhin der eifrigsten und
sorgfältigsten Pflege erfreuen, „dass man des ersten
Pflügers darf vergessen". Wenn man nun auch der
letzten Wendung dieses Wunsches die Zustimmung
versagen muss, so kann man sich doch im übrigen
nur auf das lebhafteste demselben anschliessen.

Noch im Jahre 1861 beginnt ein Bericht über
die Kunstdenkmäler Schleswig-Holsteins und Lauen-
burgs (in den Jahrbüchern für die Landeskunde der
Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
Bd. I, Heft 1) mit dem Satze: „Die Herzogtümer
sind arm an bedeutenden Werken der bildenden
Künste." Freilich hat der Verfasser dabei vor allem
die Denkmäler des Mittelalters und der Renaissance
im Auge, denn in den Hervorbringungen der späteren
Zeiten, namentlich des 17. Jahrhunderts, erblickte man
damals noch kaum etwas anderes, als abscheuliche
Verirrungen des künstlerischen Geschmacks. Aber
selbst für das Mittelalter, mehr noch für die Renaissance,

1) Hans Gudewerdt. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte
Schleswig-Holsteins von Gustav Brandt. Leipzig, E. a. See-
mann. 1898.

insbesondere die Spätrenaissance, hat Haupt's Inventar
diese Ansicht als unrichtig erwiesen — wenn man
nur bei dem Worte „bedeutend" nicht gerade an
Schöpfungen allerersten Ranges denkt —, und gleich-
zeitig haben die fortgesetzte Steigerung des historischen
Sinnes und die mehr kulturgeschichtliche Richtung,
welche die Kunstgeschichte in unserer Zeit genommen
hat, zu einer richtigeren Würdigung der Kunstschätze
aus den auf die Renaissance folgenden Epochen ge-
führt. Man erkennt heute das Grosse und Bedeutende
auch in den Meisterwerken des Barocks und wendet
solchen Schöpfungen ein lebhaftes Interesse zu. An-
dererseits sind es nicht mehr fast einzig und allein die
höchsten Höhen des künstlerischen Schaffens, an denen
die Kunstforschung immer wieder mit Eifer ihr Können
erprobt. Von kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten
geleitet, zieht sie nun auch die mehr handwerkliche
Produktion, das Kunstempfinden des Volkes in den
verschiedenen Länderteilen, die Bauernkunst in den
Kreis ihrer Betrachtung und ernsten Studien. Überall
eröffnen sich auf dem also erweiterten Gebiet neue
Perspektiven, treten bisher unbekannte oder kaum be-
kannte Meister freilich nicht ersten, aber doch zweiten
oder dritten Ranges auf den Plan, ist die Luft erfüllt
von ungelösten Fragen und Problemen. So sehen
wir uns vielfach wieder am Anfang, wo wir uns fast
schon am Ende dünkten.

Auf die zahlreichen neuen Ausblicke und mannig-
fachen Anregungen, die das Haupt'sche Inventar zu-
sammen mit den archivalischen Forschungen Johannes
Biernatzki's gewährt, hat bald nach dem Erscheinen
des Buches Professor Richard Förster in einer aka-
demischen Rede hingewiesen („Die Kunst in Schleswig-
Holstein." Kiel, 1890. Universitäts-Buchhandlung).
Seitdem haben sich bereits mehrere, namentlich unter
 
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